|
Robin Schembera (TSV Bayer 04
Leverkusen) gehört zu den größten deutschen Lauf-Hoffnungen und feiert am
Donnerstag in Berlin seine WM-Premiere. Im Interview spricht der 20-Jährige über
seine Erwartungen, was ihn mit Hochspringer Raul Spank verbindet und wie er
schon bald in die absolute Weltspitze laufen könnte.
Herr Schembera, am Samstag ist bei der Leichtathletik-WM in Berlin der
erste Startschuss gefallen. Für sie wird es am Donnerstag ernst, dann steht der
800-Meter-Vorlauf an. Spüren Sie schon ein Kribbeln in den Beinen?
Ich bin am Montag
endlich nach Berlin angereist, nachdem ich eine Woche in Kienbaum verbracht habe
und ich muss sagen, seitdem ich hier bin, ist die Nervosität und Vorfreude
ordentlich gestiegen. Man bekommt viel mehr vom Wettkampfgeschehen mit und
unterhält sich schließlich auch mit den Athleten, die schon im Olympiastadion
gestartet sind.
Mit 20 Jahren erleben Sie in Berlin Ihre erste große internationale
Meisterschaft. Wie fühlen Sie sich so kurz davor, wie sehen Ihre WM-Ziele aus?
Ich fühle mich super und
bin richtig heiß auf das Stadion, die Zuschauer und die Atmosphäre. Ich starte
das erste Mal bei so einem Riesenevent und dann auch noch im eigenen Land! Ich
werde versuchen, ins Halbfinale zu laufen. Dort muss man sehen, was möglich ist.
Wenn nicht alles total schief läuft, dann müsste das Halbfinale mit einem guten
Endspurt machbar sein.
Das Berliner Olympiastadion scheint ja ein gutes Pflaster für Sie zu sein.
Im Juni haben Sie das Rennen beim DKB-ISTAF gewonnen
und es war eine
phänomenale Stimmung. Gerade 100 Meter vor dem Ziel, als ich den führenden
Kenianer überspurten konnte, gingen die Zuschauer so richtig mit und haben mich
ins Ziel getragen. Das will ich einfach nochmal erleben. Viele Freunde sind live
im Stadion dabei und werden mit mir leiden und vielleicht auch mit mir feiern.
Die deutschen Sportler werden von den Fans in Berlin besonders stark
unterstützt. Motiviert Sie das zusätzlich oder belastet Sie das mehr?
Mich motiviert das
absolut. Ich habe hier endlich einen Wettkampf, bei dem ich absolut nichts zu
verlieren habe. Ich bin einer der Jüngsten im Team, und niemand erwartet von mir
eine Medaille oder den Finaleinzug. Ich werde einfach Vollgas geben und somit
versuchen, den Zuschauern eine spannende Show zu liefern.
Im Trainingslager in Kienbaum teilten Sie sich mit Hochspringer Raul Spank
das Zimmer. Der Dresdner war 2008 mit 20 Jahren Olympia-Fünfter. Was können Sie
von ihm lernen?
Wir gleichen uns in
einigen Eigenschaften und können immer wieder voneinander profitieren. Wir
pushen uns seit vier Jahren gegenseitig und wollen jeweils immer das bessere
Ergebnis erzielen. Er hat letztes Jahr die Messlatte sehr hoch gelegt, ich muss
nun nachziehen. Wahrscheinlich werde ich das dieses Jahr noch nicht schaffen,
aber vielleicht ja 2010 im EM-Jahr.
Mit Ihrer Bestzeit von 1:45,63 Minuten liegen sie rund zwei Sekunden
hinter den Besten der Welt. Was fehlt Ihnen noch zur absoluten Spitze?
Ausdauer! Die
diesjährige Vorbereitung war sehr unglücklich für mich. Im November hatte ich
unerklärliche Probleme mit der Leber, habe somit vier Wochen nur wenig
trainieren können und im Januar und Februar schleppte ich mich von einem Infekt
zum nächsten. Ich habe mir bis auf die Deutschen Hallenmeisterschaften alle
Rennen aus dem heimischen Bett angeschaut. Es war ein absolut beschissenes
Gefühl.
Bei ihrem letzten Rennen, dem Bayer-Meeting in Leverkusen, sind Sie auf
den letzten Metern eingebrochen. Woran lag es?
Ja, das war schlimm.
Alle meine Freunde waren gekommen und haben mich angefeuert. Nach dem Rennen
haben sie mich dann trösten müssen. Es lag wie schon erwähnt an der Ausdauer.
Ich habe dieses Jahr in schnellen Rennen kein gutes Stehvermögen, das muss ich
mir selbst zuschreiben. Da fehlen mir einfach einige längere Einheiten In
taktischen Rennen hingegen bin ich umso mehr auf der Höhe, da das Tempotraining
richtig gut gelaufen ist.
Ein Ausblick auf den letzten WM-Tag: Wer wird 800-Meter-Weltmeister?
Das ist dieses Jahr
wirklich schwer zu sagen. Es gibt viele extrem schnelle Afrikaner, gute Spurter
sind die meisten aber nicht. Wenn Yuriy Borzakovskiy taktisch clever läuft, dann
wird es für ihn zu WM-Gold reichen. Ich denke, dass er mit Wut im Bauch antritt,
da er es bei Olympia in Peking nicht ins Finale geschafft hat. Allerdings muss
das Rennen dann auch schnell sein. Wird es langsam, könnte es einen
Überraschungssieger geben.
__________________________________
Autor und Copyright: Das Interview führte Martin Neumann
|
|