ein
Laufbericht von
Udo Kamp:
06:00 Uhr morgens, der erste Blick nach draußen
verrät, es wird ein warmer, sonniger Vatertag werden. Mein Frühstück besteht
aus zwei Päckchen Energie-Gel und 1 Liter stillem Wasser, das ich während
der Autofahrt einnehme.
Kurz vor 7 Uhr
treffe ich auf dem Parkplatz des Freibades in Rengsdorf ein, alles noch sehr
ruhig, die Luft angenehm kühl. Hier bereits die ersten Pluspunkte für die
Orga: Das ganze Vor-Start-Prozedere (Startnummer besorgen, Umziehen,
Toilette finden usw.) verlief völlig stressfrei. Ab und zu machen sich ein
paar Wanderer auf den Weg (50 Leute sollen bereits um 5 Uhr losmarschiert
sein) und nach und nach trudelt die Läuferschar ein. Ich trink mir noch
gemütlich eine Kaffee und beobachte, wie die Läufer sich mehr oder weniger
relaxend vorbereiten. Tapering, Hirschtalg, Vaseline, Sonnencreme - und
alles ohne Hektik, obwohl doch 50 km unbekannte Strecke mit etwa 1600
Höhenmetern vor uns liegen.
Kurz vor 8 Uhr
war es dann soweit: Eine Schar von etwa 100 Unerschrockenen, von Profis
wie z.B. Birgit und Burkhard Lennarz, Steppenhahn oder Conny Bullig, bis hin
zu Ultraneulingen wie z.B. Jürgen Hoffmann, werden nach ein paar
einleitenden Worten auf die Reise geschickt.
In den
kommenden Stunden werden wir begleitet von einer zauberhaften Landschaft,
Natur wohin das Auge auch sieht. Feld- und Waldwege, die teilweise so
aussehen, als würden sie sonst nie betreten. Abschnitte, bergauf und bergab,
wo man beim besten Willen nur noch gehen kann, aber auch Abschnitte, wo man,
nach langer Steigung und dadurch entsprechender Fernsicht über die Wälder
und Felder, sich einfach in einen Bergablauf fallen lassen kann.
Erstaunlicherweise bleibe ich lange mit einer größeren Gruppe zusammen. Die
Läufer von etwa Platz 5 bis 30 sind bei der ersten Versorgungsstelle noch
dicht zusammen. Nach der zweiten VS bei Km 17 kann ich das gleichmäßige
Tempo meiner engeren Gruppe nicht mehr mitmachen. Bergauf zeige ich
deutliche. Schwächen, dafür komme ich bergab sehr gut klar, ohne Probleme in
den Gelenken.
Übrigens: an
allen Versorgungsstellen höchste Aufmerksamkeit der freundlichen Helfer. Bei
diesem Lauf waren das ideale Stellen zum kurzen Erholen.
Nett auch der
Hinweis bei Km 27, dass nun bald ein etwas heftigerer Anstieg kommen würde
:-)). Dies war dann auch der Anstieg, wo ich etwa bei Km 30 beschloss, die
folgenden Anstiege im forschen Gehtempo zu erklimmen und die Landschaft zu
genießen.
Nach und nach
füllte sich die Strecke mit Wanderern. Die 50 km-Marschierer hatten ja bis
zu 3 Stunden Vorsprung und die, welche die 31, 21 oder 12 km-Strecke
erwanderten, teilten sich ebenfalls mit uns Läufern die letzten Km der
Strecke. Dies war auch gut so, denn die nachlassende Konzentration liess
einen die eine oder andere Markierung der bestens ausgezeichneten Strecke
übersehen und inzwischen waren die Läufer doch schon recht weit auseinander,
da gab es durch die Wanderer zusätzliche Orientierungshilfe.
Ja, und dann
der Fernblick aufs Freibad, das Ziel naht, und wieder landet man in den
Armen bester Organisation. Stempelkarte abgeben, Zeit angeben, Urkunde in
Empfang nehmen und relaxen. Neben Bier und Erbsensuppe mit Würstchen die
Möglichkeit, das Freibad zu nutzen oder einfach nur die Knochen auf der
Liegewiese auszustrecken. In der Tat, wir hatten gerade eine äußerst
anspruchsvolle 50km-Strecke bewältigt, aber bei den traumhaften Bedingungen
dauerte es noch bis zum nächsten Tag, bis meine Oberschenkel mich daran
erinnerten, dass dies nicht nur ein Spaziergang war.
Im Gegensatz zu
den Stadtmarathons hatte die Sonne heute wenig Chancen, die Leistung zu
mindern, da die Strecke viel Schatten hat. Direkt nach dem Lauf, wo Erholung
angesagt war, tat sie ihr übriges, um diesen Tag zu einem unvergleichlichen
Erlebnis zu machen.
Es zeigt sich,
dass die Erstklassigkeit eines Laufes unabhängig vom Startpreis ist. Für
6,5 einen solchen Lauftag erleben zu können, hätte ich nicht für möglich
gehalten.
Auf ein
Wiedersehen im nächsten Jahr
Euer
Rennhamster Udo
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