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Am 27. Oktober
2011 referierte die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) über ihre aktuellen Aktivitäten. Laufen-in-Koeln war vor Ort, um sich einen Überblick über das komplexe Thema
Doping zu verschaffen und lauschte den Worten von Prof. Hanns Michael Hölz (NADA-Aufsichtsratsvorsitzende),
sowie Dr. Andrea Gotzmann (NADA-Vorstandsvorsitzende) über die Visionen des
Anti-Doping-Kampfes und Dr. Lars Mortsiefer (NADA-Vorstandsmitglied) über die
Task-Force der NADA als neue Waffe im Anti-Doping-Kampf.
Wo steht die NADA?
Die NADA
Die Nationale Anti Doping
Agentur (NADA) ist die maßgebliche Instanz für die Dopingbekämpfung in
Deutschland. Die Aufgaben der NADA umfassen Dopingkontrollen, Prävention,
medizinische und juristische Beratung sowie internationale Zusammenarbeit.
Mit der ersten
Anti-Doping-Konferenz 1999, die seitens des Internationalen Olympischen Komitees
(IOC) organisiert wurde, wurde der Wunsch nach einer weltweiten unabhängigen
Anti-Doping-Organisation in die Tat umgesetzt. Die Welt Anti-Doping Agentur (WADA)
ist noch im selben Jahr gegründet worden. Auch auf nationaler Ebene wurde eine
unabhängige Anti-Doping-Organisation gefordert. 2002 war es soweit, die
Nationale Anti Doping Agentur (NADA) löste die bis dahin für den
Anti-Doping-Kampf verantwortliche Anti-Doping-Kommission des Deutschen
Sportbundes (DSB) und Nationalen Olympischen Komitees (NOK) ab. Im Januar 2003
nahm die NADA ihre Arbeit auf. Seither steht sie für Chancengleichheit,
Fairness, Toleranz sowie das Leistungsprinzip und hilft mit, die Werte des
Sports zu erhalten. Die 2002 als Kompetenzzentrum in Sachen Doping gegründete
Stiftung Privaten Rechts ist eine unabhängige Einrichtung, die nach dem
Stakeholder-Modell gemeinsam getragen wird von Politik, Sport und Wirtschaft und
als Compliance-Funktion des deutschen Sports ihre Aufgaben wahrnimmt.
Internationale Zusammenarbeit
Als wichtiger Akteur im
Anti-Doping-Kampf arbeitet die NADA eng mit der WADA zusammen und wurde dafür
2011 als "benchmark" ausgezeichnet. Die Wahrung der Chancengleichheit im
fairen sportlichen Wettkampf ist das oberste Ziel aller Maßnahmen - auch auf
internationaler Ebene. Um dies durchzusetzen, arbeitet die NADA eng mit anderen
europäischen nationalen Anti-Doping-Organisationen (NADOs) zusammen, z.B. mit
der Schweiz, Österreich und Frankreich.
Neue Struktur der NADA
Die Strukturänderung im
März 2011 stärkt das Hauptamt. Dies wird vor allem an dem hauptamtlichen
Vorstand deutlich. Bis zu der vollzogenen Strukturreform hatte die NADA einen
ehrenamtlichen Vorstand und einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Die ehemaligen
Vorstandsmitglieder mit ihrem Vorsitzenden Armin Baumart bringen ihre Kompetenz
seit März in beratende Kommissionen (Dopingkontrollsystem, Prävention, Recht und
Medizin) ein.
Eine der zukünftigen
Hauptaufgaben wird darin bestehen, das Zwei-Säulen-Modell (Repression und
Prävention) weiter voranzutreiben und für das Modell bei allen Stakeholdern zu
werben. Auf dieser inhaltlichen, strategischen und strukturellen Basis soll die
Finanzierung nachhaltig gesichert werden.
Wo
will die NADA hin?
Die NADA
Die Nationale Anti Doping
Agentur (NADA) ist als unabhängige Stiftung des bürgerlichen Rechts allein dem
Ziel der Dopingbekämpfung und damit einem fairen Sport verpflichtet. Die
Aufgaben der NADA umfassen Dopingkontrollen, Prävention, medizinische und
juristische Beratung sowie internationale Zusammenarbeit.
Die zwei Säulen der NADA: Doping-Kontroll-System und Prävention
Im Kampf für einen
sauberen, dopingfreien Spitzensport haben sich Philosophie und Strategie der
NADA gewandelt. Die Athleten werden heute nicht mehr nach dem früher üblichen
Losverfahren für eine Kontrolle ausgewählt, mit der Absicht regelmäßig alle
Athleten zu erreichen und zu testen, sondern intelligent und zielgerichtet.
Spitzenathleten unangemeldet zu Zeitpunkten zu kontrollieren, an denen die
Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass verbotene Mittel eingesetzt werden, ist
Ziel des intelligenten Testens in der Trainingsphase. Die Planung der Kontrollen
erfolgt auf Basis von individuellen Saisonhöhepunkten und Wettkampfplänen,
Whereabouts, Trainingsplänen und Verdachtsmomenten. Auch das Risiko einer
Sportart hinsichtlich der Dopingprävalenz wird schwerpunktmäßig berücksichtigt
und fließt in die Planungsstrategie ein. Neue Dopingsubstanzen, oder
Dopingsubstanzen mit teilweise deutlich verringerten Abbauzeiten sowie eine
Verfeinerung von verbotenen Methoden erschweren den direkten Nachweis des
Missbrauchs dieser pharmakologischen Substanzen. Regelmäßige Blutkontrollen und
die Anlegung und Auswertung von Profilen sind eine wichtige Grundlage für
intelligente Kontrollen, um bei Verdachtsmomenten sofort gezielt testen zu
können. Auch die zielgerichtete Anwendung neuester analytischer Methoden, die
nicht automatisch mit den derzeitigen Routineverfahren durchgeführt werden,
gehört zur Strategie.
Die zweite wichtige Säule der
NADA-Arbeit neben dem Doping-Kontroll-System ist die Prävention. Athleten werden
informiert, über die gesundheitlichen Gefahren aufgeklärt und zu selbstbewusstem
Argumentieren gegen Doping angeleitet. Vorrangig spricht die NADA junge
Hochleistungssportler direkt an, zusätzlich wendet sie sich aber auch an die
sportlichen Bezugspersonen und Multiplikatoren (Sportlehrer, Trainer, Betreuer,
Verbandsfunktionäre und vor allem Eltern). In diesem Zusammenhang erfolgt auch
die Aufklärung von Ärzten und Apothekern seitens des Ressorts Medizin. Seit 2011
werden junge Athleten über die E-Learning-Plattform geschult, die nicht nur
Auskunft über das Regelwerk gibt, sondern auch praktische Tipps zum Umgang mit
Medikamenten sowie Nahrungsergänzungsmitteln vermittelt und den Ablauf einer
Dopingkontrolle mit Filmsequenzen Schritt für Schritt erklärt.
Aufmerksam macht die Prävention
auch auf Dopingfallen, wie beispielsweise häufig verwendete, freiverkäufliche
Medikamente, die Dopingsubstanzen enthalten, oder mit Dopingsubstanzen
kontaminierte Nahrungsergänzungsmittel, die zu positiven Befunden führen können.
Auf die aktuelle Clenbuterol-Problematik in Mexiko hat die NADA die Athleten als
erste Institution hingewiesen und bereits im April dieses Jahres auf ihrer
Internetseite darüber informiert.
Ausblick
Ziele für die Zukunft sind
die weitere Übernahme von Ergebnismanagement und Sanktionsverfahren sowie die
Übernahmen weiterer Wettkampfkontrollen. Das Blutpass-Programm der WADA soll
ausgebaut werden, genauso wie die vielfältigen Präventionsaktivitäten.
Die Tasc-Force der NADA
Das Regelwerk
Mit der Annahme des Welt-Anti-Doping-Codes am 10. Dezember 2003 in Leipzig
hat sich die NADA zusammen mit dem Nationalen Olympischen Komitee für
Deutschland zur Umsetzung des WADA-Codes verpflichtet. Diese Umsetzung schlägt
sich im Nationalen Anti Doping Code (NADC) nieder und umfasst die zwingenden
Vorschriften des WADA-Codes sowie die relevanten International Standards". Das
derzeit gültige Regelwerk in Deutschland ist der NADC 2009, der auf dem
WADA-Code 2009 basiert. Die Revision des WADA-Codes ist für 2013 geplant. Am 1.
Januar 2015 wird ein neuer WADA-Code umgesetzt. Zum gleichen Zeitpunkt tritt der
NADC 2015 in Kraft.
Ein zentraler Bestandteil des
derzeitigen Regelwerks ist der Ablauf des Ergebnismanagements. Seit 2009 hat die
NADA dieses Verfahren im Rahmen von Meldepflicht- und Kontrollverstößen für alle
im Deutschen Olympischen Sportbund organisierten Verbände übernommen. Zudem
bietet sie seit 2010 den Spitzenverbänden die Übertragung des
Ergebnismanagement- und Sanktionsverfahrens bei sämtlichen Verstößen gegen
Anti-Doping-Bestimmungen an.
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Task-Force
Um das Ergebnismanagement
und damit den Anti-Doping-Kampf effektiver zu gestalten, hat die NADA zu Beginn
des Jahres 2011 eine Task-Force gegründet. Sie stellt ein interdisziplinäres
Organ der sportwissenschaftlichen, medizinischen und juristischen Experten der
NADA dar. Ziel der noch jungen Task-Force ist es, in Zusammenarbeit und
Kooperation mit den staatlichen Ermittlungsbehörden, dem BKA sowie den
Zollbehörden und den WADA-akkreditierten Laboren in Köln und Kreischa,
vorliegende Hinweise, Indizien und Spuren bezüglich möglicher Verstöße gegen
Anti-Doping-Bestimmungen systematischer und gezielter zusammenzutragen und
auszuwerten. Dabei orientiert sich die Task Force auch an internationalen
Vorbildern, wie beispielsweise der Intelligence Unit von UK Anti-Doping und der
australischen Anti-Doping-Organisation (ASADA).
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Foto: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
Grafik: NADA
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