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Von Freitag ab 12 Uhr Mittags bis
Sonntag, ebenfalls 12 Uhr Mittags wird es auf der Sportanlage des TV Dellbrück
in Köln rund um die Uhr rund gehen. Unter dem Titel "48 Stunden-Weltcup"
führt die Langlaufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V. (LG
DUV) mit dem TV Dellbrück 1895 e.V. den "1. Internationaler 48-Stunden-Bahnlauf
von Köln" durch, bei dem gut 50 Läuferinnen und Läufer aus 13 Nationen ihre Fitness im
Ultralangstreckenlauf austesten können. Die Spielregeln sind hierfür relativ einfach
gestrickt. Sobald am Freitag der Startschuss gefallen ist, gilt es innerhalb 48
Stunden so viele Meter wie möglich zurückzulegen ... auf einer 309m Aschenbahn.
Nach Ablauf der Zeit wird dann abgerechnet. Gewonnen hat dann Derjenige, bzw.
Diejenige, der die längste Distanz zurückgelegt hat. Wer an dieser Stelle ins
Grübeln gerät, dem sei gleich die Antwort geliefert: "Ja, es darf zwischendurch
geschlafen werden. Nur ... wer schläft kann in dieser Zeit natürlich nicht
laufen und Meter sammeln". Für den nötigen Ernst der Sache sorgt die Tatsache,
dass das Event beim DLV als genehmigter Volks und Straßenlauf angemeldet ist.
Was sich anhört wie ein Hamster
im Laufrad, ist eine spezielle Disziplin unter nimmersatter Langstreckenläufern
in der Kategorie Stundenläufe. "Die Teilnehmer sind allerdings keine
durchgeknallten Spinner", klärt Initiator Wolfgang Olbrich von der LG DUV auf
einer Pressekonferenz zur Veranstaltung auf. "Im Prinzip kann das Jeder
erlernen, es bedarf lediglich eines entsprechenden Lauftrainings", fährt er
fort. Im Prinzip schon - was dabei leider etwas in den Hintergrund fällt ist die
Tatsache, dass hierzu auch eine gehörige Portion mentaler Stärke gehört.
Kritiker dieses Sports behaupten daher auch, dass spätestens nach 24 Stunden der
Sport aufhört und am Ende derjenige gewinnt, der die körperliche Belastung
psychisch am Besten verarbeitet bekommt. Mediziner hingegen warnen vor
permanenten Schlafentzug und die daraus folgenden Schäden für Geist und Körper.
Anmelden konnte sich zu dem
Event im Prinzip jeder austrainierte Ausdauerathlet, der ein Attest seines
Arztes über eine gewisse Fitness vorlegte, sowie bereit war, hierfür 135 Euro
Teilnahmegebühr zu bezahlen. Von den 50 Startplätzen waren 15 für internationale
Spezialisten reserviert, der Rest wurde nach Eingang der Anmeldungen
berücksichtigt.
Wirft man einen Blick auf das
Starterfeld so sieht es im Prinzip nicht anders aus, als wie bei einem
gewöhnlichen Volkslauf. Da sind Spezialisten dabei und die so genannten
Genussläufer, die einfach mit dabei sein wollen und alle akzeptieren sich
untereinander. Demzufolge wird z.B. der mehrfache Weltrekordler Wolfgang Schwerk
locker seine Bahnen abspulen. Mit den Meilensteinen von 392,067km auf der Bahn
und 420km auf der Straße innerhalb 48 Stunden zählt er als absoluter Toppfavorit
auf den Gesamtsieg. Und ein Läufer aus einer Nachbarstadt mit "D" am Anfang wird
sich sicherlich zwischendurch ausführlich schlafen legen und als "Schlussläufer"
genauso als Held gefeiert werden. Und es wird Teilnehmer geben, die die ganze
Zeit über eher walken als laufen - jeder so wie er lustig ist. Wie gesagt,
abgerechnet wird am Ende. Aus Köln selber wird Dagmar Liszewitz an den Start
gehen. Sie selbst hat sich die magische Marke von 300km vorgenommen und die
physische Machbarkeit von einem Leistungsdiagnostiker attestieren lassen. Oder
anders ausgedrückt: Wenn alles klappt, wird sie den Sportplatz mehr als 971 Mal umrundet
haben. Auf wesentlich mehr Kilometer kommen wahrscheinlich Christine David aus
Frankreich und die Würzburgerin Martina Hausmann, die bereits mehr als 323km
über die 48h zurückgelegt hat. Aber es gibt noch einen weiteren Favoriten, und zwar einen ganz
Speziellen. Mit dabei ist der Brite Dan Coffey, ein rüstiger M75er. Trotz seiner
nunmehr fast 80 Jahre findet man ihn bei Läufen nach Zeitmass in ganz Europa.
Seine Bestleistungen liegen naturgemäß ein paar Jährchen zurück, aber sein
Ehrgeiz ist nach wie vor ungebrochen. Dabei zu sein und das Ende in guter
Verfassung zu erleben, sind seine Wünsche für diesen Lauf.
Von den Temperaturen her
dürften die Teilnehmer vergleichsweise zu der bisherigen Hitzeperiode Glück
haben, das Wetteramt prognostiziert für den Zeitraum 12 bis 23 Grad, dies
allerdings begünstigt durch einzelne Niederschläge.
Damit den Teilnehmern nicht
langweilig wird, sind MP3 Player zur persönlichen Unterhaltung während des
Wettkampfes erlaubt, betont Veranstalter Wolfgang Olbrich. Und es gibt eine
weitere Erleichterung, wenn auch eher für die Muskulatur - alle 6 Stunden wird
die Laufrichtung gewechselt. Wesentlich besser dürfte da die Ablenkung am
Sonntag ab 9:30 Uhr werden. Denn da laden die "Old Dixie friends" aus Dortmund
zum fröhlichen Jazz-Frühstück ein. Die Band um Ultraläufer Dr. Stefan Weigelt
wird dann bis zum Ende der Veranstaltung dort live spielen und sicherlich auch
die Zuschauer in ihren Bann ziehen.
Neben den Einzelläufern werden
zwei Charity-Staffeln an den Start gehen. Zum einen wird der TV Dellbrück eine
Staffel auf die Strecke schicken, die von einer Bank und dem Förderkreis TV
Dellbrück gesponsert wird. Der Erlös wird in die Jugendarbeit des TV Dellbrück
fließen. Weiterhin wir eine Staffel des sog. "B42-projektes" des
Gesundheitsunternehmens ABBOT antreten, wobei diese Erlöse der Aidshilfe Köln zu
Gute kommen werden.
Um das Event insgesamt etwas
aufzulockern und auch für Besucher attraktiv zu gestalten, lädt der Gastgeber TV
Dellbrück am 24. Juli von 12-18 Uhr beim integrierten "Dellbrücker Sporttag" zu sogenannten Mitmachprogrammen für Jedermann ein.
Keine Angst, hier muss keiner stundenlang herumrennen, vielmehr werden hier die
vielfältigen Sportangebote des Vereins präsentiert, die zum Mitmachen animieren
sollen. So werden sicherlich Kinder bei zahlreichen Angeboten fündig, wie z.B.
aber auch Kampfsportinteressierte. Und wer Spaß an der Bewegung gefunden hat,
bekommt eine Einweisung in Nordicwalking geboten.
Hintergrundinfos:
Die Idee, einen Stundenlauf auf
Basis von 24h und mehr in Köln zu etablieren ist nicht ganz neu, eher eine alte
Tradition:
1. Versuch:
In den Jahren zwischen 1987 und 1995 veranstaltete das
Sri Chinmoy Marathon Team im Juli
jährlich einen internationalen 24h-Lauf für Ultralangstreckenläufer. Ab dem
Jahre 1993 wurde parallel hierzu auch ein 48h-Lauf ausgetragen. Die Teilnehmer
liefen hierbei entlang eines 1,5km langen Rundkurses, parallel zum Rhein an der
Mülheimer Brücke. Im Laufe der Jahre wurden hier in Köln mehrere Weltrekorde
aufgestellt, meist in den Altersklassen. 2005 fand die letzte Veranstaltung
statt. Das Liegenschaftsamt der Stadt Köln führte einen unverzichtbaren Teil der
Laufstrecke zur Vermietung von Standplätzen für Reisemobile zu. Eine neue
Strecke fand sich für die Veranstalter in Köln nicht, im Gegenteil, vielmehr
stieß man dabei sogar auf Widerstand. Gerüchten zufolge soll das wohl an der
religiösen Ausrichtung gelegen haben, der Veranstaltende Verein gehörte der Sri
Chinmoy Sekte an.
(Siehe hierzu auch Bericht:
Laufstreckengeheimnisse Teil 16: Der Weltrekord
Rundkurs)
2. Versuch:
Am 3. Juni 2007 weihte der
Ultralangstreckenläufer Detlev Ackermann die frisch renovierte 400m Tartanbahn
seines Vereis ASV Köln mit einem 24h-Spendenlauf ein, zu dem ihm zahlreiche
Läuferinnen und Läufer etappenweise begleiteten. Am Ende konnte ein Spendencheck
von 804 Euro an das Brustzentrum der Uniklinik Köln überreicht werden.
3. Versuch:
2007/2008 bewarb sich der ASV Köln nach einem Konzept von Detlev Ackermann beim
DLV um die Ausrichtung der 1. Deutschen 24h-Challenge. Ziel war es, eine
offizielle Deutsche Meisterschaft des DLV im 24h Lauf einzuführen. Hierfür war
ein flacher 2km Rundkurs im Sportpark Müngersdorf konzipiert
gewesen, der beim DLV Zustimmung fand. Aufgrund von Streitigkeiten Dritter wurde
das Projekt dann jedoch seitens des DLV wieder abgebrochen und vertagt.
4. Versuch:
2009 versuchte die Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung
e.V. (LG DUV) ihr Glück in der Austragung eines 48 Stundenlaufes. Als
Austragungsort wählten sie die 400m Tartanbahn im NetcologneStadion. Die
Nutzungsgebühr in Höhe von mehreren Tausend Euro zwangen den Verein jedoch, sich
nach einem anderen Ort umzuschauen.
5. Versuch:
2010 startet die LG DUV gemeinsam mit dem TV Dellbrück als Gastgeber in
Köln-Dellbrück den
"1. Internationaler
48-Stunden-Bahnlauf von Köln". Die Teilnehmer
laufen hierbei auf einer 309m langen Aschenbahn.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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