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Betroffene "Daniela Hegermann" beim Race for the Cure dabei |
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Daniela
Hegermann |
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Positiv bleiben und Finger weg von Statistiken
Wenn Daniela Hegermann am
16. Juni in Köln beim Race for the Cure an den Start geht, dann liegt eine Zeit
hinter ihr, die sie geprägt und verändert hat. Wer ihre Geschichte hört, kann
über so viel Zuversicht nur staunen. Mit 31 Jahren und in der 36. Woche
schwanger bekam sie 2010 die Diagnose Brustkrebs. Gerade noch voller Vorfreude
auf das einzigartige Erlebnis, ein Kind zur Welt zu bringen und mitten in den
Vorbereitungen für die Ankunft des neuen Familienmitglieds platzte die Nachricht
von der lebensbedrohlichen Krankheit.
Wie ihre kleine Tochter Nike einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Genesung
leistete, warum Nike jetzt drei statt der ursprünglich geplanten zwei Vornamen
hat und warum Offenheit, Aufklärung und ein vielfältiges Betreuungsangebot für
Brustkrebspatienten unerlässlich sind, erzählt Daniela Hegermann im Interview
mit KOMEN
Deutschland.
KOMEN: Frau Hegermann, wie und wann haben Sie die Diagnose erhalten und was
hat das bei Ihnen ausgelöst?
Daniela Hegermann: Am 10.
September 2010, ich war gerade eine Woche im Mutterschutz, kam der Anruf von
meinem Arzt. Ich hatte zuvor selbst einen Knoten ertastet, ihm aber keine große
Bedeutung gegeben, da mir im Jahr 2000 an derselben Stelle ein gutartiges
Fibroadenom entfernt worden war. Meine Frauenärztin hat mich jedoch vorsorglich
ins Brustzentrum in Mönchengladbach überwiesen, wo am 9. September eine
Stanzbiopsie durchgeführt wurde. Als der Anruf kam, war ich gerade dabei, für
meine kleine Tochter einzukaufen. Ich konnte die Nachricht einfach nicht
glauben, weil ich mich so gesund und normal gefühlt habe. Dann hatte ich einfach
nur Angst. Ich habe mich gefragt wie es weiter geht, was mit meinem Baby
passiert. Und natürlich hatte ich auch Angst vor dem Sterben. Dann habe ich eine
Weile sehr viel gejammert und wollte mein altes Leben zurück.
KOMEN: Was hat Sie wieder aufgerichtet?
Daniela Hegermann: Ich
habe mich der Krankheit gestellt und ihr den Kampf angesagt. Wir haben dem Krebs
dann nur noch so viel Raum wie nötig zugestanden. Auch meine Familie hat mich
aufgebaut und großartig unterstützt auch später, als das Baby da war und ich
zur Chemotherapie musste, da waren mein Mann, meine Mutter und meine Schwester
abwechselnd im Einsatz.
KOMEN: Wie haben Sie Ihr Baby zur Welt gebracht?
Daniela Hegermann: Zum
Glück auf fast normalem Wege. Im Brustzentrum hat man mich über die Art meines
Tumors und über die nächsten Schritte informiert. In meinem
Entbindungskrankenhaus wurde ich durch den damaligen Chefarzt der Frauenklinik
und durch meine Hebamme sehr gut aufgefangen und beraten. Beide haben mich auch
dabei unterstützt, meine Tochter mittels Einleitung natürlich zur Welt zu
bringen. Durch die Schwangerschaft war ich in zwei Krankenhäusern in Behandlung.
Da musste etwas koordiniert werden. Mir war die Trennung von Krankheit und
Entbindung wichtig. Eine knappe Woche nach der Diagnose, am 16. September 2010,
wurde der Tumor noch während der Schwangerschaft herausoperiert. Vor, während
und nach der OP wurde ich per CTG überwacht. Einen Tag nach der OP durfte ich
unter der Auflage mich strengstens zu schonen nach Hause. Am 26. September ging
ich zur Einleitung der Geburt in mein Entbindungskrankenhaus. Am 1. Oktober 2010
kam meine Tochter Nike nach fünf Tagen Einleitung freiwillig zur Welt.
KOMEN: Ein Baby zu versorgen ist anstrengend genug. Wie bewältigen Sie das
trotz
Ihrer Krankheit?
Daniela Hegermann: Meine
Tochter war zum Glück von Anfang an das, was man pflegeleicht nennt. Sie hat
viel geschlafen, so dass ich auch zu meiner Erholung kam. Aber vielmehr hat Nike
mich wieder auf die Beine gebracht und dafür gesorgt, dass ich mich nicht zu
sehr mit mir selber beschäftige und womöglich in Selbstmitleid versinke.
Außerdem hat sie mich jeden Tag aufs Neue einfach glücklich gemacht. So
glücklich, dass ich den Krebs manchmal tatsächlich vergessen habe. Jedenfalls
bis zum nächsten Blick in den Spiegel, zumindest in der Zeit, als die Haare weg
waren.
KOMEN: Welche Rolle spielt der Sport in Ihrem Leben?
Daniela Hegermann: Ich
habe mich früher nur sporadisch sportlich betätigt. Aber schon während der
Therapie habe ich darauf geachtet, mich regelmäßig zu bewegen. Es ist ja
erwiesen, dass sich Bewegung positiv auf die Genesung auswirkt. Das kann ich
auch nur bestätigen, auch wenn ich mit meiner kleinen Tochter nicht so flexibel
war und bin. Wann immer es möglich war, sind wir aber spazieren gegangen, um in
Bewegung zu bleiben. In der Reha gab es verschiedene Sportangebote und mir hat
das immer sehr gut getan. Jetzt bemühe ich mich endlich aktiv um regelmäßige
Bewegung und bin stolz auf meinen Körper, dass er trotz der Strapazen ganz gut
mit den anderen Frauen mithalten kann.
KOMEN: Und das wollen Sie am 16. Juni beim Race for the Cure in Köln auch
zeigen. Ist es Ihr erster Lauf?
Daniela Hegermann: Ja,
ich mache so etwas zum ersten Mal und freue mich schon
sehr auf den Race for the Cure in Köln. Ich finde, das ist ein tolles Angebot
für Betroffene
und Angehörige.
KOMEN: Was schätzen Sie daran?
Daniela Hegermann: Der
Lauf soll ja dazu beitragen, dass mehr über die Krankheit gesprochen wird und
Projekte gefördert werden, die sich für Aufklärung, Heilung, die Patienten und
deren Familien einsetzen. Das finde ich gut, denn mir hat es sehr geholfen, über
die Krankheit zu sprechen. Ich bin von Anfang an offensiv damit umgegangen und
konnte so meine Last etwas teilen. Vielleicht habe ich auch den einen oder
anderen etwas vor den Kopf gestoßen mit meiner Direktheit, aber es war mir
wichtig, mich nicht zu verstellen. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist
dann noch mal etwas Besonderes. Man versteht sich einfach und kann zusammen am
besten über diese Angelegenheit lachen. Ich habe regelmäßig Kontakt zu anderen
Frauen und ich finde, wir sind uns eine sehr gute Stütze. Auch wenn ich nicht in
einer Selbsthilfegruppe war, finde ich solche Einrichtungen ebenso sinnvoll wie
andere Brustkrebs-Projekte, um vielen Betroffenen Mut und Lebenskraft zu
schenken.
KOMEN: Jährlich erkranken rund 72.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs.
Was raten Sie allen Frauen, die diese Diagnose erhalten?
Daniela Hegermann: Auf jeden
Fall so positiv und optimistisch an die ganze Sache herangehen, wie es irgendwie
möglich ist. Brustkrebs kann heute sehr gut behandelt werden. Am besten die
Finger weglassen von Statistiken. Die machen nur Angst und es sind nur Zahlen,
die man nicht unbedingt auf sich beziehen kann. In Fällen wie meinen, also für
erkrankte Frauen mit Kindern, kann ich Angebote wie die Reha-Maßnahme Gemeinsam
gesund werden der Rexrodt von Fircks-Stiftung empfehlen. Diese besondere
Maßnahme ist speziell für Mütter mit Kindern ab einem Jahr. Auch der Partner
kann einbezogen werden. Mir haben diese drei Wochen in Grömitz sehr gut getan.
Vor allem der nette Austausch untereinander, aber natürlich auch die Anwendungen
und Sportangebote in der Klinik.
KOMEN: Ihre Tochter Nike hat drei Vornamen, geplant waren aber nur zwei. Wie
kam das?
Daniela Hegermann: Da unsere
Tochter untrennbar mit meiner Brustkrebsdiagnose verbunden ist, haben wir zu
ihren zwei geplanten Namen Nike Lilia noch einen dritten ausgewählt: Beatrix
die Glück bringende.
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Autor und Copyright: Silke Wiegand für Laufen-in-Koeln
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