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IX Maratona della Citta
di Roma
23. März 2003
Ein Friedenslauf zu Beginn des Krieges
er Marathon zu Beginn des
IrakKrieges. Wer könnte vergessen, dass der Ernst des Lebens ganz anders
aussieht als die 42,195 Kilometer!
Und so waren Start und Ziel und die Strecke selbst gesäumt von vielen, vielen
bunten Tüchern, in den Farben des Regenbogens gestreift. Pace stand darüber
geschrieben. Aus den Fenstern, den Balkonen, als Umhang getragen, als Stirnband
oder als Armbinde gebunden. Pace. Frieden.
Hinter den letzten Läufern im Start formierte sich eine der vielen
Friendensdemonstrationen dieser Tage in Rom.
iner der schönsten Läufe der
Welt soll er sein, dieser RomMarathon.
Vorbei an den bedeutendsten Denkmälern europäischer Geschichte: Start am
Kolosseum, vorbei am Forum Romanum, mitten durch Roma aeterna, das ewige Rom.
Petersdom, piazza Navona, Spanische Treppe, Fontana di Trevi, Circus Maximus,
Basilika Sankt Paul vor den Mauern und am Ende wieder das Kolosseum.
Leider sind meine läuferischen Qualitäten nicht so entwickelt, dass ich nach 25
Kilometern dafür noch ein Auge hätte!
ie Trainingswochen für diesen
Marathon waren immer wieder unterbrochen durch Verletzungen; Fuß, Hüfte, eine
letzte Erkältung zwang zum Trainingsverbot in der 11. Woche und der letzte lange
Lauf vor dem Kohlehydratfasten musste ausfallen. Ein Ischiasschmerz musste noch
abgeklärt werden. Ein verhaltenes Ja der Ärzte, mit der Option, Schmerzmittel zu
nehmen. Endlich dann meine Entscheidung: Ich fliege. Ich starte. Und ich höre
auf, wenn der Schmerz zu stark wird.
In der Nacht zum Sonntag musste sich mein Coach halbstündlich übergeben
Spaghetti Carbonara mag die Schuld daran gehabt haben, ich jedenfalls konnte
nicht schlafen. Und im Kopf: Du kannst jederzeit aufhören war nicht unbedingt
die beste Voraussetzung für einen guten Lauf?!
angsam wollte ich laufen, die
zu erwartenden Schmerzen möglichst lange herauszögern. Ab Kilometer 5 waren sie
da. Sehr verlässlich. Sehr penetrant. Sehr gleichbleibend. Und ich bin gelaufen,
bin auf der Strecke geblieben, im zweiten Teil sehr, sehr langsam. Dehnen,
dehnen, immer wieder dehnen.
ie Augen auf die gepflasterten
Straßen mit den vielen Unebenheiten und Schlaglöchern gerichtet. Blank gerieben
über die Jahre, nass sind sie spiegelglatt. Mancher steht am Straßenrand mit
verstauchtem Knöchel.
Verpflegungsstände sind ausreichend da, ist auch angebracht
bei dem wunderbaren Frühlingswetter: Wasser, Gatorade, Orangenstücke,
Würfelzucker keine Bananen (mehr?). Zwischen den Verpflegungsständen
Wasserschwämme.
Eine blue line gibt es nicht und manchmal nicht einmal eine richtige
Absperrung der Laufstrecke. Vor allem im Altstadtbereich, in den engeren
Straßen, durch die gelaufen wird, ist es lästig, auf touristische
Fußgängerattacken spontan reagieren zu müssen. Nach fast 30 Kilometern ist es
für Spaßläufer mit 6er Schnitt eben doch schon eine extreme Anstrengung:
Kopfsteinpflaster, Unebenheiten, die Laufbahn kreuzenden Touristen und
Motorroller. Und für Bildungstouristen, die nach Rom gekommen sind, um ihre
Münzen in die Fontana di Trevi zu werfen, ist es eben Mist, stundenlang auf die
Marathonläufer Rücksicht nehmen zu müssen.
Verglichen mit Köln, Berlin oder selbst Hamburg sind die angekündigten
Zuschauermengen eher spärlich. Das Interesse für die letzten Läufer ist
naturgemäß kaum noch vorhanden so anders als im guten, alten Colinia.
ndlich im Ziel über meine
Zeiten reden wir nicht erlebe ich eine phantastische Organisation: Matten
überlaufen auslaufen - Fuß auf eine der Fußbänke stellen und sich den
schwarzen ChampionChip abnehmen lassen Folie - Medaille
(wunderschön; noch etwas gelungener als in Köln!) - eine Flasche Wasser -
weitergehen und trinken - eine Plastiktüte mit Gatorade, Wasser, Apfel,
Apfelsine - Klamotten abholen, die Busse stehen rechts und links wie eine
Wagenburg - anziehen - ... - und aus der Wagenburg heraus.
nd da stehst Du am Forum
Romanum ein paar jungen Männern gegenüber, die als antike römische Soldaten
verkleidet sind - bist wieder in der normalen Welt. Du spürst Deine Beine,
hast die Medaille um den Hals hängen, bist glücklich und zufrieden und - kaputt.
Die roten MarathonRucksäcke der Teilnehmer verlieren sich immer mehr, je näher
Du Deiner Unterkunft, einer Dusche, Deinem Bett näherst.
ie wars? Hart. Anstrengend.
Warum machst Du Dir das Leben so schwer? Wirst Du noch einmal Marathon laufen?
Heute nicht; morgen auch nicht. Aber übermorgen, übermorgen taucht schon der
Gedanke auf: Köln. Köln läuft doch am 6. Oktober?!
Das Training musst Du ein wenig umstellen, ein paar Kilo abnehmen, die
Rückenmuskulatur stärken und ...
Nützliche Tipps für den 10.
RomMarathon am 28. März 2004
1.
Die
InternetAdresse des RomMarathon lautet:
www.maratonadiroma.it
2.
Die Marathonmesse und das Wettkampfbüro mit
den Unterlagen sind im Vorort EUR. Leicht zu erreichen mit der Metro Linie B
Richtung Laurentina.
Station Eur Magliana.
Zur Orientierung hilft das große viereckige Kolosseum der EUR, der Palazzo
della Civilta del Lavoro (Palast der Arbeitszivilisation). Der steht auf einem
Hügel. Ganz in der Nähe, dahinter, ist die Marathonmesse.
Salone delle Fontane in Piazza Ciro il Grande. Geöffnet
von Donnerstag bis Samstag; 10.30 Uhr bis 20.00 Uhr.
Das war in den letzten Jahren so und wird 2004 wohl ebenso sein.
3.
Die Marathonmesse ist enttäuschend. Klein,
wenig interessante Angebote.
4.
Es gibt Marathonkarten für die Zeit von
Donnerstag bis Sonntag kann man damit die römischen öffentlichen Verkehrsmittel
benutzen, einige Museen und Restaurants geben Nachlaß gegen Vorlage dieser
Karte. Lohnt sich, kostet nur 3 Euro und ist bei der Startnummernausgabe gegen
Nachfrage zu kaufen.
Eine einzelne Fahrkarte für Bus oder Metro oder Straßenbahn kostet 0,77 Euro und
ist 75 Minuten gültig. Wer länger bleibt, hat die Möglichkeit, eine Tageskarte
zu kaufen, die sich ab 4 Fahrten lohnt.
5.
Unterkünfte sind
ziemlich teuer; was ich von deutschen Läufern gehört habe, war deprimierend.
Ich empfehle Pensionato San Paolo; Viale F. Baldelli, 41.
00146 Roma. Telefon: 0039 6 5410287. Direkt bei der Basilika San Polo vor
den Mauern. (Kilometer 37) 5 Minuten bis zur Metro, verschiedene Buslinien
direkt vor der Haustür. Die Preise sind sehr, sehr günstig. Eine Möglichkeit, in
der Kantine im Haus Mittag zu essen, auch das sehr günstig.
6.
Spaghetti Carbonara würde ich
allerdings nicht empfehlen zu essen.
Nirgendwo.
Burkhart Demberg
Demberg@kirche-koeln.de
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Autor: Copyright Burkhard Demberg, Demberg@kirche-koeln.de
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