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Annett Horna möchte sich nicht
festlegen. Die 800-Meter-Spezialistin aus der Leverkusener Trainingsgruppe von
Adi Zaar hat bei den Nordrhein-Hallenmeisterschaften vor knapp drei Wochen ihre
Bestleistung über 1.500 Meter um fünf Sekunden auf 4:17,09 Minuten gesteigert.
Ist das ein Umstieg von den 800 Metern? Nein das möchte ich nicht. Die 800
Meter haben bei mir weiterhin Priorität, ich möchte durch einige Starts über
1.500 Meter nur mein Spektrum erweitern, erklärt die Deutsche Hallenmeisterin
von 2009.Im vergangenen Jahr lief die 23-Jährige erstmals die doppelte
Stadionrunde unter 2:03,00 Minuten. Eigentlich ein Grund zur Freude für Annett
Horna, aber der Teufel steckt mal wieder im Detail:
Wie fast alle
Saisonbestleistungen ist sie auch die Zeit von 2:02,77 Minuten zu einem sehr
frühen Zeitpunkt im Jahr gelaufen. Ein Problem, dem sich die gebürtige
Magdeburgerin bewusst ist: Ich bin regelmäßig zu früh zu schnell. Daran
verzweifelt manchmal auch mein Trainer. Ich denke, die 1.500 Meter bieten mir
eine bessere Perspektive. Vielleicht auch eine Aussicht, wieder international
starten zu können. Ihr letzter Einsatz im Nationaltrikot war der U23-Länderkampf
vor der WM 2009 im Berliner Olympiastadion. In 2:07,84 Minuten wurde sie damals
Zweite. Nach ihrem Auftritt bei den Landesmeisterschaften hat die zierliche
Läuferin wieder neuen Mut geschöpft. Ich bin ein Kopfmensch und um den frei zu
bekommen, brauche ich gute Ergebnisse, so das einfache Rezept im Kampf mit den
Zweifeln.
Reicht es für Paris?
Auch Bundestrainer Henning
von Papen glaubt, dass der neue Weg sinnvoll ist. Ich bin wie viele andere auch
schon lange der Meinung, dass Annett die 1.500 Meter ernsthafter angehen sollte.
Das hat sie nun getan und es hat sich gezeigt, dass das die richtige
Entscheidung war. Mit dem guten Saisonstart über 1.500 Meter im Rücken hat
Annett Horna auch neue Ziele für die Wintersaison formuliert. Ich traue mir die
Norm von 4:12 Minuten für die Hallen-EM zu, sagt die Mittelstrecklerin
selbstbewusst. Ich weiß, dass das vielleicht abgehoben klingt, aber man braucht
ja Ziele, auf die man hinarbeiten kann. Es sind neue Töne, die man von der
sympathischen Studentin hört. Lange Zeit hatte sie ihre große Stärke, das
Selbstbewusstsein, ein wenig verloren. In der Jugend konnte Annett Rennen
knallhart von vorn laufen, das ist in den vergangenen Jahren nicht mehr so der
Fall gewesen, räumt ihr Trainer Adi Zaar ein. Aber jetzt kehrt das Vertrauen in
die eigene Leistungsfähigkeit zurück.
Der Weg dorthin war in der
Vorbereitung mit einer deutlichen Umstellung des Trainings verbunden erzählt
Annett Horna: Wir haben die Umfänge erhöht, mehr Tempoläufe gemacht, es ist
regelmäßig ein knackiger Dauerlauf über zehn Kilometer hinzugekommen. Das ist
schon ein anderes Programm als vorher für die 800 Meter. Aber sie weiß auch, wo
noch Reserven sind: Ich brauche mehr Ausdauer, die Schnelligkeit habe ich schon
durch das langjährige 800-Meter-Training.
Neue Konkurrentinnen
Der Sprung in die Gegenwart
bedeutet nun die Auseinandersetzung mit neuen Konkurrentinnen. Während Claudia
Hoffmann (SC Potsdam) und Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) das
Geschäft über 800 Meter deutlich belebt haben, ist die Spitze über 1.500 Meter
sehr dünn. Diana Sujew (SC Potsdam) und Denise Krebs (TV Wattenscheid 01)
bestimmen derzeit das Geschehen, vor allem bei Meisterschaften.
Denise Krebs wird es auch sein,
die Ende Januar beim Länderkampf in Glasgow über 1.500 Meter an den Start gehen
wird. Trotzdem zieht Annett Horna neue Motivation aus dieser Konstellation. So
hat sie am Wochenende in Luxemburg auch ihre Hallenbestmarke über 800 Meter auf
2:03,57 Minuten gedrückt. Ein wichtiges Zeichen in die richtige Richtung, denn
sie hat vieles in den vergangenen Monaten auf den Prüfstand gestellt und alte
Gewohnheiten abgelegt. Ihr Markenzeichen waren lange Zeit die zwei verschiedenen
Socken, die sie im Training oder Wettkampf trug. Als sie barfuss in Leverkusen
auslief konnte man nun zwei gleiche Socken sehen. Vielleicht ein Zeichen, dass
sie sich nicht festgelegt, sondern nur verändert hat.
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Autor und Copyright: Markus Paniczek für Laufen-in-Koeln
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