|
Mit
42 Jahren gehört man - zumindest aus sportlicher Sicht - eigentlich schon zum
alten Eisen. Das juckt Ursula Meister nicht. Die Zülpicherin ist in diesem Alter
überhaupt erst zum Sport gekommen.
"In der Schule war Laufen für mich ein
Graus", erzählt Ursula Meister. Vor drei Jahren packte sie jedoch plötzlich der
Ehrgeiz. Seither sieht man sie wann immer es die Zeit zulässt, auf den Straßen
und Feldwegen rund um die Römerstadt laufen, laufen, laufen...
Bis vor drei Jahren hatten sich ihre
sportlichen Aktivitäten aufs Wandern beschränkt. Besonders die so genannten
Wandermarathons, bei denen sie jeweils um die acht Stunden unterwegs war, hatten
es ihr dabei angetan. Als ihr Bekannter von seiner ersten Teilnahme am
Köln-Marathon (bei dem bekanntlich gelaufen und nicht gewandert wird) erzählte,
war das Feuer entfacht. 42,195 Kilometer laufen, und das in ihrer Geburtsstadt
vor einer Kulisse von mehreren hunderttausend Menschen, das wollte Ursula
Meister auch mal machen. "Das hat mich gereizt", erzählt Ursula Meister.
Gesagt, getan - Anfang 1999 begann sie mit
dem Lauftraining. Um die Vorbereitung professionell absolvieren zu können,
schloss sie sich dem Projekt "In 333 Tagen zum Marathon - Langsam schnell
werden" an.
Das Projekt des Kölner Marathon-Camps
begleitet angehende Marathonläufer während ihrer Vorbereitung. Von Experten
werden speziell auf den Läufer zugeschnittene Trainingspläne erstellt, die die
so genannten Marathonis im wahrsten Sinne Schritt für Schritt an die Distanz
heranführt, die in etwa der Strecke vom Alten Markt in Euskirchen bis zum Kölner
Neumarkt entspricht.
Zunächst sah der Trainingsplan
Intervallläufe von sechs mal zwei Minuten vor. Nach und nach steigerte sich das
Training bis zu Dauerläufen von zwei Stunden. Auch einen Lauf über 31 km und
zwei Halbmarathons (21,1 km) waren in der Vorbereitung zu absolvieren, ehe es am
3. Oktober 1999 so weit war. Am Tag der Deutschen Einheit startete Ursula
Meister beim Köln-Marathon. Und nach 6:03 Stunden erreichte sie tatsächlich das
Ziel am Kölner Dom. "Das war schon ein tolles Gefühl" erinnert sich die
Zülpicherin.
Und vom Laufen lässt sie seither nicht mehr
ab. Eine weitere Teilnahme am Köln-Marathon sowie Starts in Monschau, am Rursee,
in Berlin und zweimal in Bonn sind seither hinzugekommen. Apropos Bonn: Dort
hält Ursula Meister einen Rekord der besonderen Art. Im Jahr 2001 wie auch bei
ihrer zweiten Teilnahme in diesem Jahr erreichte sie in der Bundesstadt als
Letzte das Ziel.
Peinlich
ist ihr dies nicht im geringsten. Im Gegenteil: "Von den Zuschauern bin ich
richtig gefeiert worden", erzählt sie stolz. Und jeder, der sich schon einmal an
der Marathonstrecke versucht hat, wird bestätigen, dass allein das Ankommen eine
großartige und außergewöhnliche Leistung ist - egal ob als Erster oder als
Letzter. Deshalb wird das Ziel auch nie nach den zuvor angekündigten sechs
Stunden geschlossen. Jeder, der durchhält, wird im Ziel empfangen und in die
Wertung genommen. Meistens zumindest: In Berlin wurde Meister während des
Rennens von den Organisatoren gemaßregelt, doch schneller zu laufen. "Da war ich
stocksauer."
"Ankommen" lautet die Devise der meistens
Marathonis - auch für Ursula Meister. Dennoch hat sie sich inzwischen höhere
Ziele gesteckt: "Ich möchte die Sechs-Stunden-Marke knacken", sagt die
Zülpicherin. Den nächsten Versuch wird sie bei einem der nächsten Marathon
machen. Dann ist Ursula Meister wieder dabei und läuft und läuft und läuft
und...
__________________________________
Autor und Copyright: Torsten Beulen, Fotos: Laufen-in-Koeln
|
|