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Aller guten Dingen sind vier.
Zumindest für Marathonläuferin Melanie Kraus, die vom Deutschen Olympischen
Sportbund (DOSB) bereits in der ersten Nominierungsrunde für die Olympischen
Spiele im August in Peking (China) beachtet wurde. Nach drei erfolglosen
Anläufen empfiehl sich die Leverkusenerin im Oktober 2007 mit ihrem Sieg in
Frankfurt in 2:28:56 Stunden (Olympianorm: 2:31:00 Stunden) schon frühzeitig für
die Weltspiele in Asien. Im Mai bestätigte Kraus mit ihrem Erfolg beim
Düsseldorf-Marathon (2:33:36 Stunden) unter schwierigen Bedingungen ihre Form.
Im Interview spricht die 33-Jährige über Olympia, schmerzhafte Lernprozesse und
ihre Zukunftsaussichten.
Glückwunsch zur Olympia-Nominierung. Beim vierten Anlauf hat es endlich
geklappt. Wie sieht Ihre Gefühlslage nun aus?
Mit sind Zentnerlasten
abgefallen. Ich habe seit Frankfurt darauf hingefiebert und gute Karten gehabt.
Aber bei den drei Anläufen zuvor bin ich so knapp davor gewesen, dass ich erst
jetzt, wo es wirklich feststeht, glücklich sein kann. Jetzt freue ich mich
richtig auf Peking.
Nach den mäßigen Jahren 2004 und 2005 liefen Sie 2006 in Berlin enttäuschende
2:35:36 Stunden und dachten ans Aufhören. Was ist in dann in den vergangenen
zwei Jahren passiert?
Hochs und Tiefs gehören zum
Sport. Das musste ich erst lernen und ich musste auch lernen, Erfolge zu
genießen und zu feiern. Irgendwann habe ich es alles nicht mehr so verkrampft
gesehen und mit dem Rückenwind aus meinem Umfeld ging es wieder bergauf. Meine
Familie, Trainingskameraden, Arbeitskollegen und mein Trainer Paul Heinz
Wellmann haben weiter an mich geglaubt, das hat sehr geholfen. Ich habe und
brauche ein harmonisches Umfeld.
Und Sie haben an ihr Pharmazie-Studium angeknüpft und im Herbst 2006
angefangen, in einer Apotheke zu arbeiten. War das ein Schritt aus dem Sport?
Ja, ganz klar! Ich musste
an die Zeit nach dem Sport denken, habe dann gemerkt, dass ich die Ablenkung
brauche und es andere wichtige Dinge gibt. Dann bin ich ausgerechnet in einem
sportbegeisterten Team gelandet, dass mich voll unterstützt. So konnte ich auch
im Frühjahr fünf Wochen ins Trainingslager fahren. Das ist normal nicht möglich.
Wie sieht nun der Blick in die Zukunft aus?
Ich habe noch ein großes
Ziel und das ist die WM 2009 im eigenen Land, in Berlin. Danach entscheiden wir
von Jahr zu Jahr. Ich möchte zum richtigen Moment aufhören. Zurzeit will ich
mich damit aber nicht befassen, ich fahre zu Olympia, ich bin auf meinem
Karrierehöhepunkt, starte erstmals bei Olympia. Dafür habe ich 16 Jahre
gebraucht. Ich bin halt eine Spätzünderin (lacht).
Wie sieht nun der Fahrplan bis Olympia aus?
Am 8. Juni starte ich beim
EVL-Halbmarathon in Leverkusen über zehn Kilometer. In der eigenen Stadt ist ein
Lauf immer was Besonderes. Vielleicht starte ich Anfang Juli bei den Deutschen
Meisterschaften in Nürnberg über 5000 Meter, das entscheiden wir spontan. Danach
geht es dann ins Höhentrainingslager nach St. Moritz, wo auch Irina Mikitenko
(Deutsche Rekordhalterin im Marathon aus Wattenscheid und ebenfalls in Peking
dabei, Anm. d. Red.) sein wird. Anfang August geht es dann nach einem Test über
zehn Kilometer in Berlin ins Mannschaftsquartier nach Shibetsu in Japan. Da
waren wir bereits vor der WM in Osaka im vergangenen Jahr.
Wie bereiten Sie sich auf die schwierigen klimatischen Bedingungen in Peking
vor?
(lacht) Ich lebe in
Leverkusen, ich bin schlechte Luft gewöhnt. Nein, nun ernsthaft. Die Bedingungen
in Osaka waren genauso und sind für alle gleich. Ich glaube nicht, dass man sich
an 35 Grad und die extreme Luftfeuchtigkeit gewöhnen kann. Umso besser man drauf
ist, umso weniger macht das Wetter aus. Dafür kann ich sorgen und mit einer
guten Form anreisen. Beim Marathon gilt es dann vor allem, zurückhaltend zu
beginnen.
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Autor und Copyright: Benjamin Schütz
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