Laufbericht von Kai Engelhardt:
Schon kurz nach der Ankunft in Frankfurt konnte man
wieder einmal feststellen, um welche
Qualitäts-Veranstaltung es sich hier handelt: per
Shuttlebus ging es wie gehabt vom Parkhaus Rebstock
blitzschnell zum Messegelände inkl. Messeturm und
Festhalle. Gut, um die Ecken der reichlich vorhandenen
hohen Gebäude blies ein böiger und kalter Wind, aber für
das Wetter können die Veranstalter ja nichts. In den
Messehallen herrschte geschäftiges Treiben, doch
nirgendwo war es überfüllt oder drangvoll eng - im
Gegensatz zum Kölner Pendant. Die überall vorhandenen
Wegweiser waren so installiert, dass die immerhin fast
10.000 Starter zügig zum jeweils anvisierten Ziel
geleitet wurden. Weitere Pluspunkte des großflächigen
Messegeländes mit integrierter Marathonmall: keine
Wartezeit bei der Startnummernausgabe, überall genügend
Platz zur Laufvorbereitung und ein Troubledesk, an dem
sogar noch Ummeldungen vorgenommen werden konnten -
alles in allem sehr positive Aspekte einer eingespielten
Organisation.
Gegen
10.45 Uhr mussten sich die Teilnehmer dann mehr oder
weniger präpariert der Witterung stellen: raus auf den
zugigen Messeturmvorplatz und zum Start in den
jeweiligen Block! Weil sich anscheinend fast alle Läufer
diszipliniert in ihrem jeweiligen Bereich aufstellten,
konnte sogar auf die berüchtigten hohen Drängelgitter
verzichtet werden. Und dann ging´s auch schon los!
Erstmals führte circa das erste Drittel der Strecke
unmittelbar durch die Frankfurter City, die sich an
diesem Tag (wie aber eigentlich immer am
Marathonsonntag) von Ihrer herbstlich-windigen Seite
zeigte, d.h. den Teilnehmern pfiffen die Böen durch die
Häuserschluchten um die Ohren. Aber: es regnete nicht
(keinen Tropfen!) und die Sonne kam sogar nach einiger
Zeit heraus, so dass die wenigen wirklich winterlich
eingepackten Läufer ein wenig mehr ins Schwitzen kamen.
Auch die manchmal etwas spärlichen Zuschauergruppen
konnten sich an den Sonnenstrahlen erwärmen und feuerten
die Läufer wie im letzten Jahr "persönlich" an: der
Namensaufdruck auf der Startnummer macht´s möglich!
Durch
die Streckenverlängerung mit Überschneidungen in der
City war die Passage durch die Bürostadt Niederrad, die
mit ihren Zweckbauten und wirklich wenigen Zuschauern
doch sehr läuferunfreundlich ist, zum Glück etwas
schneller vorbei. In der Nähe der Halbmarathonmarke
stieg den Teilnehmern überraschenderweise sogar ein ganz
ungewöhnlicher Duft in die Nase: einige Enthusiasten
machten aus dem Marathon-Event trotz fortgeschrittener
Jahreszeit ein Grill-Happening. Bei Kilometer 25 folgt
dann der berüchtigte Autobahnabschnitt zurück auf die
nördliche Mainseite. Hier ist man mit dem welligen
Profil und mit sich selbst meist ganz allein, weil die
Zuschauer verständlicherweise fehlen und die Gruppe, mit
der man laut vorheriger Planung die gesamte Distanz
durchstehen wollte, leider auseinandergefallen ist.
Dafür bietet sich ein schöner Blick auf die Skyline am
Horizont - doch das ist nur ein schwacher Trost...
Erst in
Höchst zwischen Kilometer 28 und 30 kommt wieder richtig
Stimmung auf. Zum einen, weil sich die Sambabands hier
die Klinke in die Hand geben, zum anderen, weil sich die
Strecke doch an einem entscheidenden Punkt berührt und
die Leidensgenossen entweder vor oder nach der
Durchquerung des Stadtkerns wahlweise beneidet oder
bemitleidet werden dürfen. Die bekannt-sagenhafte
Unterführung (natürlich erst bergab und eigentlich
moderat, aber völlig unnötig bergauf!) verflucht man
jedes Jahr wieder. Und doch ist es natürlich klar, dass
sie irgendwann kommt. Es soll einfach nur eben weiter
gehen! Die Mainzer Landstr. erfüllt genau diesen Wunsch,
aber dafür führt sie schnurgerade zurück in die City.
Auch nicht gerade erbaulich, wenn man schon aus der
Entfernung sieht, was einen 500 Meter weiter erwartet.
Wenn
der Messeturm bei Kilometer 36 schon in greifbarer Nähe
ist, muss doch noch einmal eine Ehrenrunde gedreht
werden - die zahlreichen Zuschauer an der Alten Oper
wollen schließlich auch auf ihre Kosten kommen. Nach
einem weiteren Abschnitt der "Begegnung" - je nach
Richtung Kilometer 38 (ächz) oder 41 (uff, gleich
geschafft) - geht es schlußendlich auf der bisherigen
Zielgeraden, die schier nicht enden will, bis zum
Messeturm. Noch eine scharfe Linkskurve und das Nirvana
wartet: die Festhalle oder wie die "Hesse" sagen, die
"Gud Stubb". Roter Teppich, grelle Scheinwerfer, Musik,
persönliche Begrüßung durch den Moderator und scheinbar
unendlich viele Zuschauer, deren Gebrüll einen
tranceartigen Zustand erzeugt: fast schon unwirklich,
jedoch ganz real und - schon nach ein paar Sekunden ist
der schöne Spuk leider vorbei... |