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Das ist ein schönes Foto, es sieht
sehr leicht aus, wie ich da renne. So beschreibt Ex-Europameister Ingo Schultz
jenes Bild von der Hallen-EM 2007 in Birmingham (Großbritannien), als er mit der
Deutschen 4x400-Meter-Staffel als Erster über den Zielstrich lief, kurz später
aber disqualifiziert wurde. Mit eben diesem Foto, sauber eingerahmt und hinter
Glas geschützt, wurde der Vizeweltmeister von 2001, der seit 2005 im Trikot des
TSV Bayer 04 Leverkusen an den Start ging, bei den Deutschen Meisterschaften in
Ulm offiziell verabschiedet. Bereits im vergangenen Oktober entschloss sich der
fünfmalige nationale Titelträger, die Heim-WM in Berlin (15.-23.08.) nicht mehr
anzustreben und erklärte aufgrund anhaltender Fußprobleme seinen Rücktritt.
Seinen Weg zum Leistungssport
fand Schultz erst sehr spät über eine Leichtathletik-AG bei der Bundeswehr. Dort
suchte sich der Diplomingenieur für Elektrotechnik einen Ausgleich zum Studium.
Ich habe mich schon immer gerne bewegt und durch die Uni in Hamburg war jetzt
erstmal Sitzen angesagt, erklärte er. Zunächst waren es nur dreimal pro Woche
Training, dann folgten die ersten Wettkämpfe und schnell wurde es mehr. Ich bin
der Typ der sagt: Da geht was und da willst Du jetzt mal richtig austesten, wo
die Grenzen sind. Dass das mal daraus werden würde, konnte am Anfang natürlich
keiner ahnen.
Und plötzlich stand Schultz bei
den Weltmeisterschaften 2001 im kanadischen Edmonton im Finale und rannte zur
Silbermedaille. Seitdem steht seine 400-Meter-Bestzeit bei 44,66 Sekunden, der
drittschnellsten jemals gelaufenen Zeit eines Deutschen. Im folgenden Jahr waren
die Voraussetzungen bei der EM in München schon ganz anders: Europameister als
Favorit war schon ein riesen Ding, erinnert sich der Leverkusener.
Nach seinen beiden
erfolgreichsten Jahren folgten dann aber die gesundheitlichen Rückschläge. Erst
war es 2003 das Pfeiffersche Drüsenfieber, später Fußprobleme. Zwar feilte der
Leichtathlet des Jahres 2002 immer wieder am Comeback, wurde aber regelmäßig
zurückgeworfen. 2007 habe ich sehr gut trainiert, so gut wie eigentlich nie und
dann hat es für eine 45,60 Sekunden gereicht. Das ist zwar auch eine gute
Leistung, aber wenn man schon mal eine Sekunde schneller war, ist das einfach
nicht die Welt. So ist die Entscheidung zum endgültigen Rücktritt in ihm
langsam gereift.
Bei den Deutschen
Meisterschaften 2008 in Nürnberg waren die Vorzeichen dann endgültig. Da lief
rein gar nichts zusammen, resümierte Schultz. Ich bin in den Block gegangen,
es gab einen Fehlstart und eigentlich wollte ich gar nicht erst loslaufen. Der
Kitzel, den man braucht, war einfach nicht da. Ein Arztbesuch brachte ihm zudem
die nächste Ernüchterung, dass ein Schleimbeutel an der Achillessehne entfernt
werden müsste. Von daher war für mich klar: Es war eine schöne Zeit. Aber das,
was ich mal erreicht habe, kann ich nicht mehr wiederholen.
Anders als für viele seiner
Kollegen, stand für den 2,01 Meter großen Athleten die Weltmeisterschaft im
eigenen Land damit nicht mehr zur Diskussion. Selbst wenn ich mich für dich WM
in Berlin qualifiziert hätte, es hätte mir nicht mehr das gegeben, was ich mal
erreicht hatte. Seinen letzten Start im Nationaltrikot hatte Schultz 2008 beim
Hallen-Europacup in Moskau, wo er mit der Schwedenstaffel Zweiter wurde.
Letztlich war es schon ein schwerer Schritt. Aber jetzt bin ich da und bereue
es nicht. Auch gesundheitlich ging es danach schnell wieder aufwärts: Die Füße
danken es mir. Die Probleme, die ich hatte, sind alle weg, erzählte er.
Der Sprung ins normale
Berufsleben gelang Schultz nahtlos. Nach 13 Jahren bei der Bundeswehr fand der
Hauptmann zunächst eine Teilzeitstelle bei einem großen Industrieunternehmen und
arbeitet dort seit August 2008 voll. Wenn ich Leistungssport auf hohem Niveau
machen will, kann ich nicht nebenher arbeiten. Ich bin zwar ein Athlet, der mit
relativ wenig Zeitaufwand viel erreichen kann, aber wenn ich eine Sache mache,
dann ganz, schilderte er die neue Situation.
Völlig ohne Bewegung geht es
für ihn aber auch heute nicht: Mein Büro ist im elften Stock, da renne ich dann
auch schon mal die Treppen hoch. Auch der Leichtathletik hat er den Rücken
nicht vollends zugekehrt: Ich bin irgendwie schon noch drin und gucke immer
mal, was meine ehemaligen Staffelkollegen so machen. Einen gebührenden Ort wird
der zweifache Familienvater für das überreichte Fotos übrigens leicht finden:
Wir sind gerade umgezogen und da sind noch genug Wände mit freiem Platz.
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Autor und Copyright: Markus Paniczek für Laufen-in-Koeln
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