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Ist barfuss Joggen wirklich gut für die orthopädische Gesundheit? |
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Der
Leistungsanspruch des Freizeitläufers wächst - Bewegungserfahrung im
Alltag nimmt ab. Der Orthopäde sieht in der Klinik zunehmend
Freizeitsportler mit Problemen in Sehnen und Gelenken. |
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Der Leistungsanspruch der
Freizeitsportler, die sich an Marathondistanzen versuchen, wächst. Die
Gesellschaft als Ganzes hingegen bewegt sich aber immer weniger zu Fuss. Dr
Schneider, Orthopäde und Sportmediziner in Freiburg i. Br., kann das im
Klinik-Alltag an der wachsenden Zahl orthopädischer Erkrankungen nachvollziehen.
Laufschuhe aller Hersteller
haben einen bekannten Nachteil: Der menschliche Fuss hat sich in der Evolution
unter den Bedingungen des Barfusslaufens entwickelt. In gedämpften Schuhen
verliert der Fuss viele der für eine gelenkfreundliche Lauf-Koordination
wichtigen Informationen. Der Fuss wird in Schuhen nicht nur geschützt, sondern
auch abgeschirmt gegen Einflüsse von außen.
In jüngster Zeit wurde das
durch orthopädische Studien erhärtet: Nach einer vielzitierten Studie im
"Journal of Injury, Function and Rehabilitation" läge die Gelenkbelastung beim
Joggen in Laufschuhen über der Belastung "beim Gehen in Stöckelschuhen".
Bedeutet das nun, dass ein
Verzicht auf dämpfende Schuhe die Laufgesundheit erhöhen wird?
Dazu Dr. Schneider: "Das ist
ein sehr plakativer Vergleich, und als solcher sicher mit verantwortlich für den
Publikumserfolg der Studie. Unser Laufstil hat sich aber seit der frühen
Kindheit mit Schuhen herausgebildet. Diese prägende Anpassung ist nicht leicht
zu überwinden. Schnelle Anpassung an Barfusslaufen kann der Laufgesundheit sogar
schaden. Die Studie hat ausserdem ein methodisches Problem: Für Asphalt oder
Feldwege konzipierte Laufschuhe wurden für die Belastungstests auf Laufbändern
getestet - das war keine natürliche Laufsitutation."
Fuss, Sprunggelenk und
Achillessehne dürfen nach Ansicht von Dr. Schneider unter Beachtung vorhandener
Lauftechnik und Fehlstellungen nur langsam an die natürliche Biomechanik des
ungedämpften Laufens herangeführt werden. Andernfalls drohen
Achillessehnenentzündung, Achillessehnenruptur und viele andere Erkrankungen des
Bewegungsapparates.
Wie kann ein Orthopäde die
Umstellung zum ungedämpften Laufen fördern?
Dr Schneider empfiehlt "wahrnehmungsfördernde"
Laufeinlagen: Sie sollen dem Fuss helfen, die in der schuhtragenden Kultur
ungewohnte Wahrnehmung ungedämpften Laufens wieder zu erlernen. Überlastung der
noch untrainierten Gelenke und des Fusses werden so vermieden.
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Autor und Copyright: Dr. med. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
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