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Der
99-jährige Inder Fauja Singh legte den Halbmarathon in Luxemburg in
3:32:30 Stunden zurück |
Der 99-jährige Inder bringt den
Halbmarathon in 3:32:30 Stunden hinter sich
Der alte Herr, der am Samstag
beim Luxemburg-Marathon im Blitzlichtgewitter die Ziellinie überquerte, war noch
Stunden später der Star des Abends - und die meistfotografierte Person der
Veranstaltung. Alle wollten ein Bild mit Fauja Singh. Der gebürtige Inder hatte
soeben einen Halbmarathon in der Zeit von 3:32:30 Stunden beendet. In der Welt
der blitzschnellen Straßenläufer ist das unendlich langsam. Doch wer mit 99
Jahren überhaupt 21,1 Kilometer im Dauerlauf bewältigt, der wird als Held
gefeiert. Das ist eine unglaubliche Leistung. Fauja ist ein großes Vorbild für
uns alle, sagte Renndirektor Erich Francois. Der Organisator des Night Run in
Luxemburg kennt Fauja Singh schon länger. In den letzten zwei Jahren hatte Singh
an der Marathonstaffel teilgenommen.
Den Weltrekord in der
Altersklasse M90, den der Schwede Wiktor Burgren 2002 in Göteborg 3:21:27
Stunden aufgestellt hatte, konnte er nicht wie geplant unterbieten. Schuld daran
ist ein kleines Missgeschick. Irgendwo auf der Strecke waren Fauja Singh und
seine Begleiter falsch abgebogen und nicht weiter auf der Halbmarathon-, sondern
auf der Marathonstrecke weitergelaufen. Das haben wir erst nach mehr als einem
Kilometer gemerkt und mussten dann wieder zurück, sagte sein Begleiter Nirmal
Lotay. Das hat uns ein 15 Minuten gekostet. Doch letztlich kam es darauf gar
nicht an. Ein Eintrag im Guinnessbuch der Weltrekorde als ältester
Halbmarathon-Finisher ist im so gut wie sicher. Den Respekt der Zuschauer an der
Strecke hatte er ohnehin. Es war brillant, einfach unglaublich, sagte Lotay,
die Menschen haben getanzt und uns angefeuert. Sogar Fauja standen die Tränen
in den Augen.
Dabei sind Fauja Singh der
große Auftritt und die Popularität nicht unbekannt. Er hält ein gutes Dutzend
nationale und internationale Altersrekorde, war Fackelläufer bei Olympia in
Athen, Botschafter der Olympischen Spiele seiner Heimatstadt London, wurde von
der Queen ausgezeichnet, und vom früheren Präsidenten Pakistans, Musharraf, zum
Lahore-Marathon 2005 eingeladen. Adidas benannte einen Laufschuh nach ihm und
gewann ihn 2004 für eine Werbekampagne mit David Beckham. Wer Beckham ist,
wusste Singh nicht. Erst mit Ende Siebzig zog er von Indien nach London.
Englisch spricht er bis heute nicht, nur Panjabi, die Sprache seiner
Heimatregion.
Fauja ist ein Phänomen, sagt
sein Trainer und Mentor Harmander Singh, der ihn seit Jahren betreut. Der
grazile, nur 52 Kilogramm leichte Körper scheint die Belastungen der langen
Läufe einfach wegzustecken. Mit 99 Jahren liegt er 30 Jahre über der
durchschnittlichen Lebenserwartung eines Inders, aber er verfügt über eine
Audauerfähigkeit, die auch Jüngere staunen lässt, sagt Harmander Sing. Seine
Bestzeit im Marathon ist er 2003 in Toronto mit 5:40 Stunden gelaufen. Das alles
ist auch deshalb erstaunlich, weil Fauja Singh nach einer Trainingspause von
einem halben Jahrhundert erst vor zwanzig Jahren wieder mit dem Laufen begann.
Der Halbmarathon in Luxemburg
war Vorbereitung auf sein großes Ziel, 2011 als erster Mensch mit 100 Jahren
einen Marathon zu laufen. Die Veranstalter in New York, so heißt es, locken
schon mit einer Prämie von 100.000 US-Dollar. Doch Fauja Singh darf wählerisch
sein. Das Geld, sagt sein Trainer, interessiere ihn ohnehin wenig, er spende das
meiste an wohltätige Organisationen. Der Marathon in Boston, lässt Fauja Singh,
übersetzen, sei auch sehr interessant.
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Autor und Copyright: Angeliqua Potschekina für Laufen-in-Koeln
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