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Im Vorfeld der Bundestagswahl am
18. September haben der Deutsche Sportbund (DSB) und das Nationale Olympische
Komitee (NOK) erstmals einen gemeinsamen sportpolitischen Forderungs-Katalog mit
14 Punkten veröffentlicht, die DSB-Präsident Manfred von Richthofen als
Wahlkampf-Bausteine bezeichnete.
Der Sport mit seinen 90.000
Vereinen und über 27 Millionen Mitgliedern erwarte von allen Parteien und
Kandidaten die Anerkennung seines herausragenden gesellschaftlichen
Stellenwertes sowie `befriedigende Antworten auf drängende Probleme´, heißt es
im Vorwort zum DSB-NOK-Papier.
Zu den Forderungen gehören die
Beibehaltung des staatlichen Glücksspiel-Monopols, aus dessen Erlösen der Sport
jährlich Millionen erhält, die Fortsetzung des Goldenen Plans Ost zur
Sportstätten-Sanierung sowie die Einrichtung eines speziellen
Sport-Fernsehkanals in den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Die Vielfalt des
Sports komme wegen der Quoten-Orientierung ansonsten nur `völlig unzureichend´
zum Tragen, lautet die Begründung.
Die 14 Kernforderungen des DSB-NOK-Kataloges: 1. Anerkennung des
gesellschaftlichen Engagements,
2. Aufrechterhaltung der gemeinnützigen Strukturen,
3. Bürokratieabbau auch für den Sport,
4. Bekenntnis zum Leistungssport,
5. Förderung des Gesundheitssports,
6. Förderung des Breitensports,
7. Beibehaltung des staatlichen Glücksspiel-Monopols,
8. Förderung des Schulsports,
9. Fortsetzung des Goldenen Plans Ost,
10. Unterstützung beim Kampf gegen Doping,
11. Absicherung des Sports in der EU-Verfassung,
12. Förderung sportlicher Entwicklungshilfe,
13. Einrichtung eines Sport-TV-Kanals,
14. Finanzierung der Sport-Wissenschaft.
Die gemeinsamen und von den Präsidien verabschiedeten sportpolitischen
Schwerpunkte und Forderungen des Deutschen Sportbundes und des Nationalen
Olympischen Komitees für Deutschland zur Bundestagswahl 2005 und für die 16.
Wahlperiode des Deutschen Bundestages sollen von den Repräsentanten der
Mitgliedsorganisationen in den Diskussionen mit den Kandidatinnen und Kandidaten
für die Bundestagswahl verwendet werden.
Der Forderungskatalog hat folgenden Wortlaut:
Der Sport in Deutschland
leistet einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben der Menschen und zur
Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Der Deutsche Sportbund, das Nationale
Olympische Komitee für Deutschland und ihre Mitgliedsorganisationen sowie
insbesondere ihre rund 90.000 Vereine integrieren mit über 27 Millionen
Mitgliedschaften weit mehr Menschen als andere Freiwilligen-Organisationen. Der
Sport rekrutiert die meisten Ehrenamtlichen und trägt in einem sehr hohen Maß
zur Dichte und Tragfähigkeit des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei. Die
zahlreichen Zielgruppenprogramme des Sports (z.B. Frauen, Senioren, Migranten,
Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderung) belegen die umfassende
gesellschaftspolitische Dimension des Sports. Der Spitzensport unterstützt die
Entwicklung zentraler gesellschaftlicher Wertorientierungen, insbesondere
hinsichtlich der Vorbildwirkung des Leistungsgedanken und eines positiven
Elitenbegriffs. International erfolgreiche Leistungssportlerinnen und -sportler
prägen im In- und Ausland ein positives Bild von Deutschland als erfolgreiche
Sportnation.
Der Deutsche Sportbund und das
Nationale Olympische Komitee für Deutschland erwarten daher, dass dieser
herausragende gesellschaftliche Stellenwert des Sports und seine vielfältigen
Beiträge für das Gemeinwohl durch die für die 16. Wahlperiode des Deutschen
Bundestages kandidierenden Parteien und Kandidatinnen sowie Kandidaten anerkannt
wird. Der Deutsche Sportbund und das Nationale Olympische Komitee für
Deutschland erwarten zudem, dass die Vorstellungen ihrer 90
Mitgliedsorganisationen zur Weiterentwicklung zeitgemäßer Rahmenbedingungen für
eine zukunftsorientierte Sportentwicklung aufgegriffen und sich hierzu
positioniert wird. Viele sportpolitische Fragestellungen stehen auf der
Tagsordnung - die folgenden Schwerpunkte sollen, ggf. ergänzt durch regionale
und kommunale Forderungen, Grundlage einer intensiven Diskussion sein. Der Sport
erwartet befriedigende Antworten auf drängende Probleme.
1. Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements
Ehrenamtliches Engagement hat
nach wie vor nicht den gebührenden gesellschaftlichen Status. Dies spiegelt sich
im öffentlichen Meinungsbild ebenso wie in der mangelnden Umsetzung des Berichts
der Enquete-Kommission Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements wider.
Hierbei soll nicht verkannt werden, dass in Einzelfällen begrüßenswerte
Entwicklungen zu verzeichnen sind (z.B. Erhöhung der Übungsleiterpauschale,
freiwillige Versicherungsmöglichkeit für ehrenamtliche Funktionsträger). Eine
hinreichende Nutzbarmachung des Engagements (z.B. in Studium, Beruf,
Weiterbildung) durch erweiterte Freistellungsregelungen oder finanzielle
Anerkennung, z.B. in Form einer Aufwandspauschale, ist jedoch weiterhin nicht
möglich. Auch bürokratische steuerliche Regelungen behindern ehrenamtliches
Vereinsengagement. Freiwilligendienste, z.B. Freiwilliges Soziales Jahr im
Sport, Europäischer Freiwilligendienst, sind eine besondere und bewährte Form
ehrenamtlichen Engagements und leisten einen wichtigen Beitrag zur
Personalgewinnung im Sport. Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und
Kandidaten auf, zu diesen Aspekten Stellung zu beziehen, engagementfördernde
Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln und Freiwilligendienste auszubauen.
2. Aufrechterhaltung der gemeinnützigkeits-rechtlichen Strukturen
Die in der Abgabenordnung
aufgeführten Rahmenbedingungen des Gemeinnützigkeitsrechts haben sich im
Wesentlichen bewährt. Eine Existenz der Sportvereine in ihrer jetzigen
Ausprägung ist ohne diese Strukturen nicht denkbar. Die aktuellen Entwicklungen
beinhalten jedoch Gefahrenpotentiale. So sind nationale Bestrebungen erkennbar,
sportliche Zweckverwirklichung zu beschränken oder auszuschließen. Die
weitgehende Reduzierung des Sports auf EU-Ebene auf wirtschaftliche und
wettbewerbsrechtliche Tatbestände bzw. die mit der geplanten
Dienstleistungsrichtlinie einhergehende Verengung gefährden den Sport in seiner
Substanz.
Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, über ihre
gegenwärtigen Initiativen in dieser Frage zu berichten.
3. Bürokratieabbau
Der enorme Bestand an
gesetzlichen Vorschriften und sonstigen Bestimmungen, national wie EU-weit,
sowie deren permanenter novellierender Ausbau führen zu einer immer stärkeren
Belastung gesamtgesellschaftlicher Abläufe. Der Sport bleibt hiervon nicht
verschont, wie z.B. die komplizierte Ausgestaltung des Zuwendungsrechts
gegenüber Spitzenverbänden oder das haftungsrelevante Pflichtenpaket
(insbesondere im Steuer- und Sozialversicherungsrecht) für gemeinnützige
Sportvereine und deren ehrenamtliche Funktionsträger, belegt. Es ist zwingend
geboten, das Dickicht zu durchforsten und Vorschläge zum Abbau überflüssiger
Bürokratie auf den Weg zu bringen. Der Sport ist zur Mitarbeit bereit.
Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, ihre
konkreten Pläne für eine konsequente Entbürokratisierung und zum Leitbild eines
aktivierenden Staates im Handlungsfeld Sport darzulegen.
4. Leistungssport
Zur Verbesserung der
Rahmenbedingungen des Leistungssports ist eine Straffung der entsprechenden
Organisationsstrukturen ebenso notwendig wie eine konsequente
Entbürokratisierung sowie die Gewährleistung einer mittelfristigen
Planungssicherheit. In diesem Zusammenhang ist die Steuerungsfähigkeit im
Leistungssport zu verbessern. Dazu gehört auch eine transparente,
unbürokratische und ergebnisorientierte öffentliche Förderung des Spitzensports
durch den Bund, die die Freiheit des autonomen Sports mit den Erfordernissen des
Zuwendungsrechts verbindet. Der deutsche Sport erwartet eine politische
Unterstützung bei der Formung von Eliten, in der Beibehaltung der entscheidenden
Rolle von Bundeswehr, Bundesgrenzschutz und Zoll und in der Gewährleistung durch
Karrieremöglichkeiten von Spitzensportlern bzw. Nachwuchstalenten. Es sollte
eine Vergabe der finanziellen Mittel des Bundes zur Förderung des
Leistungssports für jeweils vier Jahre durch öffentlich-rechtlichen Vertrag an
den Deutschen Sportbund erfolgen.
Wir bitten die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten, sich zu diesen
Vorhaben zu äußern, konstruktiv Möglichkeiten einer Umsetzung zu prüfen und
diese mit dem DSB und dem NOK zu diskutieren. Wir bitten zudem um Unterstützung
bei einer Fortführung und Weiterentwicklung entsprechender Haushaltsansätze
einschließlich der zu praktizierenden Verfahren.
5. Sport und Gesundheit - Präventionsgesetz
Sport und Bewegung zählen
sowohl zu den wichtigsten Voraussetzungen einer systematischen Prävention im
Bereich chronisch-degenerativer Krankheiten als auch beim Aufbau
gesundheitsbezogener Lebensstile. Das Vorhaben der Einführung eines
Präventionsgesetzes auf Bundesebene, welches den Sport und seine Organisationen
ausdrücklich berücksichtigt, ist zu begrüßen und zur erforderlichen Stärkung des
Präventionsansatzes notwendig.
Eckpunkte einer Förderung der Prävention durch Bewegung sollten sein:
Angemessene Gewichtung des Faktors Bewegung bei der Beschreibung prioritärer
Präventionsziele und Handlungsfelder,
Nutzung der Infrastruktur und Kompetenz der Dachorganisation des deutschen
Sports und seiner Mitgliedsorganisationen,
Einbeziehung der Gesundheitsangebote SPORT PRO GESUNDHEIT und SPORT PRO REHA in
eine flächendeckende Präventionspolitik,
Durchführung eines regelmäßigen bundesweiten Bewegungssurveys über das
Robert-Koch-Institut,
Ausbau der Präventionsforschung zum Aspekt Bewegung. Wir fordern die Parteien
sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, sich konkret zur Verabschiedung
eines Präventionsgesetzes, das diesen Namen verdient und den Sport inhaltlich,
strukturell, finanziell und praktisch bei der Umsetzung einbezieht, zu äußern.
6. Zielgruppenprogramme und Innovationsprojekte
Das vielfältige Angebots- und
Leistungsspektrum des gemeinwohlorientierten Sports umfasst alle Altersgruppen
und alle gesellschaftlichen Bereiche. Der Anteil von Mädchen und Frauen steigt
unverändert. Mit weit über 10 Mio. Mädchen und Frauen ist der Deutsche Sportbund
der weitaus größte Frauen- und Mädchenverband. Die höchste Steigerungsrate ist
bei Frauen über 60 Jahre zu verzeichnen. Für eine langfristige Integration von
Ausländerinnen und Ausländern, Migrantinnen und Migranten bietet der Sport mit
seinen weitreichenden individuellen Chancen und sozialen Möglichkeiten ein
wichtiges Handlungsfeld - Sport spricht alle Sprachen! Während die
Integrationskraft für Kinder und Jugendliche in anderen
Freiwilligenvereinigungen stagniert oder gar rückläufig ist, nimmt sie im Sport
weiter zu. Bewegung, Spiel und Sport sind unverzichtbare Bestandteile von
Erziehung und Bildung. Die Deutsche Sportjugend, ihre Mitgliedsorganisationen
und die Jugendabteilungen der Sportvereine leisten einen positiven Beitrag zur
Entwicklung junger Menschen.
Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, die
Förderung der Verbands- und Vereinsarbeit als unverzichtbar anzuerkennen und
entsprechende Projekte und Modellmaßnahmen fortzuführen bzw. weiterzuentwickeln.
Die bundeszentrale Zuständigkeit für die Kinder und Jugendhilfe ist zu erhalten
und fortzuentwickeln.
7. Lotteriewesen
Zweckerträge aus
Lotterie-Erlösen sind für den Sport existentiell, eine Aufgabenbewältigung der
Sportorganisationen ohne diese Finanzierungsanteile ist nicht denkbar. Umso
bedrohlicher wäre eine Verabschiedung der EU-Dienstleistungsrichtlinie ohne
Bereichsausnahme Lotteriewesen bzw. die faktische Freigabe des
Sportwettenmarktes durch ein privaten Betreibern zusprechendes Urteil des
Bundesverfassungsgerichts noch in diesem Jahr. In beiden Fällen würde sich die
Konkurrenzsituation zu Lasten der mit Steuern und Zweckabgaben belegten
staatlichen Anbieter dramatisch verschlechtern. Auch jetzt ist bereits
festzustellen, dass illegale Praktiken (bzw. über das Internet ins Land
getragene Sportwettenangebote) Wettbewerbsverzerrungen bewirken, die Staat und
Sport Einnahmen entziehen. Wie die vom deutschen Sport im April verabschiedete
Resolution verdeutlicht, muss es Ziel sein, das Glücksspiel-Monopol des Staates
zu erhalten. Darüber hinaus ist eine Neubewertung und Strukturierung des Sektors
notwendig, um die Zweckertragssituation für die Zukunft zu stärken und zu
verbessern. Hierzu gehören auch deutsche Initiativen zu einer europaweiten
einheitlichen Besteuerung von Lotterieanbietern.
Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, sich auf
allen Ebenen für eine Drittmittelfinanzierung des Sports aus langfristig
gesicherten Glücksspielerträgen einzusetzen und über geplante Initiativen zu
berichten.
8. Schulsport
Der Deutsche Sportbund hat im
Juli 2005 eine Untersuchung zur aktuellen Situation des Schulsports in
Deutschland veröffentlicht. Diese repräsentative SPRINT-Studie arbeitet die
bestehenden Probleme des Schulsports umfassend auf. Ihre wissenschaftlich
abgesicherten und auf ganz Deutschland ausgerichteten Ergebnisse enthalten
vielfältige und konkrete Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung des
Schulsports. Es besteht unverändert dringender Handlungsbedarf!
Wir fordern die Parteien sowie Kandidaten dazu auf, die seitens des Sports
formulierten Handlungsempfehlungen und konkreten Forderungen zu unterstützen
sowie sich für die Weiterentwicklung des Schulsports einzusetzen.
9. Sport und Kommunalpolitik - Gemeindefinanzreform
Das Rückgrat des Sportsystems
sind die rd. 90.000 Sportvereine. Wichtigster Partner vor Ort sind die Kommunen,
die den größten Anteil an der öffentlichen Sportförderung aufweisen. Die
Sportvereine übernehmen einen umfassenden sozialen Auftrag. Sie bedürfen daher
verlässlicher Rahmenbedingungen, eines sportfreundlichen Unterstützungsumfeldes
und einer angemessenen Ausstattung mit Infrastruktur, insbesondere Bau,
Unterhaltung und Modernisierung von Sportstätten. Der Sport fordert eine
grundlegende Verbesserung sowie Verstetigung der kommunalen Finanzausstattung -
eine Gemeindefinanzreform muss die strukturellen Finanzprobleme der Städte und
Gemeinden nachhaltig beseitigen. Die Initiativen der Legislaturperiode 2002 bis
2005 waren hierfür nicht ausreichend. Auch der Goldene Plan Ost muss fortgeführt
werden - die Infrastruktur des Sports in den jungen Ländern macht dies zwingend
erforderlich. Außerdem muss der Sport bei Investitionen im Rahmen des
Solidarpaktes II angemessen berücksichtigt werden. Insgesamt hat der Sport für
die Erhaltung und den Ausbau von Sportstätten einen nachhaltigen
Investitionsbedarf von 45 Mrd. in Deutschland errechnet.
Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, den
Bürgerinnen und Bürgern Ihres Wahlkreises zu verdeutlichen, dass sie sich für
die Belange der Vereine vor Ort einsetzen und insbesondere die Finanzierung von
Sportstätten und -räumen in Ihrer politischen Arbeit berücksichtigen.
10. Der Kampf gegen Doping
Der wettkampfbezogene Sport ist
durch die Nutzung verbotener Mittel und Methoden bedroht. Die
Sportorganisationen stellen sich dieser Herausforderung und haben eine
hochrangig besetzte Expertenkommission damit beauftragt, zu prüfen, welche
gesetzlichen Maßnahmen, unter Respektierung der Autonomie des Sports,
unterstützend wirken könnten. Der Abschlussbericht der Rechtskommission des
Sports gegen Doping des DSB stellt eine Aufforderung an die politischen
Institutionen dar, sich hiermit auseinander zu setzen und gemeinsam mit dem
Sport darüber zu befinden, was umgesetzt werden soll. Ein Schwerpunkt muss im
Bereich der Prävention und hier insbesondere in der Aufklärung der Trainer und
Trainerinnen sowie Athleten und Athletinnen liegen, ebenso wichtig ist die
finanzielle Absicherung des Kampfes gegen Doping. Wir fordern die Parteien sowie
die Kandidatinnen und Kandidaten auf, ihre Vorstellungen zu einem
Anti-Doping-Kampf auf politischer Ebene darzulegen unter Berücksichtigung der
Kommissionsvorschläge sowie der Autonomie und ohne Kriminalisierung des Sports.
11. Europäische Union und Sport
Auf dem Weg zu einer
rechtlichen Verankerung des Sports im EU-Vertragswerk hat der Sport mit dem
vorgesehenen Artikel III - 182, Allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und
Sport, der EU-Verfassung ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Derzeit ist die
Zukunft der geplanten EU-Verfassung jedoch ungewiss. Zentrales Anliegen des
Sports bleibt es aber in jedem Fall, entweder in der EU-Verfassung die
vorgesehene Verankerung oder im Vertragswerk eine vergleichbare rechtliche
Berücksichtigung zu finden.
Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, ihre
Vorstellungen für ein Europa mit dem Sport offen zu legen und ihre Haltung zur
Zukunft des Sports in Europa zu erläutern.
12. Der Sport - ein internationales Handlungsfeld
Der Sport leistet einen hohen
Beitrag zur internationalen Repräsentanz Deutschlands und zur Pflege auswärtiger
Beziehungen. Der deutsche Sport bringt hierbei als Partner der Bundesregierung
umfangreiche sachliche und personelle Ressourcen ein. Zur gemeinsamen
Projektarbeit sind die deutschen Sportorganisationen auf die finanzielle
Unterstützung der zuständigen Ministerien angewiesen, die sich an einem
angemessenen Niveau orientieren und verstetigt werden müssen. Insgesamt ist eine
verstärkte und systematischere Förderung durch den Bund auf dem Gebiet der
internationalen Sportpolitik unter dem Aspekt der Interessenvertretung des
deutschen Sports und der gesamtstaatlichen Repräsentanz zu fordern, z.B. bei der
Unterstützung deutscher Vertreterinnen und Vertreter in internationalen bzw.
europäischen Sportorganisationen zur Erlangung bzw. zum Erhalt von
Führungspositionen.
Wir erwarten, dass die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten den
Stellenwert des Sports auf internationaler Ebene, auch in der
Entwicklungszusammenarbeit, anerkennen.
13. Medienpräsenz und Vielfalt des Sports
Sport hat einen bedeutenden
Anteil am Programm der öffentlich-rechtlichen Anstalten und vieler privater
Sender. Hierbei wird seine Vielfalt aber nur völlig unzureichend gespiegelt -
dies ist auf quoten-orientierte Programmplanungen zurückzuführen, was jedoch
nicht das primär relevante Kriterium bleiben darf. In Anlehnung an die neuen
Möglichkeiten des digitalen Fernsehens ist deshalb eine von den Ländern
getragene positive Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten zur
Einrichtung eines Sport-TV-Kanals zu fordern.
Wir bitten die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten, ihre
Einfluss-möglichkeit auf die medienpolitischen Entscheidungsträger der Länder
wahrzunehmen, insbesondere soweit Sie Ihr Land im Bundesrat repräsentieren, um
eine vielfältigere Sportberichterstattung im Fernsehen zu gewährleisten.
14. Sport braucht Wissenschaft - Wissenschaftliches Verbundsystem
Die Zukunft des Sports und
die Weiterentwicklung des Spitzensports sind undenkbar ohne die Unterstützung
durch die Wissenschaft und eine systematische Sportentwicklung. Eine angemessene
Finanzierung der wissenschaftlichen Einrichtungen und insbesondere des
wissenschaftlichen Verbundsystems im Leistungssport (IAT, FES, BISp) ist
notwendig, um diese Unterstützungs-, Beratungs- und Forschungsleistungen
sicherzustellen. Hierbei ist der Transfer von Wissenschaft und Praxis zu
verbessern und eine zentrale Steuerung des Verbundsystems auf Basis
strategischer Vorhaben durch die Sportorganisationen zu gewährleisten. Die
begonnene Sozialberichterstattung des Sports ist hier als ein auf Dauer
angelegtes Beobachtungs- und Analyseinstrumentarium zur Sportentwicklung zu
verstetigen.
Wir fordern die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten auf, den
Stellenwert wissenschaftlicher Erkenntnisse und den Transfer in die Praxis durch
entsprechende Mittelbereitstellung zu unterstützen.
Für das bisherige Engagement
und die erfolgte Unterstützung des Sports danken wir allen politisch
Verantwortlichen. Wir hoffen, dass der Deutsche Bundestag der 16. Wahlperiode
nicht nur im Sportausschuss, sondern auch in anderen Politikfeldern seine Nähe
zum Sport deutlich macht und damit die enorme gesellschaftliche
Leistungsfähigkeit der Sportorganisationen anerkennt.
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Autor und Copyright: Pressemeldung des Nationalen Olympischen Komitee (NOK)
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