Der große Wurf ist sie nicht
geworden, dafür mussten im Spiel der verschiedenen Kräfte zu viele
Kompromisse gefunden werden. Aber für die Sportorganisationen und den von
ihnen verantworteten Gesundheitssport, der allmählich das Laufen lernt,
bietet diese Reform eine echte Chance. Denn unter dem enormen Kostendruck
des Gesundheitswesens sah sich der Gesetzgeber gezwungen, Überlegungen
anzustellen, wie Kosten schon im Vorfeld vermieden werden können.
Regierung und Opposition
räumten den Krankenkassen erstmals einen Spielraum ein, präventives
Verhalten zu belohnen. Damit ist die Vorsorge noch längst nicht zur vierten
Säule des Gesundheitswesens neben Behandlung, Pflege und Rehabilitation
geworden. Dieser Schritt bleibt dem für den Jahresbeginn 2005 angekündigten
Präventionsgesetz vorbehalten, wenn es denn wirklich kommt, wie es in der
Gesundheitsreform sogar schriftlich festgehalten worden ist.
Aber die Krankenkassen
konnten sich Gedanken machen, wie sie für ihre Mitglieder Anreize schaffen,
sich künftig präventiv zu verhalten. Mit den Bonusmodellen, die derzeit in
aller Munde sind, wird selbstverständlich nicht nur das Sporttreiben
belohnt, sondern werden auch Vorsorgeuntersuchungen, Zahnprophylaxe, ein
Gesundheits-Check oder Impfungen honoriert. Bei diesen Modellen ist vieles
noch unausgegoren, denn die Gesundheitsreform wurde erst im allerletzten
Moment beschlossen und schaffte kurz vor Tore-Schluss die Fakten. Manches
wird sicher noch nachgebessert werden müssen.
Zudem dienen die
Bonusmodelle den Kassen als Marketinginstrument, denn seit den
Wechselmöglichkeiten ist der Markt zwischen den Kassen stark umkämpft. Aber
wenn am Ende vernünftige Überlegungen heraus kommen, ist es in diesem Fall
letztlich egal, wie sie entstanden sind. Bei vielen Kassen wird es sich ab
diesem Jahr lohnen, das Sportabzeichen zu machen und sich dafür fit zu
halten. Auch die aktive Mitgliedschaft in einem Sportverein mit einem
zertifizierten Angebot SPORT PRO GESUNDHEIT, durch den Deutschen Sportbund
verliehen, wird sich auszahlen. Zunächst gilt es nur Punkte zu sammeln, um
zum Jahreswechsel eine Prämie zu erhalten. In weiterer Zukunft könnte der
aktive Sportler auch mit einem Rabatt auf den Mitgliedsbeitrag belohnt
werden. Die Kassen werden beweisen müssen, ob sie nur die Werbung im Auge
haben oder wirklich die Gesundheitsförderung.
Aber die Chance beinhaltet
für den Sport auch eine Pflicht. Die Kosten sind derzeit die oberste Maxime.
Unter diesem Blickwinkel werden die Kassen bald prüfen, ob sich das Ganze
rechnet. Die Sportorganisationen haben mit dem Qualitätssiegel SPORT PRO
GESUNDHEIT den richtigen Weg eingeschlagen. Sie können von sich aus dieses
System ständig weiter verbessern. Die Sportverbände müssen gemeinsam mit den
Krankenkassen konsequent für die bessere Entfaltung der positiven Wirkung
sorgen, ansonsten könnte diese Chance vertan werden. Die Voraussetzungen
sind gut, denn für die positive Wirkung des Sports kann niemand besser
sorgen, als die vielen, vielen Sportvereine mit Angeboten im
Gesundheitssport. Aber die Qualität muss stimmen. |