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Große Läufer aller Zeiten: Emil Zatopek
 
 
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10.01.2006  

 
 

Emil Zatopek war einer der populärsten Leichtathleten aller Zeiten, auch "die Lokomotive" genannt
 
 
Von rechts: Emil Zatopek, Alain Mimoun, Herbert Schade und Chataway (stürzend) beim Zieleinlauf im 5000-m-Finale von Helsinki 1952.  

Sein Stil war unverkennbar: Den Kopf im Nacken, die Zunge weit herausgestreckt und fauchend wie eine Lokomotive - so drehte Emil Zatopek seine Runden, keuchend und stampfend, als würde er jeden Moment umkippen.

Zatopek, der bekannteste CSSR-Sportler aller Zeiten, liebte einfache Weisheiten: "Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft." Eine einfache Lebensphilosophie. Von Gymnastik oder optimalem Laufstil hielt er genauso wenig wie von einer sportspezifischen Ernährung. "Der Hund läuft auch, ohne vorher Gymnastik gemacht zu haben. Und die Kampfrichter fragen nicht nach dem Stil, sie stoppen nur die Zeit!" Richtig, doch mit dieser Einstellung würde ihn heute jeder Langstreckler nur mitleidig belächeln.

Seiner Zeit dagegen weit voraus war Emil Zatopek allerdings mit seiner Trainingsmethodik. Stets tüftelte der "Vater des Intervalltrainings" an neuen Methoden, um sich noch weiter zu verbessern. Eine seiner Standard-Übungen: 20 bis 50 Meter volles Tempo mit 50 Meter Zwischentraben. Zatopeks Kommentar zu diesem Pensum: "Die reinste Schinderei!" Mit seinem Kämpferherz steigerte er das Programm bis auf 100x400 Meter, insgesamt also 40 Kilometer! In Milovice absolvierte Emil Läufe über 20 bis 24 Kilometer - mit Militärstiefeln durch den Schnee!

Nein, an Einsatz hat es Emil Zatopek nie gefehlt. Aber am Ende seiner Laufbahn kam der Autodidakt zu der Erkenntnis, dass er manchmal auch in die falsche Richtung gerannt war. Hätte er weniger für die Ausdauer und mehr für die Schnelligkeit geschuftet, hätte sein Stern noch heller gestrahlt.

Trotzdem: Emil Zatopek zählt zu den ganz Großen! Lassen wir ein paar Zahlen sprechen, Zahlen, die mehr besagen als tausend Worte: 18 Weltrekorde, 61 Landesrekorde, vier Gold- und eine Silbermedaille bei Olympischen Spielen, drei Gold- und eine Bronzemedaille bei Leichtathletik-Europameisterschaften, 334 Rennen in 18 Jahren mit 261 Siegen. Seinen letzten Wettkampf bestritt der Mann/jnit der Märtyrergrimasse am 26. Januar 1958 beim Cross-Country in San Sebastian. Der größte Triumph datiert aus dem Jahre 1952. Bei den Olympischen Spielen in Helsinki gewann der Sohn eines Tischlers aus Mähren Gold über 10000 (29:17,0 Minuten) und 5000 Meter (14:06,6). Und dann forderte Zatopek die Götter heraus: Zum ersten Mal in seinem Leben wagte er sich auf die Marathonstrecke - und war erstaunt, dass er sich während des Rennens sogar noch mit seinen Konkurrenten unterhalten konnte. Die Sensation war perfekt, als der Debütant in 2:23:03,2 Stunden erneut alle Gegner hinter sich ließ. Freilich, ganz so leicht, wie zunächst vermutet, fiel ihm dieser Sieg nicht: "Eine Woche lang konnte ich weder richtig gehen noch laufen. So schmerzten mir die Muskeln vom Laufen auf dem Asphalt."

Emil Zatopek, der gut deutsch spricht, blieb in aller Welt stets ein gerngesehener Gast. So weilte er im August 1983 bei der Weltmeisterschaft in Helsinki. Mit seinem Charme und seinem Humor erinnert er bisweilen an den braven Soldaten Schwejk.

Ein Kuriosum soll nicht unerwähnt bleiben: Am 19. September 1922 erblickte Emil Zatopek in Koprivnice das Licht der Welt; seine Frau Dana wurde am gleichen Tag geboren. 1952 gewannen die beiden zur gleichen Stunde Gold in Helsinki (Dana mit dem Speer); dieses Kunststück gelang ihnen zwei Jahre später bei der EM in Bern noch einmal.

Zatopek war stets ein sympathischer Sportler, der gerne sagte, was er in seinem Herzen fühlte. So stellte er sich beim Prager Frühling 1968 allzu deutlich auf die Seite derer, die von der "sozialistischen Bruderhilfe" der UdSSR recht wenig hielten. Dieses Engagement verübelten ihm die Machthaber so sehr, dass das sportliche Idol einer ganzen Generation seinen Offiziersrock ausziehen musste. Ihm wurden daraufhin alle Auszeichnungen aberkannt. Er wurde aus der Armee ausgeschlossen und bestritt seinen Lebensunterhalt anschließend als Hilfsarbeiter. Das Angebot, nach Skandinavien auszuwandern und dort Trainer zu werden, lehnte Zátopek ab. Er zog es vor, weiterhin mit seiner Frau Dana, ebenfalls erfolgreiche Leichtathletin, in Prag zu leben.
 
Emil Zatopek verstarb am 21.11.2000.


 





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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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