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Wissenschaftliche Studie in
Berlin vorgestellt
Gesundheitsgefährdungen und illegale Wettkampfabsprachen beeinflussen
Bereitschaft der Bevölkerung zur Spitzensportförderung
Wie nimmt die Bevölkerung in
Deutschland den Spitzensport wahr? Überwiegen die positiven Aspekte oder stehen
die Schattenseiten, wie Doping oder Wettbetrug, im Vordergrund? Wie hoch ist in
diesem Zusammenhang die Bereitschaft, den Spitzensport finanziell zu fördern?
Erstmals stellt eine wissenschaftliche Studie die Dysfunktionen des
Spitzensports in Deutschland aus Bevölkerungs- und aus Athletensicht dar.
Untersucht wurde zum einen die Wahrnehmung der Bevölkerung zur Einnahme
verbotener Substanzen und Gesundheitsgefährdungen durch den Athleten/die
Athletin, zum anderen das Handeln und die Einstellung der Athleten und
Athletinnen in diesem Kontext.
Die Studie, die 2012 im Auftrag
der Stiftung Deutsche Sporthilfe von Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer und Dr.
Kirstin Hallmann (Institut für Sportökonomie und Sportmanagement) durchgeführt
und am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde, zeigt als zentrales Ergebnis sowohl
Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten aus Bevölkerungs- bzw. Athletensicht.
Statistisch signifikant konnte nachgewiesen werden, dass die Bereitschaft in der
Bevölkerung zur finanziellen Unterstützung des Spitzensports mit der
wahrgenommenen Verbreitung illegaler Spielabsprachen sinkt, und mit dem Ausmaß
gesundheitlicher Risiken, die die Athleten in Kauf nehmen, steigt. Andere
Dysfunktionen, wie z.B. die Einnahme verbotener Substanzen, haben aktuell noch
keine signifikante Auswirkung auf die Förderbereitschaft.
Die Wahrnehmung der einzelnen
Dysfunktionen variiert stark. So glaubt die deutsche Bevölkerung, dass 29% der
deutschen Spitzensportler regelmäßig zu Dopingmitteln greifen und etwa die
Hälfte (49%) regelmäßig Schmerzmittel nimmt. 45,4% der Athleten nehmen, nach
öffentlicher Wahrnehmung, in Zusammenhang mit ihrem Sport gesundheitliche
Risiken bewusst in Kauf, 14% der Athleten sind bereits an illegalen Absprachen
beteiligt gewesen.
Die Athletenbefragung weicht
auf den ersten Blick signifikant von der Bevölkerungsumfrage ab. 6% der
deutschen Spitzensportler geben die regelmäßige Einnahme von Dopingmitteln und
11% die Einnahme von Schmerzmitteln ehrlich zu. 40% nehmen nach eigener Aussage
bewusst gesundheitliche Risiken in Kauf. 10% der deutschen Spitzensportler
sagen, dass sie an Absprachen über den Spiel- bzw. Wettkampfausgang beteiligt
waren. Allerdings gibt es eine erhebliche Anzahl von Athleten, die bei Fragen
nach der Einnahme leistungssteigernder Substanzen, nach Wettkampfabsprachen oder
Gesundheitsproblemen keine Antwort gegeben haben. Die Gründe dafür können
vielfältig sein.
Die befragten Athletinnen und
Athleten empfinden ihre eigene Lage insgesamt als sehr viel prekärer als die
Bevölkerung - dies wird bei den Antworten auf Fragen nach möglichen Gründen für
ein Fehlverhalten von Sportlern deutlich. Während nur 12,7% der Bevölkerung
"Existenzangst" als mögliches Motiv nennen, sind dies unter den Athleten 57,7%.
"Druck durch das Umfeld" nennen 26,9% der befragten Öffentlichkeit, aber 79,8%
der Athleten; "Erfolgsdruck" als mögliche Begründung nennen 63,6% der
Bevölkerung, jedoch 88,6% der Athleten.
Einig sind sich die
Öffentlichkeit sowie die Spitzensportler in Deutschland darüber, dass die
Einnahme von Dopingmitteln klar gegen die Werte des Sports, wie Leistung,
Fairplay oder Teamgeist/Solidarität, verstößt. Dabei gibt es graduelle
Unterschiede: Während 99% der Athleten der Ansicht sind, dass Doping gegen
Fairplay und Solidarität/Teamgeist verstößt, sind es auf Seiten der Bevölkerung
nur 94%. Beim Leistungsgedanken herrscht Übereinstimmung: 90% beider Gruppen
sind der Meinung, Doping stehe nicht im Einklang mit dem Leistungsprinzip des
Sports.
Hintergrund
Univ.-Prof. Dr. Christoph
Breuer und sein Team haben zum dritten Mal eine Studie im Auftrag der Stiftung
Deutsche Sporthilfe durchgeführt. Im Rahmen dieser Studie wurden 2.008 Personen
der deutschen Wohnbevölkerung (telefonische Befragung, Zufallsauswahl) und 1.154
von der Sporthilfe geförderte Athleten (Online-Befragung) befragt. Die Studie
ist online abrufbar auf der Homepage des Bundesinstituts für Sportwissenschaft
unter www.bisp.de in der Rubrik
Aktuelles. Die beiden vorherigen Studien befassten sich mit einer
sportökonomischen Analyse der Lebenssituation von Spitzensportlern in
Deutschland und der gesellschaftlichen Relevanz des Spitzensports in
Deutschland.
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Autor und Copyright: Sabine Maas für Laufen-in-Koeln
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