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Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten
die traditionellen Rehabilitationsmethoden den medizinischen und psychologischen
Bedürfnissen der vielen Soldaten und Zivilisten mit Behinderung nicht mehr
gerecht werden. Auf Nachfrage der britischen Regierung errichtete Dr. Ludwig
Guttmann, ein aus Deutschland emigrierter Neurologe und Neurochirurg, im Jahr
1944 ein Zentrum für Rückenmarksverletzte im Stoke Mandeville Hospital, nördlich
von London gelegen. In Stoke Mandeville führte Guttmann Sport als eine Form der
Erholung und als ein Hilfsmittel der Heilbehandlung und Rehabilitation ein.
Seine Arbeit führte zu einer wachsenden Bedeutung des Sports für Menschen mit
einer Behinderung aufgrund von Rückenmarksverletzungen und schließlich zu den
ersten Internationalen Stoke Mandeville Spielen 1952. Als sich die Stoke
Mandeville Spiele immer mehr zu einem Großereignis entwickelten, kamen weitere
behinderungsspezifische Sportarten hinzu.
Schließlich wurden aus den
Stoke Mandeville Garnes die Paralympischen Spiele, bei denen Athleten mit vielen
unterschiedlichen Behinderungen in einer Vielzahl von Wettkämpfen gegeneinander
antraten. Die ersten Sommerspiele fanden 1960 in Rom, Italien, statt; die ersten
Winterspiele 1976 in Örnsköldsvik, Schweden. 1982 wurde das Internationale
Koordinationskomitee der Weltsportorganisationen für Behinderte (International
Co-ordinating Committee of Worid Sports Organizations for the Disabled, ICC)
gegründet, um die Ausrichtung der Paralympischen Spiele zu regeln und die
teilnehmenden Organisationen im Dialog mit dem Internationalen Olympischen
Komitee (IOC)
und anderen weltweit operierenden Organisationen zu repräsentieren.
Das Wort "Paralympisch" war
ursprünglich ein Wortspiel, das die Wörter "paraplegisch" (d.h.
querschnittsgelähmt) und "olympisch" kombinierte. Da jedoch im Laufe der Zeit
weitere Behinderungsgruppen hinzukamen, und wegen der engen Beziehungen mit der
Olympischen Bewegung, stellt der Begriff heute eine Kombination aus "parallel"
und "olympisch" dar, um zu veranschaulichen, dass die beiden Bewegungen Seite an
Seite existieren. "Paralympics" ist die offizielle Bezeichnung seit 1988. Das
Wachsen der Paralympischen Bewegung wird am besten durch die phänomenale
Entwicklung der Paralympischen Spiele veranschaulicht. An den ersten Spielen in
Rom 1960 nahmen 400 Athleten teil, im Vergleich dazu waren im Jahr 2004 in Athen
3.806 Sportler aus 136 Nationen dabei.
Am 22. September 1989 wurde als
neuer Dachverband das Internationale Paralympische Komitee (IPC) gegründet. Das
Ziel war, einen internationalen Dachverband für Behindertensport mit
demokratisch gewählten Vertretern für Leistungssportler mit einer Behinderung zu
schaffen. Das IPC ersetzte offiziell das ICC im Anschluss an die Paralympischen
Spiele 1992 in Barcelona. Heute umfasst das IPC rund 160 Nationale Paralympische
Komitees (NPCs) sowie vier behinderungsspezifische Organisationen (lOSDs) -
CP-ISRA, IBSA, INAS-FID und IWAS.
1999 wurde der Hauptsitz des
IPC in Bonn eröffnet, in dem zur Zeit etwa 23 fest angestellte Mitarbeiter
arbeiten. Nach einigen Jahren harter Arbeit und Planung machte das IPC im
November 2003 einen für die Zukunft sehr wichtigen Schritt: entsprechend eines
Strategieplans, der in den vorangegangenen Jahren erstellt worden war, nahm die
Hauptversammlung eine Änderung der Organisationsstruktur (vor allem hinsichtlich
Organisationsführung und Management) an. Das IPC setzt sich nun aus der
Generalversammlung (des höchsten Entscheidungsorgans), dem Governing Board
(Vorstand), dem Management Team (hauptamtliche Mitarbeiter) and verschiedenen
Committees und Councils zusammen. Außer den NPCs und lOSDs haben nun auch die
Sportarten und die regionalen Gremien die Gelegenheit, Mitglieder des IPC zu
werden. Außerdem wurde ein Antrag verabschiedet, der die 13 l PC-Sportarten hin
zu mehr Eigenständigkeit und schließlich völliger Unabhängigkeit vom IPC bringen
soll.
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Autor und Copyright: Spez. Medlung der IPC, Stand Februar 2006
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