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Langstreckler Mario Kröckert gibt
sein Comeback. Mal wieder. Der Marathonläufer im Dienste des TSV Bayer 04
Leverkusen kennt wohl wie kein Zweiter das Gefühl, wieder bei Null anfangen zu
müssen. Einfach mal wieder einen Wettkampf machen, wieder reinkommen, darum geht
es Kröckert beim EVL-Halbmarathon am Sonntag (8. Juni), wo er über zehn
Kilometer an den Start gehen wird.
Motivationsprobleme hatte der
Leverkusener wegen der neuerlichen Verletzung, die ihn den Start bei der WM in
Japan im vergangenen Jahr kostete, nur anfänglich. Da hat man einfach keinen
Bock mehr, beschreibt der 30-Jährige. Aber irgendwann im Aufbautraining käme
langsam das alte Vermögen zurück, erklärt er. Da ist die Motivation plötzlich
wieder da.
Es sind die offenen Ziele, die
einen Leistungssportler wie Kröckert immer wieder antreiben, neu anzufangen. Die
unzählbar vielen Bahnen beim Aquajogging, die etlichen durchgeschwitzten
T-Shirts auf dem Ergometer, die teils schmerzhafte und oft anstrengenden Stunden
in der Physiotherapie: Solange ein Sportler seine Ziele vor Augen hat, weiß er,
warum er sich schindet.
Ein Ödem im Schambein kostete
den Leverkusener im vergangenen Jahr die Teilnahme an der WM, im Februar warf
ihn ein doppelter Leistenbruch wieder aus der Bahn. Der Olympiatraum war
ausgeträumt, bevor er begonnen hatte. Seit 2006 konzentriert sich Kröckert nun
auf den Marathon und ist über 42,195 Kilometer bei 2:16,07 Stunden angekommen.
Der Umstieg sollte eigentlich schon 2004 erfolgen, aber da mutete er seinem
Körper zuviel zu. Übertraining ließ seine Blutwerte ins Bodenlose fallen, ein
Jahr lang war nicht an Leistungssport zu denken. Aber auch da gab es ja noch die
offenen Ziele.
Kröckerts Ansporn Nummer eins
war diesmal die WM 2009 in Berlin, im eigenen Land die deutschen Farben
vertreten. Das Gefühl der EM 2002 in München wieder erleben, als der damals
24-Jährige im Münchener Olympiastadion über 10.000 Meter antrat und von
tausenden Landsleuten lautstark unterstützt wurde. Außerdem ist auch zeitlich im
Marathon noch einiges drin. Mal um die 2:12 Stunden laufen. "Das ist ein Traum",
sagt Kröckert, planbar sei so eine Leistung nicht. "Du brauchst den perfekten
Tag, den idealen Lauf und die Form." Auf dieses Rennen wartet er noch.
Und schließlich noch auf seinen
ersten Deutschen Meistertitel. "Entweder es gab einen besseren wie Dieter
Baumann oder Jan Fitschen oder ich war verletzt", bedauert Kröckert, der nun
hofft, dass es für längere Zeit sein letztes Comeback bleibt. Dann wären die
offenen Ziele leichter zu erreichen.
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Autor und Copyright: Benjamin Schütz
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