Aus der Vorbereitung für das
härteste Radrennen der Welt, das Race Across America, entwickelte der
Südafrikaner Johnny Goldberg in den achtziger Jahren ein Radsportprogramm,
welches nun weltweit zahlreiche Anhänger hat und vor allem in Fitness-Studios
begeisterte Anhänger findet. Ausdauersportler können in der kalten Jahreszeit
nebeneinander in einem geschlossenen Raum vielfältige Programme auf dem Standrad
fahren und so eine gesunde und auch leistungsfördernde Trainingsalternative
verfolgen.
Das Spinning-Rad
Spinning
ist ein geschützter Begriff, welcher sich auf authorisierte
Indoorcyclingprogramme von Johnny Goldberg bezieht. Andere Begriffe sind
beispielsweise Spinracing oder rpm. Jedoch unterscheiden sich die Inhalte der
Programme relativ wenig und sind für alle ausdauerinteressierten Sportler
interessant und relevant. Die Spinningräder sind vielseitig einstellbar und es
sollte sich jeder Teilnehmer vorher die optimale Einstellung des Rades sowie den
Gebrauch vom Kursleiter in einem Fitness-Studio erklären lassen. Kleine
Änderungen der Sitzposition können später immer wieder vorgenommen werden. Die
Grundposition ist zunächst das wichtigste: keine durchgestreckten Knie,
Sattelspitze nicht zu weit vorne, Oberkörper nur leicht zum Lenker abneigen,
stets mit etwas Widerstand fahren.
Das
Indoorrad hat einen starren Antrieb. Tretlager und Schwungscheibe sind mit einer
Kette oder Gummiantrieb fest miteinander verbunden. Dadurch gibt es keinen
direkten Leerlauf, welches einen effizienten Tritt (=runder Tritt) ermöglicht.
Das Schwungrad hat ein Eigengewicht von 14 20 Kilogramm und unterstützt die
gleichmäßigen Fahreigenschaften. Durch eine kleine Drehschraube kann der
Widerstand auf das Schwungrad jederzeit reguliert werden. Je nach Leistungsstand
des Teilnehmers ist so ein dosiertes Radfahren möglich und sollte nie maximal
eingestellt werden. Ein beanspruchungsgerechtes Training ist so möglich.
Einfach mal was Anderes
Wer im
Laufen seine Leistungsfähigkeit verbessern will, egal ob Leistungssportler oder
Freizeitsportler oder auch Gesundheitssportler, darf und soll auf
Trainingsalternativen in den Wintermonaten zurück greifen. Dies schult die
Fähigkeit der Muskulatur besser und effektiver zusammen zu arbeiten, verbessert
die Herz-Kreislaufeigenschaften, entspannt und schafft neue Motivation sowie
bietet es Raum für eine komplettere Regeneration der durch das Lauftraining im
Sommer belasteten passiven Strukturen (Knochen, Sehen und Knorpelsubstanzen).
Das
Spinningtraining steigert neben der physischen Komponente auch das mentale
Wohlbefinden, da unter Anleitung des Kursleiters eine virtuelle Radstrecke unter
Musikbegleitung abgefahren wird. Die Musik bestimmt die Trittfrequenz und
visualisiert u.U. eine bestimmtes Übungsprofil. Dabei können bergige Strecken
oder flache, schnelle Abfahrten oder ein ruhiges Fahren in der Ebene bestimmend
sein. Von Vorteil ist, dass jeder Kursteilnehmer die Belastung selbst steuern
kann.
Jedes
Trainingsprogramm sollte mit einem Warmfahren begonnen werden. Nach 5 bis 10
Minuten wird dann meist der erste Hügel erklommen. Dabei wird dann der
Widerstand leicht erhöht, die Trittfrequenz erniedrigt und ggf. kann der
Kursleiter ein Fahren aus dem Sattel vorgeben. Ein häufiger Wechsel aus der
sitzenden in die Wiegtrittposition ermöglicht folglich ein abwechslungsreiches
Programm.
Das
Training sollte stets als Grundlagenausdauertraining genutzt werden, da dies die
wichtigste Eigenschaft für einen konsequenten und optimalen Saisonaufbau im
Laufen darstellt. Nutzen Sie beim Spinningtraining einen Pulsmesser und
kontrollieren Sie Ihre Herzfrequenz, dass sie selten (ca. 2 4 x a´40 60
Sekunden pro Einheit) über einen Bereich von ca. 150 Schlägen/Minute steigt. Die
mittlere Herzfrequenz ist das Entscheidende und sollte im grünen Bereich
liegen. Wo dieser genau liegt, ist abhängig vom Alter, vom Leistungsstand und
vom individuellen Herzfrequenzverhalten. Dabei befindet sich die
Belastungsherzfrequenz beim Radfahren in etwa 10 20 Schlägen/Minuten niedriger
als beim Laufen.
Selbst das
vorgegebene Programm des Kursleiters kann als Grundlagentraining gestaltet
werden, indem man eine submaximale Belastungsdosierung vornimmt. Dies kommt
einem Grundlagentraining gleich und ist ideal für den weiteren Formaufbau.
Natürlich
tut es gut und in der Gruppe macht es gerade mit Hilfe motivierende Musik Spaß,
wenn man sich mal auspowert. Üben Sie sich jedoch in etwas mehr Souveränität,
denn Ihr Saisonhöhepunkt sollte doch nicht das Spinningtraining sein, sondern
der Frühjahrsmarathon oder eine neue persönliche Bestzeit über 10 Kilometer oder
ein erfolgreiches Finshen eines Volkslaufes im Frühjahr. A und O ist das
Grundlagentraining und das Spinningtraining ist nur eine Alternative, nicht
Saisonhöhepunkt!
Spinning im Trainingsalltag
Entscheidend in der Winterzeit ist es, die Trainingsalternativen neben dem
Lauftraining sinnvoll ein zusetzten. Wenn Sie etwa 3 5 x pro Woche
trainieren, können Sie 2 x eine Trainingsalternative in das Training einplanen.
Ein effektives Spinningtraining dauert etwa 45 60 Minuten (Kursdauer) und
kann, wenn es der Kursleiter bzw. die Räumlichkeiten erlauben ggf. länger
andauern, indem Sie im Anschluss noch für sich 15 30 Minuten locker im unteren
Grundlagenbereich weiterradeln. Auch ein Koppeltraining ist für die Ausbildung
der Grundlagenausdauer wertvoll. Beim Koppeltraining schließt sich ein kurzer
bis mittlerer Dauerlauf über 20 45 Minuten an und verbessert neben der
Grundlagenausdauer auch koordinative, muskuläre Eigenschaften.
Folgende
Programme können Sie neben den vorgegebenen Trainingsprogrammen durch den
Kursleiter selbst auf dem Spinningrad durchführen (wenn es das Fitness-Studio
erlaubt, d.h. freie Spinningräder auf der Trainingsfläche aufgebaut sind)
1. |
Dauermethode
30 90 Minuten
bei Trittfrequenz von ca. 90 100 Umdrehungen/Minuten und einem Pulsbereich
von 105 125 Schlägen/Minute |
2. |
extensive und
intensive Intervallmethode
30 75 min bei
einer Trittfrequenz von 80 (Pausen) 120 U/min und einem Pulsbereich von
105 165 S/min (mögliche Intervalle: 10 x 1 min, 8 x 2 min, 5 x 3 min, 3 x
5 min; Pausenlängen ca. 2 4 min) |
3. |
Fahrtspiele
40 90 Minuten
bei einer Trittfrequenz von 80 120 U/min und einem Pulsbereich von 105
140 S/min (spontane Tempospiele mit unterschiedlichen Trittfrequenzen und
variablen Widerständen über verschiedenen Zeitabschnitte, Pausenlänge länger
als Belastungsabschnitt) |
4. |
Kraftausdauermethode
45 60 Minuten
bei einer Trittfrequenz von max. 70 80 U/min und einem Pulsbereich von 105
130 S/min (10 min aufwärmen, 2 3 x 6 15 min bei hohem Widerstand und
geringer Trittfrequenz, Pausenlängen ca. 3 5 Minuten) |
|