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L-Carnitin
 
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03.12.2002 

 

Was ist das eigentlich?
 
L-Carnitin wird im menschlichen Körper aus Aminosäuren in der Leber, der Niere und im Gehirn hergestellt. Außerdem kommt es in der Nahrung vor. Die durchschnittliche tägliche Aufnahme über die Nahrung liegt bei ca. 32 mg. Eine optimale Quelle für L-Carnitin ist Fleisch, insbesondere Schaf- und Lammfleisch. Vegetarische Lebensmittel enthalten wenig oder gar kein L-Carnitin. Daher auch der Name: carnis = Fleisch.
 
L-Carnitin ist ein Transportstoff. Während Kohlenhydrate ohne Hilfe zum Ort der Energiegewinnung gelangen, benötigt der Körper bei den Fetten einen sogenannten „Biocarrier“ (sozusagen eine Schubkarre), an den sich die Fettsäuren binden können.

Daher argumentieren die L-Carnitin-Befürworter, dass durch eine erhöhte L-Carnitinzufuhr in geeigneten Nahrungsmittelergänzungen (gibt es in Apotheken und im Sportfachhandel) der Fettstoffwechsel gesteigert werden könne.

L-Carnitin gehört jedoch zu den umstrittensten Nahrungsergänzungsmitteln, da es bezüglich seiner Wirkung sehr kontroverse Meinungen gibt.


Hier einige Beispiele der positiven Studien zu L-Carnitin

Bessere Fettverbrennung:
Experten wie Marconi oder Neumann (Lonzagroup, Basel) sind überzeugt von zahlreichen positiven Auswirkungen durch Einnahme von L-Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel.
 
Ihrer Meinung nach gehen mit der Einnahme von L-Carnitin folgende positive Merkmale einher:

  • Schutz vor freien Radikalen,

  • bessere Muskelregeneration, bessere Fettverbrennung,

  • Ankurbelung des Stoffwechsels,

  • weniger Milchsäureproduktion in der Muskulatur,

  • erhöhte Sauerstoffaufnahme in der Muskulatur (d.h. mehr Leistungsfähigkeit).

Aus den meisten bejahenden Studien geht hervor, dass - wenn mehr als genug L-Carnitin im Körper vorhanden ist (also zugeführt wurde) - der Körper stärker auf Fett als Energieträger zurückgreift.


Andere Studien bescheinigen weitere positive Auswirkungen:
 
L-Carnitin wirkt sich positiv auf die Herztätigkeit aus:
Laut Prof. Barnards Buch „50 Wege zu einem gesunden Herz“, weisen Menschen mit koronaren Herzerkrankungen häufig einen Mangel an L-Carnitin auf! Prof. Böhles von der Uniklinik Frankfurt bestätigt, dass durch die zusätzliche Einnahme von L-Carnitin vor einer Bypass-Operation, bessere Heiligungschancen gegeben sind.
 
Verzögerung des Alterungsprozesses:
Eine andere Studie, die Prof. Lohninger von der Veterinärmed. Universität Wien und seine jungen Wissenschafter durchgeführt haben, sagt aus, dass der Biocarrier L-Carnitin sich positiv auf die eingeschränkte Hirnleistung im Alter auswirkt; dies wurde bislang allerdings nur an Ratten nachgewiesen. Eine ähnliche Ratten-Studie mit gleich guten Ergebnissen wurde auch von der Universität Berkely (Kalifornien) durchgeführt.
 
Energie angeblich auf fürs ungeborene Kind und die stillende Mutter:
An der Universität Wien wurde in einer anderen Studie nachgewiesen, dass cirka ab der zwölften Schwangerschaftswoche der L-Carnitin-Gehalt im Blut deutlich abnimmt. Auch hier wird die Zufuhr von L-Carnitin empfohlen, da die physische Belastbarkeit gesteigert wird und vor allem die Infektionsneigung extrem gesenkt werden soll.

 
Neugeborene nehmen L-Carnitin nur über die Muttermilch auf. Daher empfiehlt die Lonza-Group auch stillenden Müttern, die vitaminähnliche Substanz als Nahungsergänzung einzunehmen.
 
Immunschutz durch L-Carnitin:
Der Kölner Immunforscher Prof. Gerhard Uhlenbruck konnte allerdings glaubwürdig nachweisen, dass die Aufnahme von zusätzlichem L-Carnitin den Appetit menschlicher Fresszellen - z.B. gegenüber Bakterien - enorm steigert und die für die Abwehr wichtigen T-Lymphozyten stark stimuliert und sogar den Tumor-abtötenden Effekt der sogenannten Killerzellen verbessert.


Warum aber eigentlich „zusätzliches“ Carnitin?
Unter normalen Umständen reicht die Eigenproduktion und das über die Nahrung aufgenommene Carnitin vollkommen aus. In der Diät oder bei intensiver Ausdauerbelastung oder Schwangerschaft kann aber durch den erhöhten Fettstoffwechsel ein Carnitin-Engpass entstehen.


Contra-Studien zu L-Carnitin

  • Beispielsweise in einer neueren Studie von PLATEN et al. an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Dort wurden keine positiven Effekte auf die Leistungsfähigkeit, die Herzfrequenz und die Lactatansammlung der Muskulatur gemessen. Sie kommen zu der Feststellung, dass eine kurzfristige L-Carnitin-Zugabe keine Verbesserung der sprint- und ausdauerspezifischen Kapazität bewirkt.
     

  • Forscher an der Universität von Maastricht kamen zu dem Ergebnis, dass selbst eine extrem hohe Dosis von 6 Gramm L-Carnitin pro Tag an 14 aufeinanderfolgenden Tagen die L-Carnitin-Konzentration im Muskelgewebe nicht verändert. Das überschüssige L-Carnitin war lediglich im Blut nachweisbar und wurde über die Nieren wieder ausgeschieden.
     

  • Die Studie von COLOMBANI an Marathonläufern kam zu dem Ergebnis, dass eine L-Carnitin-Substitution die Leistungs- und Regenerationsfähigkeit bei Ausdauersportlern nicht verbessern kann.
     

  • Auch bei einem Fahrrad-Ergometer-Test an der anaeroben Schwelle konnte COLOMBANI keinen Einfluss von Carnitin auf die Erholung der untersuchten Athleten feststellen.


Neutrale Aspekte zu L-Carnitin

  • L-Carnitin ist kein Arzneimittel und kann somit eigentlich bedenkenlos genommen werden.
  • Neutrale Tests bescheinigen der L-Carnitin gute Verträglichkeit und keine Nebenwirkungen.
  • Ãœberdosierung ist nicht möglich, ein „Zuviel“ wird problemlos vom Körper ausgeschieden
  • L-Carnitin ist kein günstiges Nahrungsergänzungsmittel!


Fazit
Ist das ganze also nur ein Marketing-Gag? Schließlich ist Carnitin nicht nur bei gesunden Menschen ausreichend vorhanden, sondern auch bei Leistungssportlern und hochausdauertrainierten Athleten!
 
Eine garantierte Wirkung auf den Fettstoffwechsel ist nicht nachweisbar!
 
Wer von den Experten auch immer Recht hat: Machen Sie den Selbst-Test - auch wenn dabei nur der "Placebo-Effekt“ eintritt:
L-Carnitin sollte ca. 60 Minuten vor der sportlichen Betätigung eingenommen werden, da ansonsten ganz sicherlich keine fettverbrennende Wirkung erwartet werden kann.
 
Die Studien belegen allerdings auch, dass L-Carnitin
zur Gefäßerweiterung in peripherem Gewebe beiträgt und möglicherweise regional Blutfluss und Sauerstoffversorgung positiv beeinflusst.
 
Es ist also ein kleiner Luxus, den man sich gönnen kann - aber ganz sicher nicht muss!





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Autor: Copyright Marie-Cécile Meuser für Laufen-in-Koeln