|
|
|
|
|
Damit kostbare Muskelkraft nicht mehr im Teppichboden verschwindet |
|
|
|
Sabrina
Federschmid, Lukina Olga und Jie Tang haben das Energie Fitness Zentrum
konzipiert |
|
HAWK-Master-Studierende
entwickeln im Pilotprojekt des Master-Studiengangs Gestaltung neue Ideen und
komplexe Konzepte zum Thema Sport
Mit eigener Muskelkraft
erzeugte Energie fühlt sich genauso kostbar an wie das erste selbstverdiente
Geld. Täglich werden Unmengen solcher Muskelenergie in den Fitnessstudios dieser
Welt in die Geräte gekämpft - und verschwinden anschließend ungenutzt im
Teppichboden. Das hat - jede Wette - schon so mancher Sportler im Schweiße
seines Angesichts bedauert - mal ganz abgesehen von der Energieverschwendung
unter globalen Umweltgesichtspunkten.
Master-Studierende der
HAWK-Fakultät Gestaltung haben jetzt ein Konzept entwickelt, das dieser
Verschwendung von Ressourcen ein Ende setzen und das Durchhaltevermögen eines
jeden Fitnessfans drastisch steigern könnte. Schwitzen auf das eigene Konto -
könnte man die Idee umschreiben: das Energie Fitness Zentrum.
Eine spezielle Sohle im
Sportschuh zeichnet die Bewegung auf und sendet sie an ein persönliches Armband
mit Kontochip. Für je hundert Watt erzeugter Energie könnte es einen "Point" zum
Sammeln geben. Zwanzig Points brächten beispielsweise eine kostenlose Massage
oder andere Vergünstigungen ein. Der Studiobesitzer könnte die Energie in die
Leitungen des Energieversorgers speisen. Der hätte ein charmantes Umweltargument
zur Kundenwerbung, auch wenn die Masse Muskelenergie faktisch vielleicht nicht
wirklich ins Gewicht fallen würde.
Eine zündende Idee und ein
professionell durchdekliniertes Umsetzungskonzept zu entwickeln, das war die
Aufgabe, die Professor Stefan Wölwer seinen Master-Studierenden im Pilotprojekt
gegeben hatte. Einzige Themeneingrenzung waren die Stichwörter Sport und
Interaktion. Sabrina Federschmid, Lukina Olga und Jie Tang haben das Energie
Fitness Zentrum konzipiert und sowohl eine technische Lösung für die
Energieübertragungssohle vorgelegt als auch das äußere wie innere
Erscheinungsbild eines solchen Studios entworfen. Das logistische Konzept und
ein eigenes Design samt Marketing-Strategie gehörten ebenfalls dazu. Das Ganze
wurde zudem als kompakte Powerpoint-Präsentation einem fiktiven Kunden
vorgestellt - und vom Professor benotet. "Uns ist ein interdisziplinäres und
ganzheitliches Studium im Master-Studiengang Gestaltung hier in Hildesheim
besonders wichtig. Auf der einen Seite fördern wir das freie Denken ohne
Themenbeschränkung, andererseits ist es aber auch wichtig, Ideen konzeptionell
und strategisch weiter zu entwickeln. Im Pilotprojekt geht es daher auch um die
Interaktion im Team als auch mit dem potenziellen Kunden", betont Wölwer.
Christoph Sander, Felix Göken
und Steffen Beisner haben sich ihre eigene Studentengemeinschaft zum Thema
genommen. Ihr Ausgangsgedanke - natürlich übertragbar auf jedwede andere Gruppe
- war: Ein sportlicher Wettkampf stärkt das Gemeinschaftsgefühl. "Team
Turnbeutel" haben die drei ihr Projekt genannt und ein "modernes low-budget
Event" als Master-Plan mit Checkliste zur Organisation und Finanzierung
entwickelt. Entstanden sind ein Booklet und eine Internetseite als Leitfaden.
Eine echte Bewerbung beim Deutschen Studentenwerk auf finanzielle Unterstützung
sowie Sponsorenanfragen laufen schon, denn das Konzept soll tatsächlich in
Hildesheim getestet werden. Fußball ist gewünscht, hatte eine Umfrage unter den
Studierenden ergeben. Natürlich funktioniert das Konzept mit fast jeder anderen
Teamsportart auch. Gelernt haben Christoph, Felix und Steffen so ganz nebenbei,
"dass Teamarbeit sehr effektiv sein kann, wenn die Verantwortung nach
Themenbereichen verteilt wird und jeder dann auch Vertrauen in die Entscheidung
des anderen hat".
"Flow - train your fitness"
heißt das Konzept von Maja Hopf , Alena Fock und Livia Baum. Basis ist ein
schlichtes Sportgerät für Jedermann zu Hause: das Fitness-Trampolin, hier mit
eingebauter Waage und einer kleinen Kamera. Per Funkkontakt werden Computer und
Bildschirm bedient. Neben der Möglichkeit, sich ein eigenes Profil und
verschiedene virtuelle Outfits anzulegen, kann zum Beispiel online zu einem Netz
von echten Personaltrainern in der ganzen Welt geschaltet werden. Der Trainer
läuft mit Videokamera an der Jacke, so dass seine Laufstrecke direkt auf den
Bildschirm der Trampolin springenden Sportlerin übertragen wird. So könnte man
aus dem (natürlich noch nicht existierenden) Trainernetzwerk beispielsweise
einen in Paris anklicken, der gerade Laufstart meldet. Und schon zeigt der
Bildschirm das Echtbild von Naturschönheiten wie den Tuilerien beim Dauerlauf.
Dazu trippelt die Sportlerin auf ihrem Heim-Trampolin, hockt auf und nieder,
springt, tänzelt vor und zurück oder joggt ebenfalls.
Das Online-Sportspiel "Mark it"
hat Marti Hahn konzipiert. Es funktioniert ähnlich wie Monopoli. Das Spielgeld
erlaufen sich die Spieler aber im echten Leben per usb-fähigem Schrittzähler.
Der zählt die wirklichen Schritte beim Joggen, Spazierengehen oder
Treppensteigen. Spielwährung ist der Kilometer. Der Schrittzähler wird nach dem
Training mit dem Rechner zu Hause verbunden und speist das verdiente
Kilometergeld in das Spiel. Online können sich weltweit Mitspieler zuschalten,
die dann virtuell Straßen und Gebiete auf der ganzen Welt kaufen können. Basis
ist die Weltkarte von google maps. Jeder Spieler muss sich allerdings einen
Wachhund "kaufen", der in Abwesenheit auf die Gebiete aufpasst. Und damit auch
genügend sportliche Betätigung beim Spieler sichergestellt ist, kann er sich
nicht nur Gebiete kaufen, sondern muss auch noch Kilometer für das Futter seines
Wachhundes sammeln. Mati Hahn hat das Konzept entwickelt und die entsprechende
Internetseite mit dem Spiel entworfen. Wenn sie sich in punkto Realisierung
etwas wünschen dürfte: "Ein klasse Programmierer wär' jetzt mein Traum."
Laufen muss man auch im Konzept
"Webrunner" von Thomas Gransheuer und Eugen Schulz. Die beiden setzen jedoch GPS
Technik ein, wodurch jeder Teilnehmer des Spiels eins zu eins in der realen Welt
laufen muss , um das Land zu "erobern". Durch den Einsatz moderner
Netzwerktechnik bildet sich daraus auch eine weltweite Social Community.
"Jede der Ideen ist neu und ließe sich umsetzen", urteilt Wölwer, "das zeigt,
dass die Master-Studierenden auch die Komplexität eines Themas durchdrungen
haben. Das ist schließlich das, was sie später im Beruf auch können müssen." Im
kommenden Semester werden sich Studierende in dieser Hinsicht mit dem Thema
Narrative Environments beschäftigen und es werden sicher wieder überraschende
Ideen entstehen. Bei Narrativen Environments geht es um
künstlerisch-erzählerische Projekte, die sich mit der Beziehung zwischen
Partizipient, Objekt und der Umgebung auseinandersetzen. Dabei werden Raum und
Interaktion Teil der Arbeit werden.
Interdisziplinarität und
Transdisziplinarität sind die profilgebenden Charaktermerkmale des
Master-Studiums Gestaltung. Im Zentrum des ersten Studiensemesters steht als
Einstieg in das Studium das "Pilotprojekt", in dem der neu beginnenden
Semestergruppe ein Stichwort oder Inhalt gegeben und die Bedingung gestellt
wird, dass sämtliche sich ergebenden Arbeiten in Teams durchgeführt werden
müssen. Die Teilnehmer müssen in der ersten Phase selber Visionen und Ziele
entwickeln, Aufgabenstellungen ableiten, Arbeitsteams bilden und den
Projektverlauf planen. Sie müssen ihre eigenen Kompetenzen anbieten und die der
anderen in Erfahrung bringen.
__________________________________
Autor und Copyright: Mitteilung der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
|
|
|
|
|
|