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Sie haben Zweifel an der Gültigkeit
einer Zwischenmarke oder gar der Gesamtdistanz? Um es vorweg zu sagen, die
Wildwest-Zeiten scheinen vorbei zu sein. Wer als Veranstalter eines Marathons
etwas auf sich hält, wird sich gern das Zertifikat "amtlich vermessene Strecke"
umhängen. Ansonsten gilt die Strecke als nicht "bestenlistenreif". Der
Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) hat längst die strengen Regeln der
weltweit organisierten Straßenlaufveranstalter (AIMS) übernommen, legt aber
dennoch nicht für alle Marathonstrecken weltweit die Hand ins Feuer, doch
inzwischen für fast die meisten. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV)
erkennt gemäß "Amtlichen Leichtathletik-Bestimmungen" (ALB) ein
Vermessungsprotokoll an, das von einem beim DLV zugelassenen Vermesser verfasst
ist. Keinesfalls solche, die von Berufs wegen mit Vermessung zu tun haben und in
dieser Branche ihre Brötchen verdienen.
Von den "amtlichen" Vermessern
gibt es inzwischen allein in der Bundesrepublik fast 100. Die
Streckenüberprüfung wird seit Ende der 1980er Jahre mit dem an einem Fahrrad
befindlichen so genannten Jones-Counter vorgenommen. Vorbei sind die Zeiten, bei
denen ein Schiebemessrad verwendet wurde, weil die Genauigkeit zu wünschen übrig
ließ.
Die Vermessung der Strecke
selbst mag dabei noch die leichteste Übung sein, obgleich der fließende Verkehr
das Befahren auf der Ideallinie selbst für die Vermesser zum Abenteuer werden
lässt. Als Ideallinie gilt dabei ein Abstand vom Straßenrand von 20-30
Zentimeter. Wenn die Absperrung einer Kurve nicht möglich ist, kann die
Ideallinie im Zweifelsfall sogar über die Bordsteinkante oder ein Rasenstück
führen. Wichtiger ist dabei allerdings das Eichen. Dabei werden auf einer 1000
Meter langen Eichstrecke, die asphaltiert, flach und geradeaus verlaufen muss,
die sich bei vier Messungen ergebenden Eicheinheiten festgestellt und gemittelt.
Die gleiche Prozedur wird nach Abschluss der Streckenvermessung nochmals
durchgeführt, um Temperatur- und Luftdruckschwankungen auszugleichen. Selbst mit
den zugrunde gelegten Umdrehungen/1000 Meter geben sich die Vermesser noch nicht
ganz zufrieden. Zur Sicherheit wird pro 1000 Meter Laufstrecke ein Meter Zugabe
gemacht, was bei der Marathonstrecke eine Dreingabe von + 42 Meter ergibt. Im
Idealfall. Der Läufer erkennt die attestierte, kürzeste Entfernung zwischen
Start und Ziel inzwischen vielerorts an der "Blue line", in Berlin zusätzlich an
der "Green line" der Skater.
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Autor und Copyright: Ein Beitrag von Burkhard Swara - Laufshop "Düssel-Runner"
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