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Vergangenen Sonntag musste Robin
Schembera krank zusehen, wie in Leipzig das 800-Meter-Finale der Deutschen
Hallenmeisterschaften ohne ihn ausgetragen wurde. Mittlerweile hat sich der
Leverkusener aber wieder erholt und kann bei den Hallen-Europameisterschaften an
diesem Wochenende in Paris starten. Im Interview spricht der 22-Jährige über
seine Form, ein verändertes Training und die schärfsten Konkurrenten um einen
Finalplatz.
Robin Schembera, bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig
vergangenes Wochenende mussten Sie wegen eines Infekts aufs Finale verzichten.
Wie geht es Ihnen jetzt?
Mir geht es wieder besser.
Hundertprozentig genesen bin ich zwar noch nicht, aber zumindest wieder fit, um
ein gutes Training absolvieren zu können. Im Vorlauf am Freitag werde ich dann
hoffentlich wieder voll auf der Höhe sein.
Sie haben sich mit 1:46,35 Minuten in starker Form präsentiert und sind
Nummer vier in Europa. Hat der Infekt die Form beeinflusst?
Das kann ich erst nach dem
ersten Rennen beurteilen. Ich fühle mich aber fast so fit wie vor Leipzig. Und
da war ich in sehr guter Form. Ich gehe davon aus, dass mir jeder Tag hilft, um
mich weiter zu regenerieren. Das Training am Dienstag hat aber gezeigt, dass es
rund läuft.
Bei der Hallen-EM stehen drei Runden an drei Tagen an. Ist das ein Nachteil
nach der Erkrankung?
Ich habe im Winter hart an
meiner Ausdauerfähigkeit gearbeitet und bin somit für die drei Runden besser
vorbereitet als in den vergangenen Jahren. Allerdings glaube ich, dass mir ein
oder zwei Rennen besser liegen. Bei internationalen Meisterschaften muss man
aber in drei Läufen voll bei der Sache sein, sonst erreicht man nie etwas
Großes.
Wie motivieren Sie sich vor wichtigen Rennen? Über 800 Meter muss man
schließlich voll konzentriert sein und eine Portion Aggressivität mitbringen.
Ich wirke vor den Rennen
manchmal lustlos und müde, aber sobald der Startschuss fällt, verändert sich das
komplett und ich bin auf den Punkt hellwach. Meine Konkurrenten sind teilweise
kräftiger als ich. Da muss ich aufpassen und einen guten Mittelweg zwischen
Aggression und Taktik finden. Speziell in der Halle muss man wachsam zu laufen.
Wenn man den Bruchteil einer Sekunde nicht aufpasst, kann das über Sieg oder
Niederlage entscheiden.
Mit welchen Zielen reisen Sie nach Paris?
Wenn ich wieder voll auf
der Höhe bin, ist das Finale mein Ziel. Dort kann viel passieren.
Der Spanier Manuel Olmedo läuft die 1.500 Meter. Somit sind Sie mit 1:46,35
Minuten die Nummer drei der Meldeliste. Spekulieren Sie sogar auf eine Medaille?
Ich würde mir eine Medaille natürlich wünschen. Aber eine kleine Unachtsamkeit
reicht und man ist nicht mal im Finale. Wenn alles passt, laufe ich um die
vorderen Plätze mit. Sollte eine Medaille bei rauskommen umso besser! Da fast
ein Dutzend Läufer ganz eng beieinander liegen, ist im Finale jeder für den
Titel gut.
Wer sind für Sie die Favoriten?
Ich sehe vor allem die
beiden Polen Adam Ksczcot und Europameister Marcin Lewandowski sehr weit vorn.
Sie sind beide enorm spurtstark. Das habe ich ja schon bei der U23-EM 2009
gesehen, als beide vor mir waren. Den Tschechen Jakub Holusa zähle ich auch zum
Favoritenkreis wie den Spanier Kevin Lopez. Er ist erst 20 Jahre alt und hat
sich in dieser Hallensaison um fast zwei Sekunden auf 1:46,06 Minuten
verbessert. Verstecken brauche ich mich bei den Jungs aber nicht, denn sie
schätzen mich auch ziemlich stark ein.
Gegen Europameister Marcin Lewandowski sind Sie schon häufig gelaufen und
stehen mit ihm auch in Kontakt. Was können Sie von ihm noch lernen?
Wir tauschen uns regelmäßig
aus. Sei es im organisatorischen Sinne oder was das Training angeht. Marcins
Training ist stärker auf die Athletik ausgerichtet und
wissenschaftsorientierter. Vielleicht können wir uns in den nächsten Jahren ein
paar Details abschauen. Außerdem ist geplant, dass wir in Zukunft auch das ein
oder andere Mal zusammen trainieren.
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Autor und Copyright: Martin Neumann für Laufen-in-Koeln
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