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7. Ford Köln-Marathon: Glückliche Hobby- und enttäuschte Topläufer |
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Dunkle Wolken und
ergiebige Regenfälle in den frühen Morgenstunden des 5. Oktober. "Das ist
doch kein Marathonwetter", dachten sich bestimmt insbesondere die Inliner.
Aber auch in diesem Jahr sollte die alte Köln-Marathon Wetterregel wieder
Recht behalten. Denn diese besagt, dass es von Jahr zu Jahr wechselt. Und
somit wahr diesmal wieder trockenes Wetter an der Reihe. Pünktlich zum
start, um viertel nach elf kam die Sonne hervor. Aber an die
Marathon-Bauernregel mochten dann doch nicht so viele glauben. Und somit
erklärt sich unter anderem, dass statt der 25.000 gemeldeten Teilnehmer lediglich 'nur'
rund 18.000 an den Start gingen.
Gegen 11:30 ging es dann endlich los, der beliebte Erlebnis-Marathon, oder
auch Herbstkarneval genannt, konnte seinen Lauf nehmen. Nachdem Jürgen
Roters den Startschuss gab, setzten sich 14.376 Läufer in Bewegung. Damit
auch jeder auf den schmalen, Kölner Straßen ausreichend Platz zum Laufen
fand, wurde das große Starterfeld in einzelnen Gruppen
auf die Strecke geschickt. Ein System, dass sich im vergangenen Jahr schon
bewährt hatte. Ein System, dass leider auch
Nachteile in diesem Jahr mit sich brachte. Das eigentliche Problem liegt in
der Logistik. Um die Kleiderbeutel vom Start zum Ziel zu transportieren,
blieb dem Veranstalter nur ein Zeitfenster von wenigen Minuten. Ein
riskantes Unterfangen. Daher sollten die Teilnehmer in diesem Jahr ihren
Kleiderbeutel direkt zum Zielbereich bringen. Ein Logistikproblem diesmal
bei den Läufern. Auf dem Rückweg vom Ziel zum Start stauten sich die Massen
auf der Hohenzollernbrücke. Dies hatte zur Folge, dass die Brücke zeitweise
wegen Überfüllung gesperrt wurde und einige Teilnehmer nicht rechtzeitig zu
ihrem Start kamen. Bzw. wurden sie dann wesentlich langsameren Startblöcken
zugewiesen.
Ein Gesamtproblem, dass für
nächstes Jahr wohl ein Überdenken und neue Ideen fordert.
Unter den zahlreichen Teilnehmern, befanden sich auch einige Topathleten.
Hierbei ging es im Einzelnen aber nicht nur um den Sieg. Carsten Eich hatte
sich zum Ziel gesetzt, die Olympianorm zu erreichen um sich für die
Olympischen Spiele zu qualifizieren. Tegla Loroupe und
Laban Chega
sollten für einen neuen Streckenrekord sorgen.
Eine Statistik besagt, dass
61 Prozent der
Zuschauer am Streckenrand den Marathon durch die Kölner Innenstadt wie einen
Karnevalsumzug im Oktober empfinden. Und so darf man sich auch die Stimmung
vorstellen. Insbesondere an den Ringen liefen die Teilnehmer Spalier. Eine
bombastische Stimmung trieb die Athleten wie eine Gewehrkugel durch den Lauf
an. Erstmalig hatten die Teilnehmer ihren Vornamen auf den Startnummern
aufgedruckt. Dies bewog die mehr als 500.000 Zuschauer dazu, jeden einzelnen
Athleten mit seinem Vornamen anzufeuern. Eine Stimmung, die insbesondere der
Kenianerin Tegla Loroupe zu gute kam. Die hatte nämlich arge Probleme mit
einer nicht ganz auskurierten Hüftverletzung und wollte nach 20 Kilometern
aussteigen. Doch soweit ließen die Zuschauer es erst gar nicht kommen. Aber
auch gerade den Hobbyläufern, insbesondere den Debütanten dürfte der
persönliche Zuruf großen Ansporn und Motivation geboten haben. Zur
Unterhaltung trugen aber auch wieder zahlreiche Sambagruppen und kleine,
private Musiker entlang der Strecke bei. Und die aufbauenden, rhythmischen
Klänge kamen aus fast allen Richtungen. Ob direkt am Streckenrand oder
beispielsweise vom Balkon des zweiten Stocks eines Hochhauses. Die Stimmung
bei Läufern und Zuschauern konnte wohl nicht besser sein.
Während auf der Strecke tüchtig gefeiert
wurde, stieg nach zwei Stunden die Spannung im Zielbereich an. Die Spitze
der Topläufer sollte sich ankündigen. Die Uhr zeigt nun schon 2:10.52 an,
kein neuer Streckenrekord. Doch das schien die Zuschauer nicht im
geringsten zu stören. Unter "Viva Colonia" Gesang harrte man nun der Dinge,
die da kommen mögen. Nach 2:12:03 Stunden war es soweit, der Sieger des 7.
Ford Köln Marathon stand fest. Der Kenianer Benjamin Rotich erreichte als
Erster das Zieltor am Dom. Zweiter wurde der aus Tansania stammende Läufer
und Vorjahressieger Andrew Sambu mit 2:12:18 Stunden. Nicht ganz so
glücklich sah Carsten Eich aus, der nach 2:15:30 Stunden ins Ziel kam und
die Qualifikationsnorm von 2:11 verpasste. Sichtlich enttäuscht sucht
Deutschlands bester Straßenläufer kurz nach Zieleinlauf der Presse gegenüber
nach neuen Zukunftsmodellen, denn für eine zweiten
Olympia-Qualifikationsversuch reicht die Zeit nicht mehr. So könnte er sich
vorstellen, nicht länger für den DLV anzutreten und sich in Zukunft mehr auf
internationale Stadtmarathons zu konzentrieren. Diesmal nicht mit so einer
guten Zeit, aber dennoch mit Bravur siegte bei den Frauen die Kenianerin
Tegla Loroupe, mit einer Zeit von 2:33:48 Stunden. Beste Deutsche und
Zweitplazierte wurde Manuela Zipse. Sie erreichte das Zieltor nach 2:38:06
Stunden. Trotz aller Feierlichkeiten darf man abschließend aber sagen, dass
die Topläufer in diesem Jahr nicht die Leistung vollbrachten, die man sich
von ihnen erwartete.
Schnellster Kölner und schnellste
Kölnerin wurden Carsten von Kuk (02:27:13, 12. Platz in der Gesamtwertung
der Männer) und Ira Korsten (3:00:15, 8. Platz in der Gesamtwertung der
Frauen). Beide liefen für den LT DSHS Köln und dürfen sich nun Stadtmeister
nennen.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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