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Europa oder Afrika?
Sonntagmittag wird in London der
Marathon der Frauen ausgetragen. Für die laufbegeisterten Zuschauer dürfte diese Disziplin sicherlich
allein schon deshalb interessant sein, da hier auch Frauen aus Deutschland mit
am Start sind. Susanne Hahn und Irina Mikitenko werden gemeinsam mit 116
weiteren Langstreckenläuferinnen aus aller Welt die 42,195km bewältigen.
Für eine Dame war der Lauf
bereits im Vorfeld schon aus. Die Marathon-Weltrekordlerin Paule Radcliffe
musste wegen einer Fußverletzung ihren Start beim ersehnten Heimspiel auf den
Straßen der britischen Hauptstadt absagen. Radcliffe hatte 2003 beim
London-Marathon in 2:15:25 Stunden den Weltrekord aufgestellt. Zwei Jahre später
wurde sie Weltmeisterin. Außerdem gewann die Britin jeweils dreimal den Marathon
in New York (2004, 2007, 2008) und London (2002, 2003 und 2005). Eine olympische
Medaille konnte sie dagegen nie erlaufen.
Eine Konkurrentin weniger für
die Deutsche Susanne Hahn, wenn auch ihre Ambition sicherlich eher die Teilnahme
an sich mit einer guten Platzierung sein dürfte, als eine Goldmedaille. Für die
Troisdorferin ist es bereits die zweite Teilnahme an einem Olympischen Marathon.
2008 nahm sie auch in Peking teil, wobei bei Kilometer 25 schwere Magenprobleme
einsetzten; dennoch kämpfte sie sich durch und belegte schließlich den 52. Platz
in 2:38:31 Stunden. Mit einer aktuellen Marathon-Bestzeit von 2:28:49 schaffte
sie 2011 beim Frankfurt-Marathon erneut die Olympianorm und wurde am 25. Juli
2012 offiziell für Olympia 2012 in London nominiert. Hier will die Powerfrau
eine starke Performance abliefern. Eine Bestzeit von unter 33 Minuten auf 10
Kilometer lässt auf einen neuen, persönlichen Rekord hoffen. "Damit müsste eine
Platzierung unter den ersten 25 dicke drin sein", ist sich Susanne Hahn
selbstbewusst sicher.
Etwas schneller ist Irina
Mikitenko. Sie ist seit Jahren Deutschlands erfolgreichste
Weltklasse-Langstreckenläuferin und kann eine Bestzeit von 2:19:19 aufweisen.
Mit Siegen beim Flora London-Marathon 2008 und 2009 sowie beim real,-
Berlin-Marathon 2008 hat sie sich weltweit einen Namen gemacht. Als erste
Deutsche durchbrach sie die 2:20-Barriere im Marathon und gewann die World
Marathon Majors-Serien 2007-2008 sowie 2008-2009. Für die Olympiateilnahme
London 2012 hat sie sich ein großes Ziel gesteckt, denn die Teilnahme allein
interessiert sie nicht, es soll eine Medaillengewinn werden. Doch dieser Weg
dürfte nicht einfach werden, denn die Ausdauer-Asse aus Afrika sind leichtfüßig
und ausdauernd wie selten. Das durfte Mikitenko bereits im April diesen Jahres
an der Themse erfahren. Dort lief sie als Siebte und beste Europäerin ins Ziel.
Doch wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. "Die Konkurrenz ist
stark. Aber das bedeutet nicht, dass es unmöglich ist", sagt Mikitenko zu ihren
Medaillenchancen. Gewissheit gibt ihr eine gute Vorbereitung auf das Rennen.
Nach dem Ausfall der
Lokalmatadorin Paule Radcliffe ist die Aufmerksamkeit des Marathon-Publikums auf
Mary Jepkosgei Keitany aus Kenia gerichtet. Bei der Generalprobe im Frühjahr
2012 konnte die 30-jährige Kenianerin nicht nur zum zweiten mal in Folge den
London Marathon gewinnen, mit einer Zeit von 2:18.37 lief sie sogar die
drittschnellste Marathon-Zeit einer Frau in der Geschichte des London Marathons
und konnte damit den Afrikarekord für sich einnehmen. Aus europäischer Sicht
werden die aussichtsreichsten Möglichkeiten auf Olympia-Gold der Russin Lilija
Schobuchowa zugeschrieben. Mit einer Bestzeit von 2:18,20 aufgestellt im Herbst
2011 im windanfälligen Chicago, zählt die zweitschnellste Frau in der Geschichte
zu den größten Herausforderinnen der Afrikanerinnen.
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Start: 5. August, Sonntagmittag, Marathon Damen um 12:00 Uhr (MEZ) |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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