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Die Weltmeisterschaften in Helsinki
vor Augen, den Auftritt in Leverkusen im Kopf und die Konkurrenz im Nacken: Der
Druck auf die deutschen Sprinter vor dem 11. Bayer-Leichtathletik-Meeting am
Samstag (Hauptprogramm ab 18 Uhr) ist enorm. Im Manforter Stadion geht es wie
schon in den vergangenen Jahren um mehr als nur die reine Platzierung und gute
Zeiten. Es geht über 100, 200 und 400 Meter bei Männern und Frauen um die Plätze
in den Staffeln des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) bei den
Welt-Titelkämpfen in Finnland (6. bis 14. August). Wer in Helsinki über die
Rolle des Zuschauers hinaus will, muss sich zuvor in Leverkusen empfehlen.
Das wird Spitzenergebnisse
geben, sagt Meeting-Direktor Marc Osenberg voller Zuversicht und reibt sich
genüsslich die Hände: Ich bin sicher, dass wir 2005 gemessen an den Leistungen
zu den besten drei deutschen Meetings gehören werden und im Vergleich zum
Vorjahr, als wir Platz fünf belegten, einige Plätze gutmachen können. Wir
streben 80.000 Punkte an und wollen das DLV-Meeting in Ulm übertreffen.
Ob das gelingt, wird auch von
Tobias Unger abhängen. Der Athlet vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg
ist derzeit das Aushängeschild des deutschen Männer-Sprints. Extra für den
200-Meter-Rekordmann, der bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid
Anfang Juli die 20 Jahre alte nationale Bestmarke des Magdeburgers Frank
Emmelmann um drei Hundertstel auf 20,20 Sekunden gedrückt hatte, wurde seine
Paradestrecke ins Programm aufgenommen. Bei den Frauen steht Doppelmeisterin
Birgit Rockmeier (LG Olympia Dortmund), die wie Unger in Wattenscheid die 100
und die 200 Meter gewann, ganz oben auf der Startliste.
Neben Einzelrennen absolvieren
die DLV-Sprinter auch einen Staffelstart: Die beiden 4x100-Meter-Staffeln haben
ja noch keine A-Norm, sind von uns aber für die WM nominiert worden, weil wir
ihnen dort gute Chancen auf eine vordere Platzierung einräumen. Dies müssen sie
jetzt untermauern, fordert Jürgen Mallow, Leitender Bundestrainer des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes.
Um allen 400-Meter-Läufern, die
um die Staffelplätze kämpfen, gleiche Bedingungen zu bieten, wird es auf der
Stadionrunde quasi zwei A-Läufe geben. Dabei brennt Simon Kirch darauf zu
beweisen, dass er zurecht eine WM-Fahrkarte für das Einzelrennen erhalten hat.
Der Deutsche Meister aus Saarbrücken war vom DLV mit der B-Norm nominiert
worden. Ich glaube, dass ich um die 45,40 Sekunden laufen kann, sagt Kirch.
Das hat außer dem derzeit verletzten Neu-Leverkusener Ingo Schultz in den
vergangenen sechs Jahren kein Deutscher geschafft.
Auch die Wattenscheider
800-Meter-Läuferin Monika Gradzki wird vom DLV nur auf Grundlage der B-Norm zur
WM mitgenommen. In Leverkusen werden wir alles dafür tun, damit sie erstmals in
ihrer Karriere unter zwei Minuten bleibt, verspricht
Leichtathletik-Geschäftsführer Paul Heinz Wellmann.
Großes hat René Herms für
seinen Auftritt im Manforter Stadion ankündigen lassen. Er soll 1:44,50 Minuten
laufen, sagt sein Trainer Klaus Müller. Die Bestleistung des Pirnaers steht bei
1:44,14 Minuten. Damit war er im Vorjahr im Rahmen der Team-Challenge in München
in die Weltspitze vorgestoßen. Die Veranstaltung fungierte damals als
Abschlusstest der deutschen Leichtathleten für die Olympischen Spiele in Athen.
Doch weil die für den 24. Juli 2005 geplante Neuauflage abgesagt werden musste,
sprang Bayer 04 mit seinem Bayer-Meeting ein, das Unterstützung vom DLV erfährt,
trotzdem aber mit einem Etat von 90.000 Euro auskommen muss.
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Autor und Copyright: Christian Klaue
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