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Laufstreckengeheimnisse Teil 7: Königsforst |
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Laufveranstaltung im Königsforst |
Der Königsforst ist ein 2519
ha großes Naturschutzgebiet in der Metropolregion Köln und stellt das größte
zusammenhängende Waldgebiet der rechtsrheinischen Mittelterasse dar. Somit ein
ideales Gebiet, in dem sich Läufer endlos austoben können. Im Herbst und Winter
veranstalten der TuS Köln und TV-Refrath unterschiedliche Laufwettbewerbe. Seit
1973 wird hier einer der ältesten Marathon Europas ausgetragen, der
Königsforst-Marathon. Als Teilnehmer dieses Laufes kommt man übrigens an einem
für Köln überaus bedeutenden Ort vorbei.
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Ein Felsstein
markiert Kölns höchsten Punkt, den Monte Troodelöh |
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Der Monte Troodelöh
Wer hätte es gedacht, dass
genau hier, fern ab jeglicher Stadtbauten, sich Kölns höchst natürlich
gewachsener Punkt befindet.
Gar nicht so lange her, da ging man noch davon aus, dass er sich im Brücker
Königsforst befindet. Doch Köln liegt viel höher, als man vielleicht denkt. Nach
zahlreichen Eingemeindungen fand das städtische Liegenschaftsamt nämlich heraus,
dass sich der höchste Punkt viel mehr woanders befindet. Er misst leider keine
111,11 Meter über Normal-Null, wie man vielleicht erartete, sondern genau 118,04
Meter und liegt auf dem Wolfsweg im Königsforst, unweit der Kreuzung Possilweg (Geogr.
Koord nach WGS 84: 7°8'30.8" ö.L./50°56'18.8" n.B.,).
Das wiederum machte eine Umbettung des Gipfelkreuzes notwendig.
Der bis dato namenlose Hügel wurde am 12.
November 1999 von drei "Bergsteigern" erstbestiegen und ausfindig
gemacht, woraus später anhand deren
Nachnamen Troost, Dedden und Löhmer
der Name "Monte Troodelöh" abgeleitet wurde. Am 20.05.2001 wurde das
"Gipfelkreuz" im Rahmen eines Jazz-Frühschoppen offiziell eingeweiht.
Mittlerweile wurde das Gipfelkreuz allerdings durch einen von der
Forstverwaltung gestifteten Felsstein ersetzt. Zum Ausruhen und verweilen lädt
eine Bank ein, die direkt daneben aufgestellt wurde. Wie bei einer richtigen
Gipfelbesteigung kann man sich auch dort nach erfolgreichem Erklimmen des Monte
Troodelöh in einem Gipfelbuch eintragen.
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Die
Erstbesteiger und Namensgeber des Gipfels: Michael Troost, Friedrich
Dedden und Kai Löhmer |
Wer den Berg erklommen hat,
wird sich auf der anderen Seite sicherlich fragen, ob das allen Ernstes der
höchste Punkt ist, wo es Richtung Osten doch noch weiter hoch geht. Das ist richtig,
nur verläuft genau hier die Stadtgrenze zwischen Köln und der etwas höher
liegenden Gemeinde Rösrath.
Wer sich übrigens von Norden her dem
Troodelöh nähert, passiert knapp unterhalb der A4 das Grab von Josef Hubert
Hausmann. Er liegt dort seit 1932 begraben und hatte das umliegende Waldgebiet
der Stadt Köln gestiftet.
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Das
Wassertretbecken liegt genau da, wo die Stadtgebiete von Köln, Bergisch
Gladbach und Rösrath zusammentreffen. |
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Das Wassertretbecken
Und eine weitere Kuriosität
befindet sich mitten im Königsforst, entlang der Strecke des
Königsforst-Marathon, und zwar exakt an der Stelle, an der die drei Stadtgebiete
von Köln, Bergisch Gladbach und Rösrath zusammentreffen. Dort findet man eine
Wassertretstelle. Hier wird der Giesbach in einem Becken gestaut. Die heilende
Wirkung des kalten Wassers erkannte bereits Antonius Musa, der Leibarzt des
römischen Kaisers Augustus. Musa verordnete seinem prominenten Patienten kalte
Bäder. Das verschaffte dem Gichtgeplagten Linderung. Sebastian Kneipp ließ seine
Patienten im Storchenschritt durch ein Wassertretbecken schreiten. Man taucht
abwechselnd einen Fuß ins Wasser, während der andere draußen bleibt. Nach dem
Bad wird das Wasser nur abgeschüttelt, nicht abgetrocknet. Nachdem man Strümpfe
und Schuhe wieder angezogen hat, wird durch Wandern oder Laufen für ausreichende
Durchblutung und Erwärmung gesorgt.
Der Rennweg
Einer der zahlreichen Wege
durch den Königsforst trägt den Namen Rennweg. Er beginnt in der Nähe des
Autobahnanschlusses Bergisch Gladbach/Bensberg und führt ca. 5km nahezu
geradlinig durch den Königsforst und setzt sich bis in die Wahner Heide fort.
Auch wenn hier im Rahmen des Königsforst-Marathon über ihn gerannt wird, rührt
seine Bezeichnung eher aus folgenden Erklärungsansätzen her: 1.) Zahlreiche
Bergbaurelikte finden sich im Königsforst. Neben etlichen Gruben wurden auch
Schlacken gefunden, die auf vorgeschichtliche Eisenerzförderung und Verhüttung
schließen lassen. Das Erz wurde in sogenannten Rennöfen geschmolzen. Das Erz
rinnt (rennt) beim Schmelzprozess. Der Name Rennweg wird deshalb vielfach mit
den ausgegrabenen vorgeschichtlichen Rennöfen in Verbindung gebracht. 2.) Die
Herzöge von Berg veranstalteten des Öfteren Hetzjagden im Königsforst. Hierzu
wurde der Rennweg beiderseits abgesperrt, so dass das gehetzte Wild nicht zur
Seite entweichen konnte. Verfolgt von der Jagdgesellschaft mit ihren Hunden
rannten die so gehetzten Tiere sodann durch die gradlinige Waldschneise bis sie
vor Erschöpfung zusammenbrachen.
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Ehemalige
Bahnstrecke und Bahnhof Forsbach. Heute erinnert nur noch eine
Bronzeplakette an den ehemaligen Bahnhof im Königsforst.
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Alte Bahntrasse
Sehen tut man - fast - nichts mehr
davon. Doch früher fuhr hier einst die Dampflock durch den Königsforst. Die
Bahnstrecke der ehemaligen Sülztalbahn führte von Köln-Mülheim über Bergisch
Gladbach und Bensberg durch den Königsforst nach Rösrath und weiter über
Hoffnungsthal nach Immekeppel und Lindlar. Die Teilstrecke durch den
Königsforst zwischen Bensberg und Rösrath wurde 1961 stillgelegt und die
Gleisanlagen bis 1964 demontiert. Heute dient die Trasse als Rad- und
Wanderweg. Der mitten im Königsforst gelegene Bahnhof Forsbach aus dem Jahr
1890 wurde nach der Streckenstilllegung noch bis in die 70er Jahre des 20.
Jahrhunderts als Wohngebäude genutzt und dann abgerissen. Heute erinnert nur
noch eine Bronzeplakette an den ehemaligen Bahnhof im Königsforst.
Die Kaisereiche
Etwa 500 Meter westlich des
ehemaligen Bahnhofs Forsbach steht an einer Wegkreuzung die Kaisereiche.
Diese Kaisereiche ist in zweifacher Hinsicht eine Mogelpackung. Zum einen
wurde sie erst 20 Jahre nach dem Tod des beim Volk beliebten Kaisers Wilhelm
I. gepflanzt. Die Gründe hierfür liegen im Verhalten von Kaiser Wilhelm II.,
seinem Enkel, der die Beliebtheit seines Großvaters für sich zu nutzen
wusste und Denkmäler für seinen Vorgänger anregte. Der Wunsch eines
Monarchen ist für seine Untertanen wie ein Befehl. Und so wurde 1908 im
Gedenken an Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) im Königsforst eine Kaisereiche
gepflanzt. Diese ursprüngliche Kaisereiche diente französischen
Besatzungssoldaten nach dem Ersten Weltkrieg als Ziel für Schießübungen. Das
überlebte der Baum nicht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges gab es
jedoch eine weitere Eiche, die seitdem als Kaisereiche gilt.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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