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Detlev Ackermann

 
   
 
   
 
 

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Ist der Karstadt-RuhrMarathon "nur" ein Volkslauf?
 
 
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28.05.2009  

 
 

Eigentlich ist es eine nette Idee. Mittels eines Y-Marathons, bei dem Läuferinnen und Läufern aus zwei unterschiedlichen Orten starten, laufen irgendwann zusammen durch ein gemeinsamen Ziel. Eine ganze Region sollte damit in Bewegung gebracht werden. Die Idee hat allerdings einen kleinen Haken, denn der propagierte Marathon entspricht nicht dem strengen Regelwerk des DLV, bzw. der IAAF. Mit anderen Worten, die erbrachte Leistung ist aufgrund des Höhenprofils mit anderen Marathons, die den Regeln entsprechen, nicht vergleichbar und findet somit nicht die entsprechende Anerkennung.
 
Dieser Tatbestand ist hinter den Kulissen schon seit längerem bekannt und wird seit je her auch von vielen Marathonveranstaltern angeprangert. Es geht hierbei nicht unbedingt um den Marathon selbst, viel mehr, dass der Veranstalter seinen Lauf als vollwertigen und rundum entsprechend anerkannten Marathon präsentiert. Verständlich, dass dies so manchen Veranstalter auf die Palme bringt, der seinen Marathon nach den strengen Regeln ausrichtet. Eine jüngste Pressemitteilung des Karstadt-Marathon brachte das Fass der Kritiker nun zum Überlaufen. In ihr wurde ein neuer NRW-Rekord propagiert. Davon abgesehen, dass es eigentlich keine Rekorde gibt, sondern vielmehr Bestleistungen, versuchte der Veranstalter, die Leistung über den der anderen Marathons zu stellen. Die Strecken wurden zwar  entsprechend vermessen, jedoch nicht als "Bestenlistenfähig" anerkannt. Das betrifft insbesondere die Strecke von Dortmund nach Essen. "Die gelaufenen Zeiten der Kenianer sind nicht für eine Eintragung in einer offiziellen Liste (DLV, AIMS etc.) geeignet.", bestätigt Streckenvermesser Udo Brandt. Das ist so, als wolle man die Leistung eines Bergablaufes, mit der Leistung auf flacher Ebene gleichstellen. Der Karstadtmarathon kann somit lediglich einen neuen Streckenrekord aufweisen, jedoch keinen NRW-Rekord, denn dies bedarf anerkannte Leistungen seitens des DLV - verglichen mit anderen Marathons.
 
Mittlerweile wurde die Problematik sogar in die Öffentlichkeit hinausgetragen - erstaunlicherweise vom Medienpartner und einer der Hauptsponsoren des Karstadt-Marathon, nämlich der WAZ selbst:
 

 
 
   
Marathon war zu leicht - Die Zeiten werden wahrscheinlich nicht anerkannt für Bestenlisten, denn mit dem Lauf ging es bergab - von Holger Dumke
 
Neues Ungemach für den Ruhrmarathon. Die geänderte Strecke von Dortmund nach Essen entspricht nicht allgemeinen Wettkampfbedingungen. Mit ordentlich vermessenen 42,195 km ist sie zwar ebenso lang, wie ein Marathon sein soll - unterm Strich aber geht es zuviel bergab. Nun wackeln die Rekorde.
 
"Es kann keine Anerkennung der Leistungen für die Bestenlisten der Leichtathletik-Oganisationen geben" erklärte Hans-Jürgen Sura, Geschäftsführer des Leichtathletikverbandes Nordrhein, auf Nachfrage. Das letzte Wort in der Sache hat der übergeordnete Bundesverband, allerdings ist das Ergebnis des vom Verband beauftragten Vermessers nach NRZ-Informationen eindeutig; rechnet man alle Steigungen und Bergabpassagen der Oststrecke gegeb, bleibt ein Gefälle von 54 Meter, erlaubt sind nur bis zu 42 Meter.
 
Die Anerkennung für die Bestenlisten ist nicht nur wichtig für die Zeiten, sondern auch fürs Renommee einer Veranstaltung, praktisch alle großen Marathons haben sie. Beim Ruhrmarathon am 17.Mai war der bisherige "NRW-Rekord" von 2:09:47 Stunden von gleich drei der afrikanischen Topathleten unterboten, allen voran Sieger Samson Bungei. Von Bedeutung ist die Anerkennung auch für Vereins- sowie ambitionierte Hobbysportler, die sich vergleichen wollen.
 
Unter der Regie der neuen Organisatoren war die Strecke des Ruhrmarathons entschärft worden; durch den von der Gruga in die Essener City verlegten Zieleinlauf und Änderungen an der Stadtgrenze von Essen fielen Steigungen weg. Möglicherweise hat man sich so das Problem mit der Anerkennung der Strecke selbst geschaffen. Man werde das nun im nächsten Jahr möglicherweise nochmals überdenken: "Allerdings steht das nicht ganz oben auf der Agenda", so Kai Meesters von den Organsiatoren. Nach seinen Angaben war der Ruhrmarathon schon in früheren Jahren, also unter der Regie des vorangegangenen Organisators, nicht für die Bestenlisten anerkannt.
 
 
Bei dieser Gelegenheit sei noch auf eine weitere Ungereimtheit hingewiesen. So schmückt sich der Veranstalter mit der Erklärung, dass man weltweit der einzige Twin-Marathon sei. Also ein Marathon mit zwei unterschiedlichen Starts und einem gemeinsamen Ziel. Wer schon mal in London gelaufen ist, wird sicherlich bestätigen können, dass es auch hier unterschiedliche Starts gibt. Aber allein auch die Tatsache, dass es seit 2001 einen Twin-Marathon in La Rochelle / Frankreich gibt, dürfte die Aussage für Nichtig erklären.
 
Eigentlich schade, dass ein Marathon, der eigentlich zum Wohle der Menschheit und Repräsentation der Region gedacht ist, sich selbst so ins Abseits stellt.
 
 
    www.karstadt-marathon.de




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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