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Vorwort
In diesem Jahr findet der 32.
Königsforst-Marathon statt. Seit der ersten Auflage sind seitdem viele Füße
durch den Staatsforst gelaufen. Laufen-in-Koeln erinnert sich an die erste
Auflage von 1973. Der jüngeren Generation sei vorweg erklärt, dass es zu der
damaligen Zeit noch nicht die Möglichkeit gab, dass wie heute, jeder an einem
Marathon teilnehmen kann. Ermöglicht wurde dies durch einen kleinen Trick.
Erstmalig meldete man eine derartige Veranstaltung nicht nur als Straßenlauf an,
sondern auch auch als Volkslauf.
Die Geburtsstunde des Königsforst-Marathon
Mit einem "Volksmarathon" startete die Läufergruppe der LG Rheinberg, ein
Zusammenschluss von 6 Leichtathletikvereinen des Rheinisch-Bergischen Kreises,
1973 im Königsforst ein interessantes Experiment. Denn zum ersten Mal rief die
klassische Laufstrecke nicht allein die Hochleistungssportler und Spezialisten,
sondern auch die so genannten Volkssportler. Man hatte es sich zum Ziel gesetzt,
neben dem Leistungssport besonders den Breiten- und Alterssport zu fördern. Die
Initiatoren wollten hierbei speziell den Langstreckenlauf als ideale Ausdauerung
und natürlichste und einfachste Gesundheitsvorsorge für alle Altersgruppen
breiten Bevölkerungsschichten nahe bringen. Es stand im Ermessen eines jeden
Teilnehmers, wie er die gut 42 Kilometer überwindet, laufend, wandernd, oder
auch gemischt. Für zehn Mark Startgebühr konnte jeder mit dabei sein. Das Ziel
sollte acht Stunden lang geöffnet sein, so dass auch die strammen Geher noch in
die Wertung kommen konnten.
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Rückseite
der Ausschreibung von 1973: Streckenplan |
Die Pioniere des Volksmarathon
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Gottfried
Küpper |
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Ausgedacht hatte sich dies eine
Gruppe von Idealisten, bestehend aus Organisator und Leiter Gottfried Küpper,
Jupp Linden, Hans Klein, Erwin Haake und Manfrd Fietkau. Selber aktive Läufer,
waren sie durch die olympischen Spiele inspiriert, selber einen Marathon ins
Leben zu rufen. Ein gewaltiges Vorhaben, dass die Truppe mit seinen Helfern mit
äußerster Sorgfalt und Hingabe bewältigten. So wanderte beispielsweise Jupp
Linden zu Fuß eine Woche lang mit dem Laufrad durch den Königsforst, um die
Strecke zu ermitteln und abzumessen. Der offizielle Streckenvermesser
bescheinigte ihm nachher eine erstklassige Arbeit. Es wurde lediglich eine
Differenz von 50m festgestellt.
Das Experiment wurde auch an
offizieller Stelle geschätzt. Das zeigte sich nicht nur an den vielen
Ehrenpreisen. Unter den Spendern befanden sich die damaligen Bundesminister Focke
und Genscher, Landesminister Girigensohn, Regierungspräsident Heidecke sowie die
Städte Bensberg, Bergisch Gladbach und Porz. Die Schirmherrschaft zu dem
Königsforst-Marathon übernahm der Bundestagsabgeordnete Bertram Blank.
Die Sunde hat geschlagen
Der Start erfolgte am 8. April
1973 um 9 Uhr an der Johannes-Gutenberg-Realschule in Bensberg. Die Strecke
führte von dort durch den Königsforst und war zweimal zurückzulegen.
Genau 596 Teilnehmer drängten
sich am Start des Marathon, Läufer, Geher und Wanderer. Die Mühen der
ausrichtenden LG Rheinberg wurden also reichlich belohnt. Und die Starter kamen
nicht nur aus allen Teilen der Bundesrepublik, selbst aus Holland, Belgien und
der Schweiz hatten sich Freunde des Langstreckenlaufs in der Schlossstadt
eingefunden. Offizielle Gruppen entsandten der Bundesgrenzschutz und die
belgischen Streitkräfte in Westhoven, Spich und Altenrath.
Bai aller Achtung vor der
Leistung der Geher und Wanderer, die Läufer standen verständlicherweise im
Vordergrund des Interesses. Auf der abwechslungsreichen Strecke entwickelten
sich zwischen den Marathonspezialisten spannende Positionskämpfe, doch schon
nach der
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Jeder
erfolgreiche Finisher
bekam eine Medaille |
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Hälfte der Strecke lag der Porzer Helmut Urbach klar in Führung und
ließ sich diese auch nicht bis ins Ziel nicht mehr abnehmen. Er verwies den
starken Holländer van Kasteren klar auf den zweiten Platz, wobei er im Ziel
nahezu vier Minuten Vorsprung hatte. Erstaunlich, dass damals auch eine Reihe
von Frauen die schwierige Strecke durchstanden. Die schnellste war Lucia
Preußker aus Neuss in 4:08 Stunden als 15. der Gesamtwertung. Unmittelbar hinter
ihr aber schon das zweite weibliche Wesen ins Ziel, die 45jährige Marthel von
den Berge aus Münster.
Lutz Müller, Trainer der LG
Rheinberg, traute seinen Augen nicht, als er unter den Startern einen seiner
Schüler erblickte, der sich durch seine Passivität eine fünf im Zeugnis
eingehandelt hatte.
Als Auszeichnung bekam jeder
Teilnehmer, der die Distanz innerhalb 8 Stunden bewältigte, zur Erinnerung eine
künstlerisch gestaltete Keramik Medaille (16,5 cm Durchmesser). Klassensieger,
Nächstplazierte und Mannschaften erhielten zusätzliche Ehrenpreise.
Ein voller Erfolg
Glück hatten die Veranstalter
und Aktive mit dem Wetter, denn bis auf wenige Regentropfen, die sich ab und zu
in den Königsforst verirrten, blieb es trocken. Zu loben war die Organisation.
Die Männer und Frauen um Gottfried Küpper, Jupp Linden und Hans Klein hatten die
Veranstaltung in wochenlanger Arbeit bis ins kleinste vorbereitet, hatten eine
große Zahl von Ehrenpreisen gesammelt. Dank der Arbeit dieser Idealisten sowie
der Mithilfe der Polizei, des DRK, des Forstamtes und der Schulverwaltung ging
die Veranstaltung reibungslos über die Bühne, die Teilnehmer fuhren zufrieden
nach Hause.
Auch in den Folgejahren sollte
der Erfolg nicht abreißen. So registrierten die Veranstalter gleich zur zweiten
Auflage über 700 Teilnehmer. Sinn dieser Veranstaltung war es ja, nicht nur
Spitzenläufern nach der Winterpause eine erste Gelegenheit zu geben, ihre Form
über die klassische Distanz von 42,195km zu prüfen. Sondern es sollten sich vor
allem Dingen Männer, Frauen und auch Kinder angesprochen fühlen, die Freude am
Ausdauersport haben und dies im herrlichen Waldgebiet des Königsforstes testen
wollten. Daher kam die LG Rheinberg ab der zweiten Auflage auch einem vielfachen
Wunsch nach, nicht nur den Marathonlauf (42,195 km) auszuschreiben, sondern
schaffte auch die Möglichkeit, einen Halbmarathon (21,1 km) mit oder ohne
Zeitnahme zu bestreiten. Angeboten wurden somit für Jedermann den Marathonlauf
(42,2km) mit einer Sollzeit von 6 Stunden, Jogginglauf über 21,1km mit
Zeitnahme, sowie Laufen, Gehen, Wandern ohne Zeitnahme. Bei letzterem konnten
die Aktiven übrigens den Start selber zwischen 8.00 und 11.00 Uhr bestimmen.
Zielschluss war um 15.00 Uhr.
Ja, sie leben noch
Dem eigentlichen Erfinder des
Königsforstmarathon, Gottfried Küpper, begegnen wir auch heute noch. Er entwirft
seit je her jährlich die Waldmotive für die Urkunden. Als gelernter technischer
Zeichner lässt er sich dafür von einem Naturbuch inspirieren. Auch Jupp Linden
ist noch aktiv. Zwar nicht mehr für den Königsforstmarathon, dafür als
Abteilungsleiter der Leichtathletik des TuS 08 Weihershagen, sowie gemeinsam mit
seiner Frau als Veranstalter eigener Läufe. Hierbei dürfte den Ultralangstreckenläufer
der 50km lange Zunft-Kölsch Lauf wohl bekannt sein. Jupp Linden nahm übrigens
selber mit großem Erfolg an fast 1.000 Wettkämpfen teil.
Auszug aus der Ergebnisliste des 1. Königsforst-Marathon von 1973:
Pos. |
Zeit |
Teilnehmer |
Ort/Verein |
Jahrgang |
1. |
2:25,46 |
Helmut Urbach |
Porz |
42 |
2. |
2:29,36 |
van Kasteren |
Holland |
42 |
3. |
2:29,52 |
Herbert
Stöcker |
LG Euskirchen |
50 |
4. |
2:39,35 |
Günter
Gordziel |
VfL Wolfsburg |
44 |
5. |
2:40,51 |
Klaus
Burghardt |
VfL
Gummerrsbach |
28 |
6. |
2:41,44 |
Peter Greif |
MTV Seesen |
43 |
7. |
2:42,36 |
Hans
Kastenholz |
PSV Köln |
37 |
8. |
2:42,55 |
Dieter
Reintgen |
LC Troisdorf |
40 |
9. |
2:43,35 |
Hans G. Krüger |
Letmathe |
39 |
10. |
2:45,47 |
Wolfram
Hartwig |
Bonn-Beul |
39 |
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1. |
4:08 |
Lucia Preußker |
Neuss |
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2. |
4:09 |
Marthel van
den Berg |
Münster |
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3. |
5:07 |
Charlotte
Blasberg |
Bensberg |
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4. |
5:09 |
Luise
Heibertshausen |
SV Staufenberg |
|
5. |
5:14 |
Betty Töpfer |
Worms |
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6. |
5:15 |
Ursula
Dinnebier |
TS Frechen |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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