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Auch Fruchtsäfte sind Dickmacher - nicht nur
zuckerhaltige Limonaden. Darauf weist das Forschungsinstitut für Kinderernährung
(FKE) an der Universität Bonn anlässlich einer aktuellen Auswertung seiner
langjährigen DONALD-Studie hin. Dabei haben die Wissenschaftler die
Ernährungsgewohnheiten von 244 Kindern und Jugendlichen untersucht. Eine Zunahme
im Konsum zuckerhaltiger Getränke ging bei den untersuchten Mädchen mit einem
signifikant höheren Body-Mass-Index (BMI) einher. Nicht nur die zuckerhaltigen
Getränke zusammen, sondern auch Säfte alleine hatten dabei erstaunlicherweise
einen Effekt. Bei Jungen ließ sich dagegen kein Zusammenhang nachweisen. Das FKE
rät, an Stelle zuckerhaltiger Getränke zu Wasser zu greifen und Obst eher in
fester Form zu sich zu nehmen. Die Studie ist als Online-Vorabveröffentlichung
im British Journal of Nutrition erschienen (doi: 10.1017/S0007114507862362).
Die publizierten Daten stammen aus der DONALD-Studie. Darin
erfassen die Dortmunder Forscher seit 1985 die Ernährungsgewohnheiten von
Kindern und Jugendlichen - eine ungewöhnlich gute Datenbasis, wie dem FKE sogar
in einem gesonderten Kommentar des British Journal of Nutrition attestiert
wurde. Die Teilnehmer werden als dreimonatige Säuglinge in die Studie
aufgenommen. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr protokollieren sie (bzw. ihre Eltern)
jährlich einmal bis ins Detail, was und wieviel sie über einen Dreitageszeitraum
essen und trinken.
In die aktuelle Untersuchung wurden 244 Jungen und Mädchen
eingeschlossen. Die Jugendlichen waren zum Zeitpunkt der Auswertung zwischen 14
und 18 Jahren alt. Die Forscher konzentrierten sich auf die Trinkgewohnheiten
ihrer Probanden in den davor liegenden fünf Jahren. "Im Schnitt trinken Jungen
in Deutschland rund 1,5 Liter pro Tag, bei Mädchen sind es 300 Milliliter
weniger", fasst Lars Libuda vom FKE die Ergebnisse zusammen. "Softdrinks und
Fruchtsäfte machen davon mehr als ein Drittel aus." Laut Statistik trinken
deutsche Jugendliche jeden Tag etwa 200 Milliliter Saft - in den USA sind es nur
100 bis 130 Milliliter. Dafür nehmen US-Amerikaner im Schnitt 200 bis 350 ml
mehr Softdrinks zu sich.
Säfte haben einen besonders starken Effekt
Der Verzehr zuckerhaltiger Getränke scheint zumindest bei Mädchen
Auswirkungen auf das Gewicht zu haben: Bei Teilnehmerinnen, die im Laufe der
5-Jahres-Periode immer mehr Fruchtsäfte und Limonaden zu sich nahmen, ging auch
der Body-Mass-Index (BMI) in die Höhe. Beim Verzehr von Säften war dieser Effekt
besonders stark. Der BMI ist eine Maßzahl, die das Körpergewicht in Relation zur
Größe setzt; ein zu hoher BMI signalisiert Übergewicht.
Einen direkten Zusammenhang mit dem (geschätzten) Körperfettanteil der
Teilnehmerinnen fand das FKE nicht. "Dennoch zeigen unsere Ergebnisse zumindest
bei Mädchen eindeutig in eine Richtung", erklärt FKE-Forscherin Dr. Mathilde
Kersting: "Softdrinks und Fruchtsäfte sind Dickmacher und deshalb nicht die
geeigneten Durstlöscher." Grund ist ein weiterer Effekt, den die Wissenschaftler
fanden: Trotz der enthaltenen Kalorien scheinen zuckerhaltige Getränke nicht so
sehr den Hunger zu stillen wie feste Nahrung. "Die beim Trinken aufgenommenen
Kalorien werden nicht etwa beim Essen wieder eingespart", betont Kersting. "Wir
empfehlen daher eher, bei Hunger zu Obst zu greifen und den Durst mit Wasser zu
löschen."
Bei den befragten Jungen sahen die Wissenschaftler übrigens keinen
statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Trinkgewohnheiten und BMI. Bei
ihnen geht die Pubertät allerdings mit weit größeren Änderungen des
Energiehaushalts einher als bei Mädchen - möglicherweise macht sich eine hohe
Zufuhr flüssiger Energie daher erst im höheren Alter bemerkbar.
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Autor und Copyright: Frank Luerweg, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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