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Lauftrend Retro-Running - Die Vorzüge des Rückwärtslaufen
 
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25.02.2010 

 

 

Thomas Dold beim "Retro-Running"

 
Wer beim HRS businessrun in Köln schon mal mitgelaufen ist, der kennt das sicherlich schon. Da ist einer, der läuft die ganze Strecke rückwärts und als besonderen Gag hält er dabei einen Gutschein der Fluggesellschaft Germanwings in der Hand. Die restlichen Starter nehmen mit einigen Minuten Verspätung die Verfolgung auf. Wer ihn als erstes überholt, bekommt dabei den Gutschein überreicht. Kein einfaches Unterfangen, denn der Rückwärtsläufer namens Thomas Dold ist nicht nur Fachmann auf diesem Gebiet, sondern hält auch fünf Weltrekorde im Rückwärtslaufen. Tausend Meter schafft er z.B. in gut 3:20 Minuten, das schafft so mancher nicht mal vorwärts.
 
Und warum laufen Sie nicht auch mal rückwärts?
 
"Retro-Running" heißt diese Form des Laufens übrigens im Fachjargon und bringt in seiner gezielten Anwendung einige Vorteile mit sich. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es als fixer Bestandteil des Trainingsplans einiger bedeutender Sportgrößen eingesetzt. Mohammed Ali zum Beispiel, der für seine Beingeschwindigkeit bekannt war, setzte Retro-Running in seinem täglichen Training ein. In Sportarten wie Fußball, Tennis und Laufen gehört das Rückwärtslaufen zu den gebräuchlichsten Aufwärmübungen. Als eigenständige Laufdisziplin trat es erst in den 80er Jahren auf.
 
Der Clou beim Rückwärtslauf ist im ersten Schritt, dass es eine hervorragende Trainingsalternative zum normalen Vorwärtslaufen darstellt - ganze einfach, da andere Muskelgruppen angesprochen werden und man so einer Überlastung der Laufmuskulatur vorbeugen kann. Weiterhin wird dabei vor allem die Oberschenkelmuskulatur, die Wadenmuskulatur die Gesäß- und die Scheinbeinmuskulatur gestärkt. Die Bewegung ist recht knieschonend und eignet sich somit vor allem für Läufer mit Knieproblemen. Und das dürfte sicherlich übergewichtige Läufer interessieren, beim Rückwärtslaufen werden sogar mehr Kalorien verbraucht als beim Vorwärtslaufen. Ganz nebenbei findet sogar eine bessere Sauerstoffaufnahme sowie eine erhöhte Herzgefäßaktivität statt. Wissenschafter haben herausgefunden, dass man bei gleicher Geschwindigkeit durch 20 Minuten Rückwärtslaufen den gleichen Nutzen hat, den man durch 30 Minuten Vorwärtslaufen erzielt.
 
In der Praxis sollte man sich für sein Retro-Running eine gerade, ebene Strecke aussuchen, die aus Sicherheitsgründen wenig oder gar nicht frequentiert wird. Ideal wäre hierfür eine 400 Meter bahn. Fangen Sie mit langsamen 100m Intervallen an und schauen abwechselnd über die rechte und linke Schulter nach hinten. Nach ein paar Trainingseinheiten wird man im laufe der Zeit sicherer, kann die Intervalle ausbauen und wird zunehmend auch schneller.
 
Übrigens: Philosophisch gesehen ist das Rückwärtslaufen ein idealer Ausgleich zum vorwärtsbeschleunigten Lebensstil und eröffnet neue Perspektiven.



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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln