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Aufgrund der Verbindung des
DLV-Ausrüster Nike und dem DLV dürfen Meisterschaften nur dort ausgetragen
werden, wo auch Nike draufsteht. Somit kommen nur Veranstaltungen, die mit Nike
zusammenarbeiten, oder bisher über gar keinen Ausrüster verfügen, in die Gunst
Austragungsstätte einer Meisterschaft zu werden. Und somit kam der
München-Marathon letztes Jahr zum Zuge. Leider mit einem Wermutstropfen. Gernot
Weigel und sein Team sind sicherlich erstklassige Organisatoren, die reibungslos
und unter optimalen Bedingungen auf einer idealen Strecke eine
Marathon-Meisterschaft austragen können, doch ihnen fehlt das Geld, um
attraktive Antritts- und Siegesprämien für Top-Athleten anbieten zu können. Und
somit wurden die Deutschen-Marathon Meisterschaften letztes Jahr eher unter der
zweiten und dritten Garde ausgetragen, während die echten Meister auf
Veranstaltungen antraten, wo es für sie lukrativer aussah. Mit anderen Worten,
die Meister laufen anscheinend lieber für Geld, als für den Titel, was
allerdings auch verständlich ist, wenn man vom Laufen lebt.
Das wäre doch für Nike eine
schöne Gelegenheit gewesen, dieses kleine Defizit in München entsprechend
irgendwie auszubügeln. Doch stattdessen wollte der Sponsor für 2007 seine
Leistungen eher um 50% kürzen, so dass der München-Marathon hätte kräftig
draufzahlen müssen. Dazu war man allerdings verständlicherweise weder bereit
noch in der Lage. "Gerne hätten wir die Deutschen-Marathon Meisterschaften wie
mit dem DLV vereinbart auch bis 2008 durchgeführt", unterstreicht man in München
Laufen-in-Koeln gegenüber. Doch der DLV folgte gezwungenermaßen seinem Ausrüster
Nike und entschied sich kurzerhand, die Meisterschaften nun vom Herbst aus der
Medienmetropole in den Frühling nach Mainz zu verlegt. Die Mitglieder der
German-Road-Races sind empört: "Was hat das mit Sport zu tun? Der DLV
verschachert unsere Deutschen Meisterschaften". Vielmehr werden die Interessen
des Sponsors, als die der Sportler wahrgenommen. Und das ganze Szenario artet zu
einem einzigartigen Schildbürgerstreich aus.
Diejenigen, die bereit gewesen
wären dieses Jahr in München zu laufen, finden nun eine völlig neue Situation
vor. Eine Situation, die die Meisterschaft noch unattraktiver gestaltet. Das
Interesse derjenigen, um die es geht, ist nun endgültig auf Null angelangt.
Hinzu kommt, dass Mainz ebenso wenig wie München Gelder für attraktive
Preisgelder zu Verfügung stellen werden kann. Es darf davon ausgegangen werden,
dass die Deutschen Marathonmeisterschaften in Mainz eher von Hobbyläufer
ausgetragen werden. Der Titel "Deutscher Marathonmeister" verliert immer mehr an
Bedeutung. Aus der Sicht der Leichtathletik einfach nur peinlich.
Der amtierende Deutsche Meister
Matthias Körner (2:21:54) hat für Mai schon andere Pläne. Er hat sich
vorgenommen, beim Rennsteig-Marathon in Thüringen seinen Sieg zu wiederholen.
Die Aussicht in Mainz vielleicht wieder den Titel zu holen, bringt ihn
jedenfalls nicht wirklich ins Wanken. Ebenso sieht es bei Carsten Eich (2:10:22)
aus. Interesse am Titel hätte er schon, aber es muss passen. Daher wird er im
Mai ebenfalls woanders starten, und zwar in Düsseldorf um sich für die
Weltmeisterschaft in Osaka zu qualifizieren. Dies dürfte in Düsseldorf auf den
breiten Straßen mit entsprechenden Pacemakern sicherlich eher gelingen, als auf
einem Zweirundenkurs durch die völlig verwinkelte Stadt Mainz, in der letztes
Jahr das Führungsfahrzeug in den Menschenmassen der zweiten Runde stecken blieb.
Die vertrackte Kooperation des
DLV mit Nike zum einen und die der Sponsoren der großen Veranstalter zum anderen
verlangt eine neue Strategie. "Es kann nicht sein, dass die Meisterschaften Jahr
für Jahr irgendwie untergebracht werden", räumt DLV Präsident Clemens Prokop
ein.
Marathonveranstalter Jan
Winschermann, der sich moralisch und finanziell immer wieder für die
Athletenförderung stark gemacht hat, zeigt sich ziemlich verärgert und schimpft:
"Die deutsche Meisterschaft ist zur Belanglosigkeit degradiert. Ich würde sie
abschaffen".
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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